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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Antons Panßa von Mancha
ich bin so weit gekommen, daß ich mir getraue,
mit einer ziemlichen Gewißheit zu bestimmen, was
wir in funfzig. Jahren für neue Secten in der
Kirche haben werden, wie es mit der Handlung
stehen wird, welche Art vom Witze alsdenn mode
seyn wird, und ob die Aemter auf dem Stadt-
hause eben so unachtsam, und mit eben der Unge-
schicklichkeit, wie itzt, werden verwaltet werden.*
Jch habe hiebey eben die Belustigung, die ein
Mensch hat, der mit einem Sehrohre meilenweit
neue Aussichten und Gegenden entdeckt, die denen
ganz unbekannt bleiben, welche bey ihren schwachen
Augen nur wenige Schritte vor sich hin sehen kön-
nen. Da ich als ein wahrer Menschenfreund, nie-
mals ein Vergnügen allein genießen kann;
So will ich auch dieses mit meinen Lesern theilen,
und ihnen von einigen Knaben die Charaktere be-
schreiben, die ich an ihnen entdeckt habe. Sie
können solche als moralische Aufgaben ansehen;
denn ich überlasse ihnen das Urtheil, was für ein
Mann aus einem jeden dieser charakterisirten Kna-
ben werden dürfte.

Christoph, der Junge eines Hufschmidts, hat
niederhangende Augenbraunen, unter denen er
tückisch hervor guckt. Er spricht wenig mit andern
Jungen, mit sich selbst aber redet er beständig.
Wenn er allein zu seyn glaubt, so streichelt er sich

mit
* Der Verleger erinnert hiebey, daß Herr Anton Panßa
dieses in J - - -, einem Städtchen in Weftphalen schreibt,
wie im Eingange dieser Sprüchwörter angemerkt wor-
den ist.

Antons Panßa von Mancha
ich bin ſo weit gekommen, daß ich mir getraue,
mit einer ziemlichen Gewißheit zu beſtimmen, was
wir in funfzig. Jahren fuͤr neue Secten in der
Kirche haben werden, wie es mit der Handlung
ſtehen wird, welche Art vom Witze alsdenn mode
ſeyn wird, und ob die Aemter auf dem Stadt-
hauſe eben ſo unachtſam, und mit eben der Unge-
ſchicklichkeit, wie itzt, werden verwaltet werden.*
Jch habe hiebey eben die Beluſtigung, die ein
Menſch hat, der mit einem Sehrohre meilenweit
neue Ausſichten und Gegenden entdeckt, die denen
ganz unbekannt bleiben, welche bey ihren ſchwachen
Augen nur wenige Schritte vor ſich hin ſehen koͤn-
nen. Da ich als ein wahrer Menſchenfreund, nie-
mals ein Vergnuͤgen allein genießen kann;
So will ich auch dieſes mit meinen Leſern theilen,
und ihnen von einigen Knaben die Charaktere be-
ſchreiben, die ich an ihnen entdeckt habe. Sie
koͤnnen ſolche als moraliſche Aufgaben anſehen;
denn ich uͤberlaſſe ihnen das Urtheil, was fuͤr ein
Mann aus einem jeden dieſer charakteriſirten Kna-
ben werden duͤrfte.

Chriſtoph, der Junge eines Hufſchmidts, hat
niederhangende Augenbraunen, unter denen er
tuͤckiſch hervor guckt. Er ſpricht wenig mit andern
Jungen, mit ſich ſelbſt aber redet er beſtaͤndig.
Wenn er allein zu ſeyn glaubt, ſo ſtreichelt er ſich

mit
* Der Verleger erinnert hiebey, daß Herr Anton Panßa
dieſes in J ‒ ‒ ‒, einem Staͤdtchen in Weftphalen ſchreibt,
wie im Eingange dieſer Spruͤchwoͤrter angemerkt wor-
den iſt.
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[182/0204] Antons Panßa von Mancha ich bin ſo weit gekommen, daß ich mir getraue, mit einer ziemlichen Gewißheit zu beſtimmen, was wir in funfzig. Jahren fuͤr neue Secten in der Kirche haben werden, wie es mit der Handlung ſtehen wird, welche Art vom Witze alsdenn mode ſeyn wird, und ob die Aemter auf dem Stadt- hauſe eben ſo unachtſam, und mit eben der Unge- ſchicklichkeit, wie itzt, werden verwaltet werden. * Jch habe hiebey eben die Beluſtigung, die ein Menſch hat, der mit einem Sehrohre meilenweit neue Ausſichten und Gegenden entdeckt, die denen ganz unbekannt bleiben, welche bey ihren ſchwachen Augen nur wenige Schritte vor ſich hin ſehen koͤn- nen. Da ich als ein wahrer Menſchenfreund, nie- mals ein Vergnuͤgen allein genießen kann; So will ich auch dieſes mit meinen Leſern theilen, und ihnen von einigen Knaben die Charaktere be- ſchreiben, die ich an ihnen entdeckt habe. Sie koͤnnen ſolche als moraliſche Aufgaben anſehen; denn ich uͤberlaſſe ihnen das Urtheil, was fuͤr ein Mann aus einem jeden dieſer charakteriſirten Kna- ben werden duͤrfte. Chriſtoph, der Junge eines Hufſchmidts, hat niederhangende Augenbraunen, unter denen er tuͤckiſch hervor guckt. Er ſpricht wenig mit andern Jungen, mit ſich ſelbſt aber redet er beſtaͤndig. Wenn er allein zu ſeyn glaubt, ſo ſtreichelt er ſich mit * Der Verleger erinnert hiebey, daß Herr Anton Panßa dieſes in J ‒ ‒ ‒, einem Staͤdtchen in Weftphalen ſchreibt, wie im Eingange dieſer Spruͤchwoͤrter angemerkt wor- den iſt.

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/204>, abgerufen am 24.11.2024.