Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite

Satyrische Briefe.
dem Vorreiter versprochen. Nein, da wird nichts
draus. Herr Jemine! das fehlte uns noch, so
einen rothköpfichten Jnformator! den sollten wir
noch ins Haus kriegen? Machen Sie sich immer
fertig. So bald der gnädige Herr wieder einen
Anfall von der Kolike kriegt, will ich ihn noch ein-
mal daran erinnern. Er ist ein gar zu lieber Herr!
Wenn Sie zu uns kommen, das will ich Jhnen
nur sagen, daß Sie Sich aus der gnädigen Frau
gar nichts zu machen haben. Sie hat noch ein
Mensche bey sich, das Maulaffengesichte möchte
auch gern Cammermädchen heißen. Der vorige
Jnformator sagte immer, sie hätte schöne weiße
Zähne; ich denke der Balg wird ihm wohl nach-
ziehn, wenn er weg ist. Aber, ich weiß nun nicht,
was sie thun wird, wenn sie nun, ich setze nun den
Fall, sie bliebe noch da, da nehmen Sie Sich ja
vor ihr in Acht, es ist ein böses gefährliches Thier,
sie hat ein meschantes Maul. Gott bewahre einen
jeden Christen vor ihr; der Nickel! Nun, wie ge-
sagt, machen Sie immer ihre Sachen fertig, daß
Sie auf Weihnachten anziehen können. Jch bin
Jhre Dienerinn

N. S. Wie Gott will! Jch bin immer noch
ein und zwanzig Jahre alt. Unser alter Pfar-
rer wird doch nicht ewig leben. Kömmt Zeit,
kömmt Rath. Jhre Dienerinn. Für das
schöne Band danke ich; es ist auch ein gar zu
niedliches Bändchen. Leipzig bleibt wohl
Leipzig.

Adjeu.
Wem

Satyriſche Briefe.
dem Vorreiter verſprochen. Nein, da wird nichts
draus. Herr Jemine! das fehlte uns noch, ſo
einen rothkoͤpfichten Jnformator! den ſollten wir
noch ins Haus kriegen? Machen Sie ſich immer
fertig. So bald der gnaͤdige Herr wieder einen
Anfall von der Kolike kriegt, will ich ihn noch ein-
mal daran erinnern. Er iſt ein gar zu lieber Herr!
Wenn Sie zu uns kommen, das will ich Jhnen
nur ſagen, daß Sie Sich aus der gnaͤdigen Frau
gar nichts zu machen haben. Sie hat noch ein
Menſche bey ſich, das Maulaffengeſichte moͤchte
auch gern Cammermaͤdchen heißen. Der vorige
Jnformator ſagte immer, ſie haͤtte ſchoͤne weiße
Zaͤhne; ich denke der Balg wird ihm wohl nach-
ziehn, wenn er weg iſt. Aber, ich weiß nun nicht,
was ſie thun wird, wenn ſie nun, ich ſetze nun den
Fall, ſie bliebe noch da, da nehmen Sie Sich ja
vor ihr in Acht, es iſt ein boͤſes gefaͤhrliches Thier,
ſie hat ein meſchantes Maul. Gott bewahre einen
jeden Chriſten vor ihr; der Nickel! Nun, wie ge-
ſagt, machen Sie immer ihre Sachen fertig, daß
Sie auf Weihnachten anziehen koͤnnen. Jch bin
Jhre Dienerinn

N. S. Wie Gott will! Jch bin immer noch
ein und zwanzig Jahre alt. Unſer alter Pfar-
rer wird doch nicht ewig leben. Koͤmmt Zeit,
koͤmmt Rath. Jhre Dienerinn. Fuͤr das
ſchoͤne Band danke ich; es iſt auch ein gar zu
niedliches Baͤndchen. Leipzig bleibt wohl
Leipzig.

Adjeu.
Wem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <floatingText>
          <body>
            <div type="letter">
              <p><pb facs="#f0055" n="27"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Satyri&#x017F;che Briefe.</hi></fw><lb/>
dem Vorreiter ver&#x017F;prochen. Nein, da wird nichts<lb/>
draus. Herr Jemine! das fehlte uns noch, &#x017F;o<lb/>
einen rothko&#x0364;pfichten Jnformator! den &#x017F;ollten wir<lb/>
noch ins Haus kriegen? Machen Sie &#x017F;ich immer<lb/>
fertig. So bald der gna&#x0364;dige Herr wieder einen<lb/>
Anfall von der Kolike kriegt, will ich ihn noch ein-<lb/>
mal daran erinnern. Er i&#x017F;t ein gar zu lieber Herr!<lb/>
Wenn Sie zu uns kommen, das will ich Jhnen<lb/>
nur &#x017F;agen, daß Sie Sich aus der gna&#x0364;digen Frau<lb/>
gar nichts zu machen haben. Sie hat noch ein<lb/>
Men&#x017F;che bey &#x017F;ich, das Maulaffenge&#x017F;ichte mo&#x0364;chte<lb/>
auch gern Cammerma&#x0364;dchen heißen. Der vorige<lb/>
Jnformator &#x017F;agte immer, &#x017F;ie ha&#x0364;tte &#x017F;cho&#x0364;ne weiße<lb/>
Za&#x0364;hne; ich denke der Balg wird ihm wohl nach-<lb/>
ziehn, wenn er weg i&#x017F;t. Aber, ich weiß nun nicht,<lb/>
was &#x017F;ie thun wird, wenn &#x017F;ie nun, ich &#x017F;etze nun den<lb/>
Fall, &#x017F;ie bliebe noch da, da nehmen Sie Sich ja<lb/>
vor ihr in Acht, es i&#x017F;t ein bo&#x0364;&#x017F;es gefa&#x0364;hrliches Thier,<lb/>
&#x017F;ie hat ein me&#x017F;chantes Maul. Gott bewahre einen<lb/>
jeden Chri&#x017F;ten vor ihr; der Nickel! Nun, wie ge-<lb/>
&#x017F;agt, machen Sie immer ihre Sachen fertig, daß<lb/>
Sie auf Weihnachten anziehen ko&#x0364;nnen. Jch bin<lb/>
Jhre Dienerinn</p><lb/>
              <postscript>
                <p>N. S. Wie Gott will! Jch bin immer noch<lb/>
ein und zwanzig Jahre alt. Un&#x017F;er alter Pfar-<lb/>
rer wird doch nicht ewig leben. Ko&#x0364;mmt Zeit,<lb/>
ko&#x0364;mmt Rath. Jhre Dienerinn. Fu&#x0364;r das<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;ne Band danke ich; es i&#x017F;t auch ein gar zu<lb/>
niedliches Ba&#x0364;ndchen. Leipzig bleibt wohl<lb/>
Leipzig.</p>
                <closer>
                  <salute>Adjeu.</salute>
                </closer>
              </postscript>
            </div>
          </body>
        </floatingText><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Wem</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[27/0055] Satyriſche Briefe. dem Vorreiter verſprochen. Nein, da wird nichts draus. Herr Jemine! das fehlte uns noch, ſo einen rothkoͤpfichten Jnformator! den ſollten wir noch ins Haus kriegen? Machen Sie ſich immer fertig. So bald der gnaͤdige Herr wieder einen Anfall von der Kolike kriegt, will ich ihn noch ein- mal daran erinnern. Er iſt ein gar zu lieber Herr! Wenn Sie zu uns kommen, das will ich Jhnen nur ſagen, daß Sie Sich aus der gnaͤdigen Frau gar nichts zu machen haben. Sie hat noch ein Menſche bey ſich, das Maulaffengeſichte moͤchte auch gern Cammermaͤdchen heißen. Der vorige Jnformator ſagte immer, ſie haͤtte ſchoͤne weiße Zaͤhne; ich denke der Balg wird ihm wohl nach- ziehn, wenn er weg iſt. Aber, ich weiß nun nicht, was ſie thun wird, wenn ſie nun, ich ſetze nun den Fall, ſie bliebe noch da, da nehmen Sie Sich ja vor ihr in Acht, es iſt ein boͤſes gefaͤhrliches Thier, ſie hat ein meſchantes Maul. Gott bewahre einen jeden Chriſten vor ihr; der Nickel! Nun, wie ge- ſagt, machen Sie immer ihre Sachen fertig, daß Sie auf Weihnachten anziehen koͤnnen. Jch bin Jhre Dienerinn N. S. Wie Gott will! Jch bin immer noch ein und zwanzig Jahre alt. Unſer alter Pfar- rer wird doch nicht ewig leben. Koͤmmt Zeit, koͤmmt Rath. Jhre Dienerinn. Fuͤr das ſchoͤne Band danke ich; es iſt auch ein gar zu niedliches Baͤndchen. Leipzig bleibt wohl Leipzig. Adjeu. Wem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/55
Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/55>, abgerufen am 18.12.2024.