men, was man von ihnen verlangt, wenn man nur kein Geld verlangt.
Ein Kaufmann, welcher glauben will, das edelste Geschöpf unter der Sonne sey dasjenige, welches weder ißt, noch trinkt, noch schläft, von wahrer Liebe, von wahrer Freundschaft, von Ge- selligkeit nichts weis, außer der Rechenkunst alle Künste verachtet, aber welches an statt dessen Reichthümer sammelt; ein Kaufmann, der die- ses glauben will, der soll alle Jahre zehen pro Cent von demjenigen abgeben, was er durch Bevorthei- lung, und dergleichen ungerechte Wege erbeutet. Das wird meiner Casse erstaunende Summen ein- bringen. Denn ein Kaufmann, der im Stande ist, so niederträchtig zu denken, dem ist auch kein Mittel zu niederträchtig, um reich zu werden. Jch kenne zwey gute Häuser, eines in Maynz, das andre in Straßburg, von denen ich durch diesen Satz jährlich, wenigstens drey tausend Gulden zu heben hoffe.
Ein Kaufmann, welcher von allen schönen Wissenschaften ein so unwissender Feind ist, daß er die Kosten scheut, seinem einzigen Sohne eine anständige Erziehung zu geben, und ihn noch et- was mehr lehren zu lassen, als was zum Buch- halten gehört, der soll jährlich geben 100 fl. - Es ist eine große Summe, ich läugne es nicht: Aber er ist auch ein großer Narr, da er seinem Sohne auf diese Art alle Mittel benimmt, das bereits erworbne Vermögen vernünftig zu ge-
nießen,
Antons Panßa von Mancha
men, was man von ihnen verlangt, wenn man nur kein Geld verlangt.
Ein Kaufmann, welcher glauben will, das edelſte Geſchoͤpf unter der Sonne ſey dasjenige, welches weder ißt, noch trinkt, noch ſchlaͤft, von wahrer Liebe, von wahrer Freundſchaft, von Ge- ſelligkeit nichts weis, außer der Rechenkunſt alle Kuͤnſte verachtet, aber welches an ſtatt deſſen Reichthuͤmer ſammelt; ein Kaufmann, der die- ſes glauben will, der ſoll alle Jahre zehen pro Cent von demjenigen abgeben, was er durch Bevorthei- lung, und dergleichen ungerechte Wege erbeutet. Das wird meiner Caſſe erſtaunende Summen ein- bringen. Denn ein Kaufmann, der im Stande iſt, ſo niedertraͤchtig zu denken, dem iſt auch kein Mittel zu niedertraͤchtig, um reich zu werden. Jch kenne zwey gute Haͤuſer, eines in Maynz, das andre in Straßburg, von denen ich durch dieſen Satz jaͤhrlich, wenigſtens drey tauſend Gulden zu heben hoffe.
Ein Kaufmann, welcher von allen ſchoͤnen Wiſſenſchaften ein ſo unwiſſender Feind iſt, daß er die Koſten ſcheut, ſeinem einzigen Sohne eine anſtaͤndige Erziehung zu geben, und ihn noch et- was mehr lehren zu laſſen, als was zum Buch- halten gehoͤrt, der ſoll jaͤhrlich geben 100 fl. ‒ Es iſt eine große Summe, ich laͤugne es nicht: Aber er iſt auch ein großer Narr, da er ſeinem Sohne auf dieſe Art alle Mittel benimmt, das bereits erworbne Vermoͤgen vernuͤnftig zu ge-
nießen,
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[306/0328]
Antons Panßa von Mancha
men, was man von ihnen verlangt, wenn man
nur kein Geld verlangt.
Ein Kaufmann, welcher glauben will, das
edelſte Geſchoͤpf unter der Sonne ſey dasjenige,
welches weder ißt, noch trinkt, noch ſchlaͤft, von
wahrer Liebe, von wahrer Freundſchaft, von Ge-
ſelligkeit nichts weis, außer der Rechenkunſt alle
Kuͤnſte verachtet, aber welches an ſtatt deſſen
Reichthuͤmer ſammelt; ein Kaufmann, der die-
ſes glauben will, der ſoll alle Jahre zehen pro Cent
von demjenigen abgeben, was er durch Bevorthei-
lung, und dergleichen ungerechte Wege erbeutet.
Das wird meiner Caſſe erſtaunende Summen ein-
bringen. Denn ein Kaufmann, der im Stande
iſt, ſo niedertraͤchtig zu denken, dem iſt auch kein
Mittel zu niedertraͤchtig, um reich zu werden. Jch
kenne zwey gute Haͤuſer, eines in Maynz, das
andre in Straßburg, von denen ich durch dieſen
Satz jaͤhrlich, wenigſtens drey tauſend Gulden zu
heben hoffe.
Ein Kaufmann, welcher von allen ſchoͤnen
Wiſſenſchaften ein ſo unwiſſender Feind iſt, daß
er die Koſten ſcheut, ſeinem einzigen Sohne eine
anſtaͤndige Erziehung zu geben, und ihn noch et-
was mehr lehren zu laſſen, als was zum Buch-
halten gehoͤrt, der ſoll jaͤhrlich geben 100 fl. ‒
Es iſt eine große Summe, ich laͤugne es nicht:
Aber er iſt auch ein großer Narr, da er ſeinem
Sohne auf dieſe Art alle Mittel benimmt, das
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/328>, abgerufen am 25.11.2024.
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