Es ist weiter nichts, als eine Zunöthigung von meinen Unterthanen, welche sich durch den Ei- gennutz eines ungewissenhaften Advocaten haben aufwiegeln lassen. Die Sache ist in der That durch die Länge der Zeit, und die Bosheit meiner Gegner sehr verworren. Jch bin erschrocken, da ich gehört habe, daß die Commission an Sie aus- gebracht worden ist, weil ich weis, daß Sie Sich vielleicht zu allen, nur zu keinem Commissar, schi- cken. Man hat mir von Jhrer Ungeschicklichkeit, und Unwissenheit so viel besondre Umstände er- zählt, daß ich untröstbar seyn würde, wenn man mich nicht zugleich versichert hätte, daß man Sie mit einer Bouteille Wein, und einer Hand voll Dukaten zu allem vermögen könnte, was man ver- langt. Jch bediene mich dieses Mittels desto lie- ber, da ich es nicht misbrauche, sondern Jhnen nur die Billigkeit meiner Sache deutlich zu machen suche, welche Sie ausserdem so wenig verstehn. Jch erwarte Sie auf den Sonntag bey mir; mei- ne Pferde sollen Sie abholen. Wir wollen uns mit einander satt trinken, und die Sache dabey überlegen. Damit Sie sehen, wie erkenntlich ich seyn will: so mache ich hier einen Anfang mit ei- nem Duzend Dukaten. Es soll nicht das letzte seyn, so Sie von mir bekommen, und für Jhre Küche will ich sorgen, so lange die Jagd währt.
Sie,
Satyriſche Briefe.
Hochgeehrter Herr Commiſſar,
Es iſt weiter nichts, als eine Zunoͤthigung von meinen Unterthanen, welche ſich durch den Ei- gennutz eines ungewiſſenhaften Advocaten haben aufwiegeln laſſen. Die Sache iſt in der That durch die Laͤnge der Zeit, und die Bosheit meiner Gegner ſehr verworren. Jch bin erſchrocken, da ich gehoͤrt habe, daß die Commiſſion an Sie aus- gebracht worden iſt, weil ich weis, daß Sie Sich vielleicht zu allen, nur zu keinem Commiſſar, ſchi- cken. Man hat mir von Jhrer Ungeſchicklichkeit, und Unwiſſenheit ſo viel beſondre Umſtaͤnde er- zaͤhlt, daß ich untroͤſtbar ſeyn wuͤrde, wenn man mich nicht zugleich verſichert haͤtte, daß man Sie mit einer Bouteille Wein, und einer Hand voll Dukaten zu allem vermoͤgen koͤnnte, was man ver- langt. Jch bediene mich dieſes Mittels deſto lie- ber, da ich es nicht misbrauche, ſondern Jhnen nur die Billigkeit meiner Sache deutlich zu machen ſuche, welche Sie auſſerdem ſo wenig verſtehn. Jch erwarte Sie auf den Sonntag bey mir; mei- ne Pferde ſollen Sie abholen. Wir wollen uns mit einander ſatt trinken, und die Sache dabey uͤberlegen. Damit Sie ſehen, wie erkenntlich ich ſeyn will: ſo mache ich hier einen Anfang mit ei- nem Duzend Dukaten. Es ſoll nicht das letzte ſeyn, ſo Sie von mir bekommen, und fuͤr Jhre Kuͤche will ich ſorgen, ſo lange die Jagd waͤhrt.
Sie,
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Satyriſche Briefe.
Hochgeehrter Herr Commiſſar,
Es iſt weiter nichts, als eine Zunoͤthigung von
meinen Unterthanen, welche ſich durch den Ei-
gennutz eines ungewiſſenhaften Advocaten haben
aufwiegeln laſſen. Die Sache iſt in der That
durch die Laͤnge der Zeit, und die Bosheit meiner
Gegner ſehr verworren. Jch bin erſchrocken, da
ich gehoͤrt habe, daß die Commiſſion an Sie aus-
gebracht worden iſt, weil ich weis, daß Sie Sich
vielleicht zu allen, nur zu keinem Commiſſar, ſchi-
cken. Man hat mir von Jhrer Ungeſchicklichkeit,
und Unwiſſenheit ſo viel beſondre Umſtaͤnde er-
zaͤhlt, daß ich untroͤſtbar ſeyn wuͤrde, wenn man
mich nicht zugleich verſichert haͤtte, daß man Sie
mit einer Bouteille Wein, und einer Hand voll
Dukaten zu allem vermoͤgen koͤnnte, was man ver-
langt. Jch bediene mich dieſes Mittels deſto lie-
ber, da ich es nicht misbrauche, ſondern Jhnen
nur die Billigkeit meiner Sache deutlich zu machen
ſuche, welche Sie auſſerdem ſo wenig verſtehn.
Jch erwarte Sie auf den Sonntag bey mir; mei-
ne Pferde ſollen Sie abholen. Wir wollen uns
mit einander ſatt trinken, und die Sache dabey
uͤberlegen. Damit Sie ſehen, wie erkenntlich ich
ſeyn will: ſo mache ich hier einen Anfang mit ei-
nem Duzend Dukaten. Es ſoll nicht das letzte
ſeyn, ſo Sie von mir bekommen, und fuͤr Jhre
Kuͤche will ich ſorgen, ſo lange die Jagd waͤhrt.
Sie,
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/92>, abgerufen am 20.11.2024.
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