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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755.

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Antons Panßa von Mancha
Fräulein lächeln, wenn er ihnen die Hände küßt.
Der Landadel erkundigt sich, ob etwas zu seinem
gnädigen Befehle sey. Er borgt wieder, er ver-
pfändet seine Cavalierparole vom neuen; mit ei-
nem Worte, er ist der ehrlichste Mann von der
Welt; er, welcher schon ein rechtskräftiger Betrü-
ger war! Und woher alles dieses? Er gestand
seine Betrügereyen nicht, und blieb ehrlich!

Die Klagen der Milzsüchtigen sind allgemein,
daß unter Freunden weder Treu und Glauben,
noch Redlichkeit mehr sey. Diese Klagen sind
ungerecht. Wenigstens werden sie künftig über-
flüßig seyn. Denn durch meine liebreiche Ver-
mittelung wird es nunmehr so weit kommen, daß
man nicht mehr wissen wird, wo man mit allen
Freunden hin soll. Jch verlange, niemanden für
einen falschen Freund zu halten, der es nicht zu-
gesteht, daß er es ist. Es ist billig, was ich ver-
lange, und nur mir hat man es zu danken, daß
künftig alles von Freunden wimmeln wird. Glück-
selige Zeiten, welche unsere Vorfahren nicht erleb-
ten, und um welche uns jener kleinmüthige Weise
sehr beneiden würde, welcher sich nicht einmal ge-
traute, ein kleines Häuschen voll Freunde zusam-
men zu bringen! So weit wird es kommen, daß
man sich nicht sicher auf die Gasse wagen darf,
ohne zu besorgen, daß man unter den zärtlichen
Umarmungen redlicher Freunde ersticke.

An keinen Ort gehe ich lieber hin, als in Au-
erbachs Hof zu Leipzig. Das ist in der Messe der

rechte

Antons Panßa von Mancha
Fraͤulein laͤcheln, wenn er ihnen die Haͤnde kuͤßt.
Der Landadel erkundigt ſich, ob etwas zu ſeinem
gnaͤdigen Befehle ſey. Er borgt wieder, er ver-
pfaͤndet ſeine Cavalierparole vom neuen; mit ei-
nem Worte, er iſt der ehrlichſte Mann von der
Welt; er, welcher ſchon ein rechtskraͤftiger Betruͤ-
ger war! Und woher alles dieſes? Er geſtand
ſeine Betruͤgereyen nicht, und blieb ehrlich!

Die Klagen der Milzſuͤchtigen ſind allgemein,
daß unter Freunden weder Treu und Glauben,
noch Redlichkeit mehr ſey. Dieſe Klagen ſind
ungerecht. Wenigſtens werden ſie kuͤnftig uͤber-
fluͤßig ſeyn. Denn durch meine liebreiche Ver-
mittelung wird es nunmehr ſo weit kommen, daß
man nicht mehr wiſſen wird, wo man mit allen
Freunden hin ſoll. Jch verlange, niemanden fuͤr
einen falſchen Freund zu halten, der es nicht zu-
geſteht, daß er es iſt. Es iſt billig, was ich ver-
lange, und nur mir hat man es zu danken, daß
kuͤnftig alles von Freunden wimmeln wird. Gluͤck-
ſelige Zeiten, welche unſere Vorfahren nicht erleb-
ten, und um welche uns jener kleinmuͤthige Weiſe
ſehr beneiden wuͤrde, welcher ſich nicht einmal ge-
traute, ein kleines Haͤuschen voll Freunde zuſam-
men zu bringen! So weit wird es kommen, daß
man ſich nicht ſicher auf die Gaſſe wagen darf,
ohne zu beſorgen, daß man unter den zaͤrtlichen
Umarmungen redlicher Freunde erſticke.

An keinen Ort gehe ich lieber hin, als in Au-
erbachs Hof zu Leipzig. Das iſt in der Meſſe der

rechte
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[78/0100] Antons Panßa von Mancha Fraͤulein laͤcheln, wenn er ihnen die Haͤnde kuͤßt. Der Landadel erkundigt ſich, ob etwas zu ſeinem gnaͤdigen Befehle ſey. Er borgt wieder, er ver- pfaͤndet ſeine Cavalierparole vom neuen; mit ei- nem Worte, er iſt der ehrlichſte Mann von der Welt; er, welcher ſchon ein rechtskraͤftiger Betruͤ- ger war! Und woher alles dieſes? Er geſtand ſeine Betruͤgereyen nicht, und blieb ehrlich! Die Klagen der Milzſuͤchtigen ſind allgemein, daß unter Freunden weder Treu und Glauben, noch Redlichkeit mehr ſey. Dieſe Klagen ſind ungerecht. Wenigſtens werden ſie kuͤnftig uͤber- fluͤßig ſeyn. Denn durch meine liebreiche Ver- mittelung wird es nunmehr ſo weit kommen, daß man nicht mehr wiſſen wird, wo man mit allen Freunden hin ſoll. Jch verlange, niemanden fuͤr einen falſchen Freund zu halten, der es nicht zu- geſteht, daß er es iſt. Es iſt billig, was ich ver- lange, und nur mir hat man es zu danken, daß kuͤnftig alles von Freunden wimmeln wird. Gluͤck- ſelige Zeiten, welche unſere Vorfahren nicht erleb- ten, und um welche uns jener kleinmuͤthige Weiſe ſehr beneiden wuͤrde, welcher ſich nicht einmal ge- traute, ein kleines Haͤuschen voll Freunde zuſam- men zu bringen! So weit wird es kommen, daß man ſich nicht ſicher auf die Gaſſe wagen darf, ohne zu beſorgen, daß man unter den zaͤrtlichen Umarmungen redlicher Freunde erſticke. An keinen Ort gehe ich lieber hin, als in Au- erbachs Hof zu Leipzig. Das iſt in der Meſſe der rechte

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satirischer Schriften. Bd. 4. Leipzig, 1755, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung04_1755/100>, abgerufen am 25.11.2024.