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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Antons Panßa von Mancha
Es blieb ihm also weiter nichts zu thun übrig, als
dieses, daß er seinen Schüler früh um zehn Uhr
aufweckte, bis um zwölf Uhr anziehen ließ, über
der Tafel für seine Nahrung sorgte, nach Tische
sich neben das Canapee setzte, und von dem klei-
nen Junker, so lange er Mittagsruhe hielt, die
Fliegen abwehrte, hernach Caffee mit ihm trank, ein
paar Stunden spatzieren gieng, um ihn zum Abend-
essen vorzubereiten, und wenn auch dieses über-
standen war, ihn endlich zu seiner Ruhe brachte.
Dieses waren die täglichen Beschäfftigungen sei-
nes Hofmeisters. Wie viel geschickte Hofmeister
würden in der Welt seyn, wenn man auch so bil-
lig wäre, von ihnen weiter nichts zu fodern, als
was der alte Junker von diesem foderte! Unge-
achtet dieser spielenden Art zu unterrichten, war
doch unser junger Herr schon im achtzehnten Jahre
so weit gekommen, daß er buchstabiren konnte.
Um deßwillen schickten ihn die Vormünder auf die
hohe Schule, wo er drey Jahre lang schlief und
aß; und nach rühmlichst absolvirten akademischen
Studien, wie ihm alle Professores, und Wein-
schenken bezeugten, mußte er auf Reisen gehen.
Man packte ihn also, unter der Begleitung eines
alten Kammerdieners, und eines erfahrnen Kochs,
in einen sehr bequemen Reisewagen, und fuhr ihn
fast zwey Jahre, in Deutschland, Frankreich, und
den Niederlanden herum. Alsdenn ließ ihn seine
gnädige Mama nach Hause kommen, um zu se-
hen, wie sich ihr einziger lieber Sohn in fremden
Landen gemästet habe. Man wog ihn den Augen-

blick,

Antons Panßa von Mancha
Es blieb ihm alſo weiter nichts zu thun uͤbrig, als
dieſes, daß er ſeinen Schuͤler fruͤh um zehn Uhr
aufweckte, bis um zwoͤlf Uhr anziehen ließ, uͤber
der Tafel fuͤr ſeine Nahrung ſorgte, nach Tiſche
ſich neben das Canapee ſetzte, und von dem klei-
nen Junker, ſo lange er Mittagsruhe hielt, die
Fliegen abwehrte, hernach Caffee mit ihm trank, ein
paar Stunden ſpatzieren gieng, um ihn zum Abend-
eſſen vorzubereiten, und wenn auch dieſes uͤber-
ſtanden war, ihn endlich zu ſeiner Ruhe brachte.
Dieſes waren die taͤglichen Beſchaͤfftigungen ſei-
nes Hofmeiſters. Wie viel geſchickte Hofmeiſter
wuͤrden in der Welt ſeyn, wenn man auch ſo bil-
lig waͤre, von ihnen weiter nichts zu fodern, als
was der alte Junker von dieſem foderte! Unge-
achtet dieſer ſpielenden Art zu unterrichten, war
doch unſer junger Herr ſchon im achtzehnten Jahre
ſo weit gekommen, daß er buchſtabiren konnte.
Um deßwillen ſchickten ihn die Vormuͤnder auf die
hohe Schule, wo er drey Jahre lang ſchlief und
aß; und nach ruͤhmlichſt abſolvirten akademiſchen
Studien, wie ihm alle Profeſſores, und Wein-
ſchenken bezeugten, mußte er auf Reiſen gehen.
Man packte ihn alſo, unter der Begleitung eines
alten Kammerdieners, und eines erfahrnen Kochs,
in einen ſehr bequemen Reiſewagen, und fuhr ihn
faſt zwey Jahre, in Deutſchland, Frankreich, und
den Niederlanden herum. Alsdenn ließ ihn ſeine
gnaͤdige Mama nach Hauſe kommen, um zu ſe-
hen, wie ſich ihr einziger lieber Sohn in fremden
Landen gemaͤſtet habe. Man wog ihn den Augen-

blick,
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[178/0200] Antons Panßa von Mancha Es blieb ihm alſo weiter nichts zu thun uͤbrig, als dieſes, daß er ſeinen Schuͤler fruͤh um zehn Uhr aufweckte, bis um zwoͤlf Uhr anziehen ließ, uͤber der Tafel fuͤr ſeine Nahrung ſorgte, nach Tiſche ſich neben das Canapee ſetzte, und von dem klei- nen Junker, ſo lange er Mittagsruhe hielt, die Fliegen abwehrte, hernach Caffee mit ihm trank, ein paar Stunden ſpatzieren gieng, um ihn zum Abend- eſſen vorzubereiten, und wenn auch dieſes uͤber- ſtanden war, ihn endlich zu ſeiner Ruhe brachte. Dieſes waren die taͤglichen Beſchaͤfftigungen ſei- nes Hofmeiſters. Wie viel geſchickte Hofmeiſter wuͤrden in der Welt ſeyn, wenn man auch ſo bil- lig waͤre, von ihnen weiter nichts zu fodern, als was der alte Junker von dieſem foderte! Unge- achtet dieſer ſpielenden Art zu unterrichten, war doch unſer junger Herr ſchon im achtzehnten Jahre ſo weit gekommen, daß er buchſtabiren konnte. Um deßwillen ſchickten ihn die Vormuͤnder auf die hohe Schule, wo er drey Jahre lang ſchlief und aß; und nach ruͤhmlichſt abſolvirten akademiſchen Studien, wie ihm alle Profeſſores, und Wein- ſchenken bezeugten, mußte er auf Reiſen gehen. Man packte ihn alſo, unter der Begleitung eines alten Kammerdieners, und eines erfahrnen Kochs, in einen ſehr bequemen Reiſewagen, und fuhr ihn faſt zwey Jahre, in Deutſchland, Frankreich, und den Niederlanden herum. Alsdenn ließ ihn ſeine gnaͤdige Mama nach Hauſe kommen, um zu ſe- hen, wie ſich ihr einziger lieber Sohn in fremden Landen gemaͤſtet habe. Man wog ihn den Augen- blick,

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/200>, abgerufen am 24.11.2024.