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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Antons Panßa von Mancha
tet kein Arzt. Der Poet bewegt Himmel und
Hölle, seinen Mäcenat zu vergöttern; warum?
Das weis sein Mäcenat wohl.

Dieses ist nur ein einziger Blick, den ich meine
Leser auf die Handlungen einiger Stände thun
lasse, und zwar solcher Stände, deren Vortheil
es schlechterdings verlangt, allen Leuten, mit de-
nen sie zu thun haben, gleich Anfangs die Ursa-
chen deutlich zu sagen, warum sie eigentlich dienst-
fertig sind.

Wie viel neue Beweise meiner großen Wahr-
heit würden wir finden, wenn wir uns die Mühe
nicht wollten dauern lassen, mit einer genauern
Aufmerksamkeit auch diejenigen Handlungen der
Menschen zu betrachten, welche ganz uneigennüz-
zig zu seyn scheinen!

Jn einem kleinen Städtchen, drey Meilen von
mir, wohnt ein Mann, der sich von guten Wer-
ken nährt. Er verließ eine volkreiche Stadt, und
zog an diesen öden Ort, wo seine liebreichen Ver-
dienste gegen den Nächsten etwas besser bemerkt
werden, als unter jenem Getümmel. Er erquickt
von Zeit zu Zeit einige arme Familien durch klei-
ne Wohlthaten, die er ihnen durch verschiedene
Umwege zufließen läßt. Er wird es niemals ge-
stehen, daß sie von ihm kommen. Sein Gesicht
hat er gewöhnt, zu erröthen, so bald man ihm mer-
ken läßt, daß man nur ihn für diesen unbekann-
ten Vater der Wittwen und Waisen hält. Er

betheu-

Antons Panßa von Mancha
tet kein Arzt. Der Poet bewegt Himmel und
Hoͤlle, ſeinen Maͤcenat zu vergoͤttern; warum?
Das weis ſein Maͤcenat wohl.

Dieſes iſt nur ein einziger Blick, den ich meine
Leſer auf die Handlungen einiger Staͤnde thun
laſſe, und zwar ſolcher Staͤnde, deren Vortheil
es ſchlechterdings verlangt, allen Leuten, mit de-
nen ſie zu thun haben, gleich Anfangs die Urſa-
chen deutlich zu ſagen, warum ſie eigentlich dienſt-
fertig ſind.

Wie viel neue Beweiſe meiner großen Wahr-
heit wuͤrden wir finden, wenn wir uns die Muͤhe
nicht wollten dauern laſſen, mit einer genauern
Aufmerkſamkeit auch diejenigen Handlungen der
Menſchen zu betrachten, welche ganz uneigennuͤz-
zig zu ſeyn ſcheinen!

Jn einem kleinen Staͤdtchen, drey Meilen von
mir, wohnt ein Mann, der ſich von guten Wer-
ken naͤhrt. Er verließ eine volkreiche Stadt, und
zog an dieſen oͤden Ort, wo ſeine liebreichen Ver-
dienſte gegen den Naͤchſten etwas beſſer bemerkt
werden, als unter jenem Getuͤmmel. Er erquickt
von Zeit zu Zeit einige arme Familien durch klei-
ne Wohlthaten, die er ihnen durch verſchiedene
Umwege zufließen laͤßt. Er wird es niemals ge-
ſtehen, daß ſie von ihm kommen. Sein Geſicht
hat er gewoͤhnt, zu erroͤthen, ſo bald man ihm mer-
ken laͤßt, daß man nur ihn fuͤr dieſen unbekann-
ten Vater der Wittwen und Waiſen haͤlt. Er

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[122/0144] Antons Panßa von Mancha tet kein Arzt. Der Poet bewegt Himmel und Hoͤlle, ſeinen Maͤcenat zu vergoͤttern; warum? Das weis ſein Maͤcenat wohl. Dieſes iſt nur ein einziger Blick, den ich meine Leſer auf die Handlungen einiger Staͤnde thun laſſe, und zwar ſolcher Staͤnde, deren Vortheil es ſchlechterdings verlangt, allen Leuten, mit de- nen ſie zu thun haben, gleich Anfangs die Urſa- chen deutlich zu ſagen, warum ſie eigentlich dienſt- fertig ſind. Wie viel neue Beweiſe meiner großen Wahr- heit wuͤrden wir finden, wenn wir uns die Muͤhe nicht wollten dauern laſſen, mit einer genauern Aufmerkſamkeit auch diejenigen Handlungen der Menſchen zu betrachten, welche ganz uneigennuͤz- zig zu ſeyn ſcheinen! Jn einem kleinen Staͤdtchen, drey Meilen von mir, wohnt ein Mann, der ſich von guten Wer- ken naͤhrt. Er verließ eine volkreiche Stadt, und zog an dieſen oͤden Ort, wo ſeine liebreichen Ver- dienſte gegen den Naͤchſten etwas beſſer bemerkt werden, als unter jenem Getuͤmmel. Er erquickt von Zeit zu Zeit einige arme Familien durch klei- ne Wohlthaten, die er ihnen durch verſchiedene Umwege zufließen laͤßt. Er wird es niemals ge- ſtehen, daß ſie von ihm kommen. Sein Geſicht hat er gewoͤhnt, zu erroͤthen, ſo bald man ihm mer- ken laͤßt, daß man nur ihn fuͤr dieſen unbekann- ten Vater der Wittwen und Waiſen haͤlt. Er betheu-

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/144>, abgerufen am 23.11.2024.