artigen Seladon. Der Ball endigt sich. Er führt seine Schöne zum Wagen, und ist so ge- schickt, ihr einen Stab in dem Fächer zu zerbre- chen, um das Vergnügen zu haben, ihr morgen mit einer neuen Garnitur aufzuwarten. Der schalkhafte Seladon! So weit hat er es in einem einzigen Abende gebracht!
Wer die Welt nur ein wenig kennt, der wird mir bezeugen können, wie vortheilhaft es einem Liebhaber sey, wenn er zu rechter Zeit einen Fä- cher zerbricht, und auf eine anständige und freyge- bige Art diesen Schaden wieder ersetzt. Auf eine anständige Art, sage ich, damit es sich derjenige gelehrte Schriftsteller nicht anmaaße, der im vori- gem Sommer einen Fächer für acht Thaler zer- brach, und dafür dem Frauenzimmer zween Bände von seinen Schriften verehrte, die in seinen Augen einen unendlichen Werth hatten, dem Frauenzim- mer aber nur zu Papilloten nützlich waren.
Nach dieser Ausschweifung komme ich wieder auf unsern Seladon. Man kann glauben, daß ihm sein Sieg nicht schwer gemacht ward. Da er schon am ersten Abend es so weit gebracht hatte, so nahm sich seine Schöne nicht mehr Zeit, als es die Vorsicht und der Wohlstand erfoderte, ihn auf eine verbindende Art der Neigung zu versi- chern, die sie gegen seine tugendhaften Vollkom- menheiten, oder, die Wahrheit zu reden, gegen seine artige Person, seinen wohlgewachsenen Kör-
per,
Antons Panßa von Mancha
artigen Seladon. Der Ball endigt ſich. Er fuͤhrt ſeine Schoͤne zum Wagen, und iſt ſo ge- ſchickt, ihr einen Stab in dem Faͤcher zu zerbre- chen, um das Vergnuͤgen zu haben, ihr morgen mit einer neuen Garnitur aufzuwarten. Der ſchalkhafte Seladon! So weit hat er es in einem einzigen Abende gebracht!
Wer die Welt nur ein wenig kennt, der wird mir bezeugen koͤnnen, wie vortheilhaft es einem Liebhaber ſey, wenn er zu rechter Zeit einen Faͤ- cher zerbricht, und auf eine anſtaͤndige und freyge- bige Art dieſen Schaden wieder erſetzt. Auf eine anſtaͤndige Art, ſage ich, damit es ſich derjenige gelehrte Schriftſteller nicht anmaaße, der im vori- gem Sommer einen Faͤcher fuͤr acht Thaler zer- brach, und dafuͤr dem Frauenzimmer zween Baͤnde von ſeinen Schriften verehrte, die in ſeinen Augen einen unendlichen Werth hatten, dem Frauenzim- mer aber nur zu Papilloten nuͤtzlich waren.
Nach dieſer Ausſchweifung komme ich wieder auf unſern Seladon. Man kann glauben, daß ihm ſein Sieg nicht ſchwer gemacht ward. Da er ſchon am erſten Abend es ſo weit gebracht hatte, ſo nahm ſich ſeine Schoͤne nicht mehr Zeit, als es die Vorſicht und der Wohlſtand erfoderte, ihn auf eine verbindende Art der Neigung zu verſi- chern, die ſie gegen ſeine tugendhaften Vollkom- menheiten, oder, die Wahrheit zu reden, gegen ſeine artige Perſon, ſeinen wohlgewachſenen Koͤr-
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Antons Panßa von Mancha
artigen Seladon. Der Ball endigt ſich. Er
fuͤhrt ſeine Schoͤne zum Wagen, und iſt ſo ge-
ſchickt, ihr einen Stab in dem Faͤcher zu zerbre-
chen, um das Vergnuͤgen zu haben, ihr morgen
mit einer neuen Garnitur aufzuwarten. Der
ſchalkhafte Seladon! So weit hat er es in einem
einzigen Abende gebracht!
Wer die Welt nur ein wenig kennt, der wird
mir bezeugen koͤnnen, wie vortheilhaft es einem
Liebhaber ſey, wenn er zu rechter Zeit einen Faͤ-
cher zerbricht, und auf eine anſtaͤndige und freyge-
bige Art dieſen Schaden wieder erſetzt. Auf eine
anſtaͤndige Art, ſage ich, damit es ſich derjenige
gelehrte Schriftſteller nicht anmaaße, der im vori-
gem Sommer einen Faͤcher fuͤr acht Thaler zer-
brach, und dafuͤr dem Frauenzimmer zween Baͤnde
von ſeinen Schriften verehrte, die in ſeinen Augen
einen unendlichen Werth hatten, dem Frauenzim-
mer aber nur zu Papilloten nuͤtzlich waren.
Nach dieſer Ausſchweifung komme ich wieder
auf unſern Seladon. Man kann glauben, daß
ihm ſein Sieg nicht ſchwer gemacht ward. Da er
ſchon am erſten Abend es ſo weit gebracht hatte,
ſo nahm ſich ſeine Schoͤne nicht mehr Zeit, als es
die Vorſicht und der Wohlſtand erfoderte, ihn
auf eine verbindende Art der Neigung zu verſi-
chern, die ſie gegen ſeine tugendhaften Vollkom-
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/234>, abgerufen am 24.11.2024.
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