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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Zueignungsschrift.
nähren hat, die ihm den gelernten Gruß, aus Be-
gierde zum Futter, zurufen. Eben so wenig
kann ich auf eine Beförderung mir Rechnung ma-
chen: Aber wie viele von euch erlangen derglei-
chen durch ihre Zueignungsschriften? Vielleicht
nicht einmal die Hoffnung dazu. Eine vorneh-
me Neigung des Haupts ist wohl alles, was ihr
durch eure Demüthigung von euerm Mäcenat er-
pressen könnet. Wiederholt ihr mündlich eure
Bitte, so werdet ihr machen, daß er mit einem
trotzigen: Votre Serviteur! sich von euch wendet,
und die geweihte Schrift dem Kammerdiener hin-
wirft, der sie besser zu brauchen weis. Aber ich
will auch einräumen, daß euer Mäcenat einer
von den Großmüthigen ist, welche alle Menschen
glücklich zu machen wünschen; wird er deßwegen
auch im Stande seyn, es zu thun, oder wenig-
stens es so zu thun, wie ihr es hofft? Und ist er
auch so gefällig, daß er sich bey seinem Range
neue Verdienste und Hochachtung durch seine
Freundlichkeit zu erwerben sucht; so wird er euch
zwar in den gnädigsten Ausdrücken das Vergnü-
gen versichern, das er hat, euch zu dienen; allein
seine Geschäffte, und der Anlauf so vieler eurer
Collegen, wird machen, daß er euch vergißt, da
ihr keine Verdienste weiter habt, als den Mangel.
Gewinne ich also durch meine Zueignungsschrift
wohl weniger, als ihr gemeiniglich durch die eu-
rigen erlangt?

Dieses sind, berühmter Esel, einige von
den Einwürfen, die man mir machen wird; aber

das
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Zueignungsſchrift.
naͤhren hat, die ihm den gelernten Gruß, aus Be-
gierde zum Futter, zurufen. Eben ſo wenig
kann ich auf eine Befoͤrderung mir Rechnung ma-
chen: Aber wie viele von euch erlangen derglei-
chen durch ihre Zueignungsſchriften? Vielleicht
nicht einmal die Hoffnung dazu. Eine vorneh-
me Neigung des Haupts iſt wohl alles, was ihr
durch eure Demuͤthigung von euerm Maͤcenat er-
preſſen koͤnnet. Wiederholt ihr muͤndlich eure
Bitte, ſo werdet ihr machen, daß er mit einem
trotzigen: Vôtre Serviteur! ſich von euch wendet,
und die geweihte Schrift dem Kammerdiener hin-
wirft, der ſie beſſer zu brauchen weis. Aber ich
will auch einraͤumen, daß euer Maͤcenat einer
von den Großmuͤthigen iſt, welche alle Menſchen
gluͤcklich zu machen wuͤnſchen; wird er deßwegen
auch im Stande ſeyn, es zu thun, oder wenig-
ſtens es ſo zu thun, wie ihr es hofft? Und iſt er
auch ſo gefaͤllig, daß er ſich bey ſeinem Range
neue Verdienſte und Hochachtung durch ſeine
Freundlichkeit zu erwerben ſucht; ſo wird er euch
zwar in den gnaͤdigſten Ausdruͤcken das Vergnuͤ-
gen verſichern, das er hat, euch zu dienen; allein
ſeine Geſchaͤffte, und der Anlauf ſo vieler eurer
Collegen, wird machen, daß er euch vergißt, da
ihr keine Verdienſte weiter habt, als den Mangel.
Gewinne ich alſo durch meine Zueignungsſchrift
wohl weniger, als ihr gemeiniglich durch die eu-
rigen erlangt?

Dieſes ſind, beruͤhmter Eſel, einige von
den Einwuͤrfen, die man mir machen wird; aber

das
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[9/0031] Zueignungsſchrift. naͤhren hat, die ihm den gelernten Gruß, aus Be- gierde zum Futter, zurufen. Eben ſo wenig kann ich auf eine Befoͤrderung mir Rechnung ma- chen: Aber wie viele von euch erlangen derglei- chen durch ihre Zueignungsſchriften? Vielleicht nicht einmal die Hoffnung dazu. Eine vorneh- me Neigung des Haupts iſt wohl alles, was ihr durch eure Demuͤthigung von euerm Maͤcenat er- preſſen koͤnnet. Wiederholt ihr muͤndlich eure Bitte, ſo werdet ihr machen, daß er mit einem trotzigen: Vôtre Serviteur! ſich von euch wendet, und die geweihte Schrift dem Kammerdiener hin- wirft, der ſie beſſer zu brauchen weis. Aber ich will auch einraͤumen, daß euer Maͤcenat einer von den Großmuͤthigen iſt, welche alle Menſchen gluͤcklich zu machen wuͤnſchen; wird er deßwegen auch im Stande ſeyn, es zu thun, oder wenig- ſtens es ſo zu thun, wie ihr es hofft? Und iſt er auch ſo gefaͤllig, daß er ſich bey ſeinem Range neue Verdienſte und Hochachtung durch ſeine Freundlichkeit zu erwerben ſucht; ſo wird er euch zwar in den gnaͤdigſten Ausdruͤcken das Vergnuͤ- gen verſichern, das er hat, euch zu dienen; allein ſeine Geſchaͤffte, und der Anlauf ſo vieler eurer Collegen, wird machen, daß er euch vergißt, da ihr keine Verdienſte weiter habt, als den Mangel. Gewinne ich alſo durch meine Zueignungsſchrift wohl weniger, als ihr gemeiniglich durch die eu- rigen erlangt? Dieſes ſind, beruͤhmter Eſel, einige von den Einwuͤrfen, die man mir machen wird; aber das A 5

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/31>, abgerufen am 24.11.2024.