zufriedenen Munterkeit eines ruhigen Gewissens gestanden, daß er an diesem frühzeitigen Tode nicht Ursache sey.
Man weis die Noth der armen Wittwen. Fast ieder sucht sie zu bevortheilen, und niemand nimmt sich ihrer an. Man wird wenig Exempel finden, daß eine Wittwe sich um deßwillen zum zweytenmale verheirathet, um zum zweytenmale einen Mann zu bekommen; o nein! um deßwillen gar nicht! Nur darum geschieht es, um eine Stütze in ihrer Noth zu haben, und sich einen Freund zu verbinden, der sich ihres Hauswesens annehme, der sie wider die Zunöthigungen ihrer Feinde schütze, mit einem Worte, der ihr Mann sey.
Diese Sittenlehren verstund meine alte Wir- thinn aus dem Grunde. Sie war seit zehen Jah- ren Wittwe, und ihre Feinde gaben ihr Schuld, daß sie bey dem Absterben ihres Mannes wenig- stens acht und vierzig Jahr alt gewesen sey. Sie keuchte und zitterte ziemlich mit dem Kopfe; aber ihr Arzt, ein junger artiger Doctor, war so ga- lant, ihr zu beweisen, daß es von einem feurigen und wilden Geblüte herkomme. Sie brauchte eine Brille, es ist wahr; aber es geschahe nur, ihre Augen desto schärfer zu erhalten. Mit einem Worte, es fehlte ihr zu ihrer Zufriedenheit weiter nichts, als ein Freund, der für sie sorgte, der sich ihrer annähme, und der ihr ziemlich ansehnliches Vermögen wider die eigennützigen Nachstellungen
ihrer
Antons Panßa von Mancha
zufriedenen Munterkeit eines ruhigen Gewiſſens geſtanden, daß er an dieſem fruͤhzeitigen Tode nicht Urſache ſey.
Man weis die Noth der armen Wittwen. Faſt ieder ſucht ſie zu bevortheilen, und niemand nimmt ſich ihrer an. Man wird wenig Exempel finden, daß eine Wittwe ſich um deßwillen zum zweytenmale verheirathet, um zum zweytenmale einen Mann zu bekommen; o nein! um deßwillen gar nicht! Nur darum geſchieht es, um eine Stuͤtze in ihrer Noth zu haben, und ſich einen Freund zu verbinden, der ſich ihres Hausweſens annehme, der ſie wider die Zunoͤthigungen ihrer Feinde ſchuͤtze, mit einem Worte, der ihr Mann ſey.
Dieſe Sittenlehren verſtund meine alte Wir- thinn aus dem Grunde. Sie war ſeit zehen Jah- ren Wittwe, und ihre Feinde gaben ihr Schuld, daß ſie bey dem Abſterben ihres Mannes wenig- ſtens acht und vierzig Jahr alt geweſen ſey. Sie keuchte und zitterte ziemlich mit dem Kopfe; aber ihr Arzt, ein junger artiger Doctor, war ſo ga- lant, ihr zu beweiſen, daß es von einem feurigen und wilden Gebluͤte herkomme. Sie brauchte eine Brille, es iſt wahr; aber es geſchahe nur, ihre Augen deſto ſchaͤrfer zu erhalten. Mit einem Worte, es fehlte ihr zu ihrer Zufriedenheit weiter nichts, als ein Freund, der fuͤr ſie ſorgte, der ſich ihrer annaͤhme, und der ihr ziemlich anſehnliches Vermoͤgen wider die eigennuͤtzigen Nachſtellungen
ihrer
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Antons Panßa von Mancha
zufriedenen Munterkeit eines ruhigen Gewiſſens
geſtanden, daß er an dieſem fruͤhzeitigen Tode nicht
Urſache ſey.
Man weis die Noth der armen Wittwen.
Faſt ieder ſucht ſie zu bevortheilen, und niemand
nimmt ſich ihrer an. Man wird wenig Exempel
finden, daß eine Wittwe ſich um deßwillen zum
zweytenmale verheirathet, um zum zweytenmale
einen Mann zu bekommen; o nein! um deßwillen
gar nicht! Nur darum geſchieht es, um eine Stuͤtze
in ihrer Noth zu haben, und ſich einen Freund zu
verbinden, der ſich ihres Hausweſens annehme,
der ſie wider die Zunoͤthigungen ihrer Feinde ſchuͤtze,
mit einem Worte, der ihr Mann ſey.
Dieſe Sittenlehren verſtund meine alte Wir-
thinn aus dem Grunde. Sie war ſeit zehen Jah-
ren Wittwe, und ihre Feinde gaben ihr Schuld,
daß ſie bey dem Abſterben ihres Mannes wenig-
ſtens acht und vierzig Jahr alt geweſen ſey. Sie
keuchte und zitterte ziemlich mit dem Kopfe; aber
ihr Arzt, ein junger artiger Doctor, war ſo ga-
lant, ihr zu beweiſen, daß es von einem feurigen
und wilden Gebluͤte herkomme. Sie brauchte eine
Brille, es iſt wahr; aber es geſchahe nur, ihre
Augen deſto ſchaͤrfer zu erhalten. Mit einem
Worte, es fehlte ihr zu ihrer Zufriedenheit weiter
nichts, als ein Freund, der fuͤr ſie ſorgte, der ſich
ihrer annaͤhme, und der ihr ziemlich anſehnliches
Vermoͤgen wider die eigennuͤtzigen Nachſtellungen
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/256>, abgerufen am 25.11.2024.
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