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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

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Satyrische Briefe.
10.) N. N. Ein süsses artiges Herrchen. Jst
geputzt, wie eine Puppe, und denkt auch so. Hat
vier Jahre in Leipzig studirt, und in vier Jahren
keinen Huth auf den Kopf gebracht. Hat sich, wie
er sagt, vornehmlich nur auf galante Studien gelegt.
Erbietet sich, die junge Herrschaft zu frisiren.
Macht Dintenflecke aus der Wäsche, bohnt Schrän-
ke, und kann allerhand artige Figuren in Papier
ausschneiden. Als ich von ihm wissen wollte, wie
viel er an Besoldung verlangte, so machte er ein
Rückpas, und sagte ganz klar: Siebenzig Thaler,
zu dienen, Jhre Hochedlen! Er gefällt meiner Frau.
11.) Wenn Ew. Excellenz einen Menschen haben
wollen, der im Lateinischen, Französischen, Jtalie-
nischen, und der Historie, im Tanzen, Reiten und
Fechten, und in allen möglichen Wissenschaften Un-
terweisung geben soll, so schlage ich Jhnen N. N.
vor. Er versteht zwar von allen diesen nichts, er
ist aber meiner Schwester Sohn, und kömmt alle
Wochen wenigstens zweymal zu mir, mich mit
vieler Demuth seiner Devotion zu versichern, um
deswillen möchte ich ihm gern geholfen wissen. Jch
habe ihn zeither, mit gutem Erfolge, jungen Leuten
zur Privatinformation vorgeschlagen, welche so bil-
lig gewesen sind, ihn monatlich, in Ansehung mei-
ner, zu bezahlen, ohne seine Stunden abzuwarten.
Er repetirt mit ihnen meine juristischen Collegia,
ungeachtet er ein Theologus ist. Achtzig Thaler
Besoldung dürften wohl nicht zu viel seyn, denn er ist
mein Vetter.
Der
B 4
Satyriſche Briefe.
10.) N. N. Ein ſuͤſſes artiges Herrchen. Jſt
geputzt, wie eine Puppe, und denkt auch ſo. Hat
vier Jahre in Leipzig ſtudirt, und in vier Jahren
keinen Huth auf den Kopf gebracht. Hat ſich, wie
er ſagt, vornehmlich nur auf galante Studien gelegt.
Erbietet ſich, die junge Herrſchaft zu friſiren.
Macht Dintenflecke aus der Waͤſche, bohnt Schraͤn-
ke, und kann allerhand artige Figuren in Papier
ausſchneiden. Als ich von ihm wiſſen wollte, wie
viel er an Beſoldung verlangte, ſo machte er ein
Ruͤckpas, und ſagte ganz klar: Siebenzig Thaler,
zu dienen, Jhre Hochedlen! Er gefaͤllt meiner Frau.
11.) Wenn Ew. Excellenz einen Menſchen haben
wollen, der im Lateiniſchen, Franzoͤſiſchen, Jtalie-
niſchen, und der Hiſtorie, im Tanzen, Reiten und
Fechten, und in allen moͤglichen Wiſſenſchaften Un-
terweiſung geben ſoll, ſo ſchlage ich Jhnen N. N.
vor. Er verſteht zwar von allen dieſen nichts, er
iſt aber meiner Schweſter Sohn, und koͤmmt alle
Wochen wenigſtens zweymal zu mir, mich mit
vieler Demuth ſeiner Devotion zu verſichern, um
deswillen moͤchte ich ihm gern geholfen wiſſen. Jch
habe ihn zeither, mit gutem Erfolge, jungen Leuten
zur Privatinformation vorgeſchlagen, welche ſo bil-
lig geweſen ſind, ihn monatlich, in Anſehung mei-
ner, zu bezahlen, ohne ſeine Stunden abzuwarten.
Er repetirt mit ihnen meine juriſtiſchen Collegia,
ungeachtet er ein Theologus iſt. Achtzig Thaler
Beſoldung duͤrften wohl nicht zu viel ſeyn, denn er iſt
mein Vetter.
Der
B 4
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[23/0051] Satyriſche Briefe. 10.) N. N. Ein ſuͤſſes artiges Herrchen. Jſt geputzt, wie eine Puppe, und denkt auch ſo. Hat vier Jahre in Leipzig ſtudirt, und in vier Jahren keinen Huth auf den Kopf gebracht. Hat ſich, wie er ſagt, vornehmlich nur auf galante Studien gelegt. Erbietet ſich, die junge Herrſchaft zu friſiren. Macht Dintenflecke aus der Waͤſche, bohnt Schraͤn- ke, und kann allerhand artige Figuren in Papier ausſchneiden. Als ich von ihm wiſſen wollte, wie viel er an Beſoldung verlangte, ſo machte er ein Ruͤckpas, und ſagte ganz klar: Siebenzig Thaler, zu dienen, Jhre Hochedlen! Er gefaͤllt meiner Frau. 11.) Wenn Ew. Excellenz einen Menſchen haben wollen, der im Lateiniſchen, Franzoͤſiſchen, Jtalie- niſchen, und der Hiſtorie, im Tanzen, Reiten und Fechten, und in allen moͤglichen Wiſſenſchaften Un- terweiſung geben ſoll, ſo ſchlage ich Jhnen N. N. vor. Er verſteht zwar von allen dieſen nichts, er iſt aber meiner Schweſter Sohn, und koͤmmt alle Wochen wenigſtens zweymal zu mir, mich mit vieler Demuth ſeiner Devotion zu verſichern, um deswillen moͤchte ich ihm gern geholfen wiſſen. Jch habe ihn zeither, mit gutem Erfolge, jungen Leuten zur Privatinformation vorgeſchlagen, welche ſo bil- lig geweſen ſind, ihn monatlich, in Anſehung mei- ner, zu bezahlen, ohne ſeine Stunden abzuwarten. Er repetirt mit ihnen meine juriſtiſchen Collegia, ungeachtet er ein Theologus iſt. Achtzig Thaler Beſoldung duͤrften wohl nicht zu viel ſeyn, denn er iſt mein Vetter. Der B 4

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/51>, abgerufen am 23.11.2024.