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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Antons Panßa von Mancha
mand, als die Mutter, war vermögend, ihren
Sohn zu bereden, daß er sich diese Reise gefallen
ließ. Er wußte wohl, daß er nirgends eine so
liebe Mama, und nirgends ein so weiches Cana-
pee finden werde, als in dem väterlichen Hause.
Endlich aber wälzte er sich doch aus seiner Mutter
Schoose, und reiste von Münster bis nach Osna-
brück, wo er bey seinen Freunden etliche Wochen
ausruhte. Hier bekam er unvermuthet die Nach-
richt, daß sein Vater an einem Schlagflusse ge-
storben sey. Er kroch also ohne Verzug in das
väterliche Haus zurück, nahm das hinterlaßne
Vermögen in Besitz, streckte sich ruhig auf seinen
Sopha, und übersahe von diesem Posten, ohne
sich um die Wirthschaft zu bekümmern, die er,
nach dem Tode der Mutter, seine ehemalige Am-
me besorgen ließ, alle geheime Bewegungen der
Potentaten, und überlegte mit seinem Markthel-
fer, in wie weit sie zu billigen wären, und dachte
auf Vorschläge, sie zu hintertreiben, wenn sie sei-
nen Absichten gefährlich zu seyn schienen. Seit
dem Jahre 1740. ist er in großer Unruhe gewesen.
Der Tod des Kaisers überraschte ihn zu geschwind,
ehe er sich in gehöriger Positur hatte setzen können.
Anfänglich hielt er es mit den Franzosen: Aber
die Sache gieng zu weit, und weil sein Markthel-
fer einen Schwager unter den Husaren hatte, so
schlug er sich zum Hause Oesterreich, und gab der
Sache bald ein andres Ansehen. Der Aachner
Friede ist gar nicht nach seinem Sinne; Er hofft
aber auch, ihn noch zu überleben. Persien hat er

nun

Antons Panßa von Mancha
mand, als die Mutter, war vermoͤgend, ihren
Sohn zu bereden, daß er ſich dieſe Reiſe gefallen
ließ. Er wußte wohl, daß er nirgends eine ſo
liebe Mama, und nirgends ein ſo weiches Cana-
pee finden werde, als in dem vaͤterlichen Hauſe.
Endlich aber waͤlzte er ſich doch aus ſeiner Mutter
Schooſe, und reiſte von Muͤnſter bis nach Osna-
bruͤck, wo er bey ſeinen Freunden etliche Wochen
ausruhte. Hier bekam er unvermuthet die Nach-
richt, daß ſein Vater an einem Schlagfluſſe ge-
ſtorben ſey. Er kroch alſo ohne Verzug in das
vaͤterliche Haus zuruͤck, nahm das hinterlaßne
Vermoͤgen in Beſitz, ſtreckte ſich ruhig auf ſeinen
Sopha, und uͤberſahe von dieſem Poſten, ohne
ſich um die Wirthſchaft zu bekuͤmmern, die er,
nach dem Tode der Mutter, ſeine ehemalige Am-
me beſorgen ließ, alle geheime Bewegungen der
Potentaten, und uͤberlegte mit ſeinem Markthel-
fer, in wie weit ſie zu billigen waͤren, und dachte
auf Vorſchlaͤge, ſie zu hintertreiben, wenn ſie ſei-
nen Abſichten gefaͤhrlich zu ſeyn ſchienen. Seit
dem Jahre 1740. iſt er in großer Unruhe geweſen.
Der Tod des Kaiſers uͤberraſchte ihn zu geſchwind,
ehe er ſich in gehoͤriger Poſitur hatte ſetzen koͤnnen.
Anfaͤnglich hielt er es mit den Franzoſen: Aber
die Sache gieng zu weit, und weil ſein Markthel-
fer einen Schwager unter den Huſaren hatte, ſo
ſchlug er ſich zum Hauſe Oeſterreich, und gab der
Sache bald ein andres Anſehen. Der Aachner
Friede iſt gar nicht nach ſeinem Sinne; Er hofft
aber auch, ihn noch zu uͤberleben. Perſien hat er

nun
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[298/0320] Antons Panßa von Mancha mand, als die Mutter, war vermoͤgend, ihren Sohn zu bereden, daß er ſich dieſe Reiſe gefallen ließ. Er wußte wohl, daß er nirgends eine ſo liebe Mama, und nirgends ein ſo weiches Cana- pee finden werde, als in dem vaͤterlichen Hauſe. Endlich aber waͤlzte er ſich doch aus ſeiner Mutter Schooſe, und reiſte von Muͤnſter bis nach Osna- bruͤck, wo er bey ſeinen Freunden etliche Wochen ausruhte. Hier bekam er unvermuthet die Nach- richt, daß ſein Vater an einem Schlagfluſſe ge- ſtorben ſey. Er kroch alſo ohne Verzug in das vaͤterliche Haus zuruͤck, nahm das hinterlaßne Vermoͤgen in Beſitz, ſtreckte ſich ruhig auf ſeinen Sopha, und uͤberſahe von dieſem Poſten, ohne ſich um die Wirthſchaft zu bekuͤmmern, die er, nach dem Tode der Mutter, ſeine ehemalige Am- me beſorgen ließ, alle geheime Bewegungen der Potentaten, und uͤberlegte mit ſeinem Markthel- fer, in wie weit ſie zu billigen waͤren, und dachte auf Vorſchlaͤge, ſie zu hintertreiben, wenn ſie ſei- nen Abſichten gefaͤhrlich zu ſeyn ſchienen. Seit dem Jahre 1740. iſt er in großer Unruhe geweſen. Der Tod des Kaiſers uͤberraſchte ihn zu geſchwind, ehe er ſich in gehoͤriger Poſitur hatte ſetzen koͤnnen. Anfaͤnglich hielt er es mit den Franzoſen: Aber die Sache gieng zu weit, und weil ſein Markthel- fer einen Schwager unter den Huſaren hatte, ſo ſchlug er ſich zum Hauſe Oeſterreich, und gab der Sache bald ein andres Anſehen. Der Aachner Friede iſt gar nicht nach ſeinem Sinne; Er hofft aber auch, ihn noch zu uͤberleben. Perſien hat er nun

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 298. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/320>, abgerufen am 22.11.2024.