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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Antons Panßa von Mancha
ist ja des Herrn, wie er immer seufzet; und ihm
würde es daher einerley seyn, ob man ihn auf den
Kirchhof, oder auf den Anger begrübe, wenn es
nur ohne Unkosten geschehen könnte. Seiner
Schwester Sohne, einem vernünftigen und ge-
schickten Manne, hat er den Fluch gegeben, weil
er wider seinen Willen ein tugendhaftes Mädchen
ohne Geld geheirathet hat; und da dieser aus einer
guten Absicht, und seine Freundschaft wieder zu
gewinnen, ihn zu Gevattern bat, so schwur er,
ihn zu enterben, und war durch nichts zu besänf-
tigen, als durch die Erklärung, daß er kein Pa-
thengeld geben, und für die Erziehung des Kin-
des auf keine Weise sorgen sollte. Den Wein
flieht er, wie die Pest; wenigstens auf seiner Stube
flieht er ihn. Wenn er ein Mädchen sieht, so
schüttelt er den Kopf, und dankt dem Himmel
mit gefalteten Händen, der ihm ein keusches Herz
gegeben hat, welches alle üppige und kostbare La-
ster verabscheut. Die Kleiderpracht ist ihm was
schreckliches; man kann es wohl aus seinem Anzuge
sehn. Auch alsdann eifert er dawider, wenn jun-
ge Verschwender ihre gestickten Kleider bey ihm
versetzen. Er thut dieses allemal mit einem jüdi-
schen Wucher, und doch hält er es für Gott ge-
fällige Werke, weil er dadurch die eitle Jugend
außer Stand setzt, sich durch Hoffart in Kleidern
zu versündigen. Nach der Verschwendung ist ihm
das Spielen die größte Sünde. Liegt ihm ein
Kartenblatt im Wege, so weicht er mit zitternden
Schritten aus; denn er glaubt, daß der Teufel

dahin-

Antons Panßa von Mancha
iſt ja des Herrn, wie er immer ſeufzet; und ihm
wuͤrde es daher einerley ſeyn, ob man ihn auf den
Kirchhof, oder auf den Anger begruͤbe, wenn es
nur ohne Unkoſten geſchehen koͤnnte. Seiner
Schweſter Sohne, einem vernuͤnftigen und ge-
ſchickten Manne, hat er den Fluch gegeben, weil
er wider ſeinen Willen ein tugendhaftes Maͤdchen
ohne Geld geheirathet hat; und da dieſer aus einer
guten Abſicht, und ſeine Freundſchaft wieder zu
gewinnen, ihn zu Gevattern bat, ſo ſchwur er,
ihn zu enterben, und war durch nichts zu beſaͤnf-
tigen, als durch die Erklaͤrung, daß er kein Pa-
thengeld geben, und fuͤr die Erziehung des Kin-
des auf keine Weiſe ſorgen ſollte. Den Wein
flieht er, wie die Peſt; wenigſtens auf ſeiner Stube
flieht er ihn. Wenn er ein Maͤdchen ſieht, ſo
ſchuͤttelt er den Kopf, und dankt dem Himmel
mit gefalteten Haͤnden, der ihm ein keuſches Herz
gegeben hat, welches alle uͤppige und koſtbare La-
ſter verabſcheut. Die Kleiderpracht iſt ihm was
ſchreckliches; man kann es wohl aus ſeinem Anzuge
ſehn. Auch alsdann eifert er dawider, wenn jun-
ge Verſchwender ihre geſtickten Kleider bey ihm
verſetzen. Er thut dieſes allemal mit einem juͤdi-
ſchen Wucher, und doch haͤlt er es fuͤr Gott ge-
faͤllige Werke, weil er dadurch die eitle Jugend
außer Stand ſetzt, ſich durch Hoffart in Kleidern
zu verſuͤndigen. Nach der Verſchwendung iſt ihm
das Spielen die groͤßte Suͤnde. Liegt ihm ein
Kartenblatt im Wege, ſo weicht er mit zitternden
Schritten aus; denn er glaubt, daß der Teufel

dahin-
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[148/0170] Antons Panßa von Mancha iſt ja des Herrn, wie er immer ſeufzet; und ihm wuͤrde es daher einerley ſeyn, ob man ihn auf den Kirchhof, oder auf den Anger begruͤbe, wenn es nur ohne Unkoſten geſchehen koͤnnte. Seiner Schweſter Sohne, einem vernuͤnftigen und ge- ſchickten Manne, hat er den Fluch gegeben, weil er wider ſeinen Willen ein tugendhaftes Maͤdchen ohne Geld geheirathet hat; und da dieſer aus einer guten Abſicht, und ſeine Freundſchaft wieder zu gewinnen, ihn zu Gevattern bat, ſo ſchwur er, ihn zu enterben, und war durch nichts zu beſaͤnf- tigen, als durch die Erklaͤrung, daß er kein Pa- thengeld geben, und fuͤr die Erziehung des Kin- des auf keine Weiſe ſorgen ſollte. Den Wein flieht er, wie die Peſt; wenigſtens auf ſeiner Stube flieht er ihn. Wenn er ein Maͤdchen ſieht, ſo ſchuͤttelt er den Kopf, und dankt dem Himmel mit gefalteten Haͤnden, der ihm ein keuſches Herz gegeben hat, welches alle uͤppige und koſtbare La- ſter verabſcheut. Die Kleiderpracht iſt ihm was ſchreckliches; man kann es wohl aus ſeinem Anzuge ſehn. Auch alsdann eifert er dawider, wenn jun- ge Verſchwender ihre geſtickten Kleider bey ihm verſetzen. Er thut dieſes allemal mit einem juͤdi- ſchen Wucher, und doch haͤlt er es fuͤr Gott ge- faͤllige Werke, weil er dadurch die eitle Jugend außer Stand ſetzt, ſich durch Hoffart in Kleidern zu verſuͤndigen. Nach der Verſchwendung iſt ihm das Spielen die groͤßte Suͤnde. Liegt ihm ein Kartenblatt im Wege, ſo weicht er mit zitternden Schritten aus; denn er glaubt, daß der Teufel dahin-

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/170>, abgerufen am 24.11.2024.