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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Antons Panßa von Mancha
eben der Gefahr, bald häßlich zu werden. Jhr
Kopf senkt sich, und der Nacken wird niederge-
krümmt. Die Runzeln des Alters setzen sich schon
in ihren besten Jahren auf ihrer Stirne fest; sie
sieht unter ein paar niederhangenden Augenbrau-
nen wild hervor, und schielt tückisch um sich her-
um; die Augen werden roth, und die Wangen
gelb; der Mund geifert; mit einem Worte, sie
wird, was der Neid ist, und mit zunehmenden
Jahren wird sie noch häßlicher, als man den Neid
malt. So verstellen auch andere ausschweifende
Leidenschaften die Gesichtszüge unserer Frauen-
zimmer. Jch will mich nicht länger aufhalten,
sie zu schildern. Jch überlasse diese Beschäfftigung
der lebhaften Einbildungskraft meiner Leser; es
wird ihnen eine angenehme Beschäfftigung seyn,
wenn sie die traurigen Trümmer einer Verbuhlten,
einer Spielerinn, einer Geizigen, einer Heuchle-
rinn malen.

Jch erinnere mich hier eines meiner Freunde,
welcher sich in Utrecht aufhielt, und selbst ein gros-
ser Maler war. Er malte das Bild seiner Frau
alle fünf Jahre. Jm ersten Jahre seiner Ehe
malte er sie, und vielleicht etwas schmeichelhaft;
denn im ersten Jahre schmeicheln die Männer ihren
Weibern. Dem sey wie ihm wolle; er malte
sie so reizend, daß er noch in seinem siebzigsten
Jahre verliebt ward, wenn er dieses Bild ansahe.

Fünf Jahre darauf malte er sie noch immer
schön, aber nicht so reizend, wie vorher. Mit

einem

Antons Panßa von Mancha
eben der Gefahr, bald haͤßlich zu werden. Jhr
Kopf ſenkt ſich, und der Nacken wird niederge-
kruͤmmt. Die Runzeln des Alters ſetzen ſich ſchon
in ihren beſten Jahren auf ihrer Stirne feſt; ſie
ſieht unter ein paar niederhangenden Augenbrau-
nen wild hervor, und ſchielt tuͤckiſch um ſich her-
um; die Augen werden roth, und die Wangen
gelb; der Mund geifert; mit einem Worte, ſie
wird, was der Neid iſt, und mit zunehmenden
Jahren wird ſie noch haͤßlicher, als man den Neid
malt. So verſtellen auch andere ausſchweifende
Leidenſchaften die Geſichtszuͤge unſerer Frauen-
zimmer. Jch will mich nicht laͤnger aufhalten,
ſie zu ſchildern. Jch uͤberlaſſe dieſe Beſchaͤfftigung
der lebhaften Einbildungskraft meiner Leſer; es
wird ihnen eine angenehme Beſchaͤfftigung ſeyn,
wenn ſie die traurigen Truͤmmer einer Verbuhlten,
einer Spielerinn, einer Geizigen, einer Heuchle-
rinn malen.

Jch erinnere mich hier eines meiner Freunde,
welcher ſich in Utrecht aufhielt, und ſelbſt ein groſ-
ſer Maler war. Er malte das Bild ſeiner Frau
alle fuͤnf Jahre. Jm erſten Jahre ſeiner Ehe
malte er ſie, und vielleicht etwas ſchmeichelhaft;
denn im erſten Jahre ſchmeicheln die Maͤnner ihren
Weibern. Dem ſey wie ihm wolle; er malte
ſie ſo reizend, daß er noch in ſeinem ſiebzigſten
Jahre verliebt ward, wenn er dieſes Bild anſahe.

Fuͤnf Jahre darauf malte er ſie noch immer
ſchoͤn, aber nicht ſo reizend, wie vorher. Mit

einem
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[224/0246] Antons Panßa von Mancha eben der Gefahr, bald haͤßlich zu werden. Jhr Kopf ſenkt ſich, und der Nacken wird niederge- kruͤmmt. Die Runzeln des Alters ſetzen ſich ſchon in ihren beſten Jahren auf ihrer Stirne feſt; ſie ſieht unter ein paar niederhangenden Augenbrau- nen wild hervor, und ſchielt tuͤckiſch um ſich her- um; die Augen werden roth, und die Wangen gelb; der Mund geifert; mit einem Worte, ſie wird, was der Neid iſt, und mit zunehmenden Jahren wird ſie noch haͤßlicher, als man den Neid malt. So verſtellen auch andere ausſchweifende Leidenſchaften die Geſichtszuͤge unſerer Frauen- zimmer. Jch will mich nicht laͤnger aufhalten, ſie zu ſchildern. Jch uͤberlaſſe dieſe Beſchaͤfftigung der lebhaften Einbildungskraft meiner Leſer; es wird ihnen eine angenehme Beſchaͤfftigung ſeyn, wenn ſie die traurigen Truͤmmer einer Verbuhlten, einer Spielerinn, einer Geizigen, einer Heuchle- rinn malen. Jch erinnere mich hier eines meiner Freunde, welcher ſich in Utrecht aufhielt, und ſelbſt ein groſ- ſer Maler war. Er malte das Bild ſeiner Frau alle fuͤnf Jahre. Jm erſten Jahre ſeiner Ehe malte er ſie, und vielleicht etwas ſchmeichelhaft; denn im erſten Jahre ſchmeicheln die Maͤnner ihren Weibern. Dem ſey wie ihm wolle; er malte ſie ſo reizend, daß er noch in ſeinem ſiebzigſten Jahre verliebt ward, wenn er dieſes Bild anſahe. Fuͤnf Jahre darauf malte er ſie noch immer ſchoͤn, aber nicht ſo reizend, wie vorher. Mit einem

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/246>, abgerufen am 23.11.2024.