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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Antons Panßa von Mancha
richt, daß er gesund und vergnügt lebe; Sie freute
sich über sein Glück, und vergoß stille Zähren, daß
nicht sie dieses Glück mit ihm theilen sollte. Die
beständig wiederholte Nachricht, daß die Frau des
Diego gesund sey, benahmen ihr alle Hoffnung,
und brachten sie auf die frommen Gedanken, in
ein Kloster zu gehen. Die Widerwärtigkeit, die
sie in der Welt ausgestanden hatte, und der Kum-
mer, der ihr freundschaftliches Herz nagte, mach-
ten ihr diesen Einfall angenehm und ernstlich. Der
Geistliche, dem sie die Sorge für ihre Seele an-
vertraut hatte, ermunterte sie noch mehr dazu,
und freute sich, daß er dem Himmel ein geheilig-
tes Opfer, und dem Kloster eine reiche Wittwe
zuführen sollte. Binnen der Zeit hatte Diego so
viel Reichthümer erworben, daß er, ob er schon
ein Kaufmann war, doch glaubte, er habe genug.
Er wünschte sich, solche in seinem Vaterlande
ruhig zu genießen, und wer Lust hat, Böses zu
denken, der kann glauben, daß er es auch darum
wünschte, um sein Leben in der Gesellschaft der
unvergeßnen Jsabelle zu beschließen. Er eröffnete
sein Vorhaben seiner Frau, und diese widersprach
ihm nicht; denn in der neuen Welt hatte man vor
zweyhundert Jahren verschiedne Exempel, daß die
Weiber den Männern nicht widersprachen. Sie
begaben sich beide zu Schiffe, und näherten sich
glücklich den Küsten von Spanien. Nun wer-
den meine Leser den Ausgang dieser Geschichte
bald argwohnen können. Vielleicht sind sie für
mich besorgt, was ich mit seiner Frau anfangen

will,

Antons Panßa von Mancha
richt, daß er geſund und vergnuͤgt lebe; Sie freute
ſich uͤber ſein Gluͤck, und vergoß ſtille Zaͤhren, daß
nicht ſie dieſes Gluͤck mit ihm theilen ſollte. Die
beſtaͤndig wiederholte Nachricht, daß die Frau des
Diego geſund ſey, benahmen ihr alle Hoffnung,
und brachten ſie auf die frommen Gedanken, in
ein Kloſter zu gehen. Die Widerwaͤrtigkeit, die
ſie in der Welt ausgeſtanden hatte, und der Kum-
mer, der ihr freundſchaftliches Herz nagte, mach-
ten ihr dieſen Einfall angenehm und ernſtlich. Der
Geiſtliche, dem ſie die Sorge fuͤr ihre Seele an-
vertraut hatte, ermunterte ſie noch mehr dazu,
und freute ſich, daß er dem Himmel ein geheilig-
tes Opfer, und dem Kloſter eine reiche Wittwe
zufuͤhren ſollte. Binnen der Zeit hatte Diego ſo
viel Reichthuͤmer erworben, daß er, ob er ſchon
ein Kaufmann war, doch glaubte, er habe genug.
Er wuͤnſchte ſich, ſolche in ſeinem Vaterlande
ruhig zu genießen, und wer Luſt hat, Boͤſes zu
denken, der kann glauben, daß er es auch darum
wuͤnſchte, um ſein Leben in der Geſellſchaft der
unvergeßnen Jſabelle zu beſchließen. Er eroͤffnete
ſein Vorhaben ſeiner Frau, und dieſe widerſprach
ihm nicht; denn in der neuen Welt hatte man vor
zweyhundert Jahren verſchiedne Exempel, daß die
Weiber den Maͤnnern nicht widerſprachen. Sie
begaben ſich beide zu Schiffe, und naͤherten ſich
gluͤcklich den Kuͤſten von Spanien. Nun wer-
den meine Leſer den Ausgang dieſer Geſchichte
bald argwohnen koͤnnen. Vielleicht ſind ſie fuͤr
mich beſorgt, was ich mit ſeiner Frau anfangen

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[110/0132] Antons Panßa von Mancha richt, daß er geſund und vergnuͤgt lebe; Sie freute ſich uͤber ſein Gluͤck, und vergoß ſtille Zaͤhren, daß nicht ſie dieſes Gluͤck mit ihm theilen ſollte. Die beſtaͤndig wiederholte Nachricht, daß die Frau des Diego geſund ſey, benahmen ihr alle Hoffnung, und brachten ſie auf die frommen Gedanken, in ein Kloſter zu gehen. Die Widerwaͤrtigkeit, die ſie in der Welt ausgeſtanden hatte, und der Kum- mer, der ihr freundſchaftliches Herz nagte, mach- ten ihr dieſen Einfall angenehm und ernſtlich. Der Geiſtliche, dem ſie die Sorge fuͤr ihre Seele an- vertraut hatte, ermunterte ſie noch mehr dazu, und freute ſich, daß er dem Himmel ein geheilig- tes Opfer, und dem Kloſter eine reiche Wittwe zufuͤhren ſollte. Binnen der Zeit hatte Diego ſo viel Reichthuͤmer erworben, daß er, ob er ſchon ein Kaufmann war, doch glaubte, er habe genug. Er wuͤnſchte ſich, ſolche in ſeinem Vaterlande ruhig zu genießen, und wer Luſt hat, Boͤſes zu denken, der kann glauben, daß er es auch darum wuͤnſchte, um ſein Leben in der Geſellſchaft der unvergeßnen Jſabelle zu beſchließen. Er eroͤffnete ſein Vorhaben ſeiner Frau, und dieſe widerſprach ihm nicht; denn in der neuen Welt hatte man vor zweyhundert Jahren verſchiedne Exempel, daß die Weiber den Maͤnnern nicht widerſprachen. Sie begaben ſich beide zu Schiffe, und naͤherten ſich gluͤcklich den Kuͤſten von Spanien. Nun wer- den meine Leſer den Ausgang dieſer Geſchichte bald argwohnen koͤnnen. Vielleicht ſind ſie fuͤr mich beſorgt, was ich mit ſeiner Frau anfangen will,

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/132>, abgerufen am 27.11.2024.