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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

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Satyrische Briefe.
vier Jahre lang verwaltet hat, und dessen Tod mir
desto schmerzhafter fällt, da er mich nach einem drey-
jährigen Ehestande, in meinem zwey und zwanzig-
sten Jahre als eine unglückliche Wittwe verlassen
hat. Das Amt ist sehr mühsam wegen der star-
ken Wirthschaft, die damit verknüpft ist, und die
ohne großen Schaden nicht verpachtet werden kann.
Das Jnventarium beträgt wenigstens siebenhun-
dert Thaler, und mein seliger Herr würde sich da-
durch unfehlbar ruinirt haben, wenn er nicht mit
einem Theile meines Vermögens solches bestreiten,
und die Wittwe des Vorfahren befriedigen können,
welche solches allemal auf einem Brete ausgezahlt
bekommen muß. Sollten Sie veranlaßt werden,
eine Gastpredigt zu thun: so steht Jhnen mein
Haus und Tisch zu Diensten, wenn es Jhnen gefiele,
bey mir abzutreten. Fänden sich noch einige
Schwierigkeiten wegen Jhrer Beförderung: so
haben Sie das Vertrauen zu mir, daß ich Jhnen
nach Vermögen, und vielleicht mit gutem Erfolge
dienen werde, da ich seit vielen Jahren mich der
Gnade unsers Kirchenpatrons rühmen kann. Jch
erwarte baldige Antwort, und bin

Meines Hochgeehrten Herrn
ehrendienstwillige,
N. Witwe.
N. S.

Satyriſche Briefe.
vier Jahre lang verwaltet hat, und deſſen Tod mir
deſto ſchmerzhafter faͤllt, da er mich nach einem drey-
jaͤhrigen Eheſtande, in meinem zwey und zwanzig-
ſten Jahre als eine ungluͤckliche Wittwe verlaſſen
hat. Das Amt iſt ſehr muͤhſam wegen der ſtar-
ken Wirthſchaft, die damit verknuͤpft iſt, und die
ohne großen Schaden nicht verpachtet werden kann.
Das Jnventarium betraͤgt wenigſtens ſiebenhun-
dert Thaler, und mein ſeliger Herr wuͤrde ſich da-
durch unfehlbar ruinirt haben, wenn er nicht mit
einem Theile meines Vermoͤgens ſolches beſtreiten,
und die Wittwe des Vorfahren befriedigen koͤnnen,
welche ſolches allemal auf einem Brete ausgezahlt
bekommen muß. Sollten Sie veranlaßt werden,
eine Gaſtpredigt zu thun: ſo ſteht Jhnen mein
Haus und Tiſch zu Dienſten, wenn es Jhnen gefiele,
bey mir abzutreten. Faͤnden ſich noch einige
Schwierigkeiten wegen Jhrer Befoͤrderung: ſo
haben Sie das Vertrauen zu mir, daß ich Jhnen
nach Vermoͤgen, und vielleicht mit gutem Erfolge
dienen werde, da ich ſeit vielen Jahren mich der
Gnade unſers Kirchenpatrons ruͤhmen kann. Jch
erwarte baldige Antwort, und bin

Meines Hochgeehrten Herrn
ehrendienſtwillige,
N. Witwe.
N. S.
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[29/0057] Satyriſche Briefe. vier Jahre lang verwaltet hat, und deſſen Tod mir deſto ſchmerzhafter faͤllt, da er mich nach einem drey- jaͤhrigen Eheſtande, in meinem zwey und zwanzig- ſten Jahre als eine ungluͤckliche Wittwe verlaſſen hat. Das Amt iſt ſehr muͤhſam wegen der ſtar- ken Wirthſchaft, die damit verknuͤpft iſt, und die ohne großen Schaden nicht verpachtet werden kann. Das Jnventarium betraͤgt wenigſtens ſiebenhun- dert Thaler, und mein ſeliger Herr wuͤrde ſich da- durch unfehlbar ruinirt haben, wenn er nicht mit einem Theile meines Vermoͤgens ſolches beſtreiten, und die Wittwe des Vorfahren befriedigen koͤnnen, welche ſolches allemal auf einem Brete ausgezahlt bekommen muß. Sollten Sie veranlaßt werden, eine Gaſtpredigt zu thun: ſo ſteht Jhnen mein Haus und Tiſch zu Dienſten, wenn es Jhnen gefiele, bey mir abzutreten. Faͤnden ſich noch einige Schwierigkeiten wegen Jhrer Befoͤrderung: ſo haben Sie das Vertrauen zu mir, daß ich Jhnen nach Vermoͤgen, und vielleicht mit gutem Erfolge dienen werde, da ich ſeit vielen Jahren mich der Gnade unſers Kirchenpatrons ruͤhmen kann. Jch erwarte baldige Antwort, und bin Meines Hochgeehrten Herrn ehrendienſtwillige, N. Witwe. N. S.

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/57>, abgerufen am 27.11.2024.