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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

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Satyrische Briefe.
herum laufen, wenn das eingeführt werden sollte!
Wie gesagt, wenn ich in Zeiten geschmiert hätte, so
wäre ich wohl besser gefahren. Aber meine Frau
wollte nicht dran; sie hatte den Truthahn gar zu lieb.
Sehn Sie, gnädigster Herr Lieutenant, das ist nun
alles, und davon macht man so ein Aufhebens. Jch
denke in Jhr Dorf werde ich mich ganz gut schicken.
So viel Jhre Bauerjungen von Gottes Worte
brauchen, will ich ihnen doch wohl vorsagen. Für
armer Leute Kinder mag es halbweg seyn. Auf den
Respect halte ich; da gebe ich Jhnen mein Wort.
Jch will die Jungen zusammen peitschen, sie sollen
Oel geben, wenn sie nicht gut thun wollen. Was
mir am Christenthume und dem Catechismus ab-
geht, das ersetze ich auf eine andere Art. Sie haben
keinen Barbier im Dorfe, den Sie doch so nothwen-
dig brauchen, da Sie Sich beständig daselbst aufhal-
ten. Das verstehe ich perfect. Jch will Ew. Gna-
den umsonst scheren, nach dem Striche und wider den
Strich, wie Sie es verlangen, und alles umsonst, dar-
auf können sich Ew. Excellenz verlassen. Die gnä-
dige Frau Gemahlinn ist eine Liebhaberinn vom
Brandtweine. Das sage ich Jhnen, so schön muß
ihn kein Mensch abziehn, als ich. Meine Frau hat
ein besondres Geheimniß, Froschleichwasser zu ma-
chen, welches zu einer reinen Haut, und wider die
Sommersprossen hilft. Das wird sehr gut für den
ältesten Junker seyn, welcher sehr viel auf ein hüb-
sches weißes Gesichtchen hält. Jch glaube, Ew. Mag-
nificenz sollen so viel Einsicht haben, und finden, daß

sich

Satyriſche Briefe.
herum laufen, wenn das eingefuͤhrt werden ſollte!
Wie geſagt, wenn ich in Zeiten geſchmiert haͤtte, ſo
waͤre ich wohl beſſer gefahren. Aber meine Frau
wollte nicht dran; ſie hatte den Truthahn gar zu lieb.
Sehn Sie, gnaͤdigſter Herr Lieutenant, das iſt nun
alles, und davon macht man ſo ein Aufhebens. Jch
denke in Jhr Dorf werde ich mich ganz gut ſchicken.
So viel Jhre Bauerjungen von Gottes Worte
brauchen, will ich ihnen doch wohl vorſagen. Fuͤr
armer Leute Kinder mag es halbweg ſeyn. Auf den
Reſpect halte ich; da gebe ich Jhnen mein Wort.
Jch will die Jungen zuſammen peitſchen, ſie ſollen
Oel geben, wenn ſie nicht gut thun wollen. Was
mir am Chriſtenthume und dem Catechiſmus ab-
geht, das erſetze ich auf eine andere Art. Sie haben
keinen Barbier im Dorfe, den Sie doch ſo nothwen-
dig brauchen, da Sie Sich beſtaͤndig daſelbſt aufhal-
ten. Das verſtehe ich perfect. Jch will Ew. Gna-
den umſonſt ſcheren, nach dem Striche und wider den
Strich, wie Sie es verlangen, und alles umſonſt, dar-
auf koͤnnen ſich Ew. Excellenz verlaſſen. Die gnaͤ-
dige Frau Gemahlinn iſt eine Liebhaberinn vom
Brandtweine. Das ſage ich Jhnen, ſo ſchoͤn muß
ihn kein Menſch abziehn, als ich. Meine Frau hat
ein beſondres Geheimniß, Froſchleichwaſſer zu ma-
chen, welches zu einer reinen Haut, und wider die
Sommerſproſſen hilft. Das wird ſehr gut fuͤr den
aͤlteſten Junker ſeyn, welcher ſehr viel auf ein huͤb-
ſches weißes Geſichtchen haͤlt. Jch glaube, Ew. Mag-
nificenz ſollen ſo viel Einſicht haben, und finden, daß

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[44/0072] Satyriſche Briefe. herum laufen, wenn das eingefuͤhrt werden ſollte! Wie geſagt, wenn ich in Zeiten geſchmiert haͤtte, ſo waͤre ich wohl beſſer gefahren. Aber meine Frau wollte nicht dran; ſie hatte den Truthahn gar zu lieb. Sehn Sie, gnaͤdigſter Herr Lieutenant, das iſt nun alles, und davon macht man ſo ein Aufhebens. Jch denke in Jhr Dorf werde ich mich ganz gut ſchicken. So viel Jhre Bauerjungen von Gottes Worte brauchen, will ich ihnen doch wohl vorſagen. Fuͤr armer Leute Kinder mag es halbweg ſeyn. Auf den Reſpect halte ich; da gebe ich Jhnen mein Wort. Jch will die Jungen zuſammen peitſchen, ſie ſollen Oel geben, wenn ſie nicht gut thun wollen. Was mir am Chriſtenthume und dem Catechiſmus ab- geht, das erſetze ich auf eine andere Art. Sie haben keinen Barbier im Dorfe, den Sie doch ſo nothwen- dig brauchen, da Sie Sich beſtaͤndig daſelbſt aufhal- ten. Das verſtehe ich perfect. Jch will Ew. Gna- den umſonſt ſcheren, nach dem Striche und wider den Strich, wie Sie es verlangen, und alles umſonſt, dar- auf koͤnnen ſich Ew. Excellenz verlaſſen. Die gnaͤ- dige Frau Gemahlinn iſt eine Liebhaberinn vom Brandtweine. Das ſage ich Jhnen, ſo ſchoͤn muß ihn kein Menſch abziehn, als ich. Meine Frau hat ein beſondres Geheimniß, Froſchleichwaſſer zu ma- chen, welches zu einer reinen Haut, und wider die Sommerſproſſen hilft. Das wird ſehr gut fuͤr den aͤlteſten Junker ſeyn, welcher ſehr viel auf ein huͤb- ſches weißes Geſichtchen haͤlt. Jch glaube, Ew. Mag- nificenz ſollen ſo viel Einſicht haben, und finden, daß ſich

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/72>, abgerufen am 27.11.2024.