[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.Satyrische Briefe. tulation von zweyhundert Versen baar vier Gro-schen gegeben werden, wobey er es jährlich we- nigstens auf 80 Thaler zu bringen gedenkt. Er verlangt alle Weihnachten ein abgesetztes Kleid, es mag so alt seyn, als es wolle. Um ein paar ganze Hofen wollte ich Ew. Excellenz selbst für den armen Schelm, statt des Handgeldes, gebeten ha- ben. NB. Er ist auch witzig, und satyrisch, man möchte sich vor Lachen ausschütten. Ew. Excellenz können tausend Spaß mit ihm haben. Böse wird er nicht leicht, man müßte denn seine Verse tadeln. 7.) Da Ew. Excellenz gar wohl bedächtig zu sagen pflegen, daß ein junger Edelmann, der nicht denkt, weit erträglicher sey, als einer, der keinen Hasen hetzen kann: so wollte ich Jhnen wohl N. N. vorschlagen. Er hat wider seinen Willen stu- diren müssen, weil es sein Vormund schlechter- dings verlangt; er hat aber vor allen Wissenschaf- ten so einen Abscheu, und dagegen zu den Jagd- hunden eine solche Neigung, daß man seine Mut- ter, so des herrschaftlichen Verwalters Frau gewe- sen, nicht ohne Grund im Verdacht gehabt, daß sie mit ihrem gnädigen Herrn vertraut gelebt. We- nigstens hat sie sich an ihm versehen. Gelernt hat er also wenig oder nichts; aber er ist ein ganzer Jä- ger. Lerchennetze strickt er als ein Meister, und in der ganzen Gegend ist keiner, der den Vogelheerd so B 3
Satyriſche Briefe. tulation von zweyhundert Verſen baar vier Gro-ſchen gegeben werden, wobey er es jaͤhrlich we- nigſtens auf 80 Thaler zu bringen gedenkt. Er verlangt alle Weihnachten ein abgeſetztes Kleid, es mag ſo alt ſeyn, als es wolle. Um ein paar ganze Hofen wollte ich Ew. Excellenz ſelbſt fuͤr den armen Schelm, ſtatt des Handgeldes, gebeten ha- ben. NB. Er iſt auch witzig, und ſatyriſch, man moͤchte ſich vor Lachen ausſchuͤtten. Ew. Excellenz koͤnnen tauſend Spaß mit ihm haben. Boͤſe wird er nicht leicht, man muͤßte denn ſeine Verſe tadeln. 7.) Da Ew. Excellenz gar wohl bedaͤchtig zu ſagen pflegen, daß ein junger Edelmann, der nicht denkt, weit ertraͤglicher ſey, als einer, der keinen Haſen hetzen kann: ſo wollte ich Jhnen wohl N. N. vorſchlagen. Er hat wider ſeinen Willen ſtu- diren muͤſſen, weil es ſein Vormund ſchlechter- dings verlangt; er hat aber vor allen Wiſſenſchaf- ten ſo einen Abſcheu, und dagegen zu den Jagd- hunden eine ſolche Neigung, daß man ſeine Mut- ter, ſo des herrſchaftlichen Verwalters Frau gewe- ſen, nicht ohne Grund im Verdacht gehabt, daß ſie mit ihrem gnaͤdigen Herrn vertraut gelebt. We- nigſtens hat ſie ſich an ihm verſehen. Gelernt hat er alſo wenig oder nichts; aber er iſt ein ganzer Jaͤ- ger. Lerchennetze ſtrickt er als ein Meiſter, und in der ganzen Gegend iſt keiner, der den Vogelheerd ſo B 3
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Satyriſche Briefe.
tulation von zweyhundert Verſen baar vier Gro-
ſchen gegeben werden, wobey er es jaͤhrlich we-
nigſtens auf 80 Thaler zu bringen gedenkt. Er
verlangt alle Weihnachten ein abgeſetztes Kleid,
es mag ſo alt ſeyn, als es wolle. Um ein paar
ganze Hofen wollte ich Ew. Excellenz ſelbſt fuͤr den
armen Schelm, ſtatt des Handgeldes, gebeten ha-
ben. NB. Er iſt auch witzig, und ſatyriſch,
man moͤchte ſich vor Lachen ausſchuͤtten. Ew.
Excellenz koͤnnen tauſend Spaß mit ihm haben.
Boͤſe wird er nicht leicht, man muͤßte denn ſeine
Verſe tadeln.
7.) Da Ew. Excellenz gar wohl bedaͤchtig zu
ſagen pflegen, daß ein junger Edelmann, der nicht
denkt, weit ertraͤglicher ſey, als einer, der keinen
Haſen hetzen kann: ſo wollte ich Jhnen wohl N.
N. vorſchlagen. Er hat wider ſeinen Willen ſtu-
diren muͤſſen, weil es ſein Vormund ſchlechter-
dings verlangt; er hat aber vor allen Wiſſenſchaf-
ten ſo einen Abſcheu, und dagegen zu den Jagd-
hunden eine ſolche Neigung, daß man ſeine Mut-
ter, ſo des herrſchaftlichen Verwalters Frau gewe-
ſen, nicht ohne Grund im Verdacht gehabt, daß
ſie mit ihrem gnaͤdigen Herrn vertraut gelebt. We-
nigſtens hat ſie ſich an ihm verſehen. Gelernt hat er
alſo wenig oder nichts; aber er iſt ein ganzer Jaͤ-
ger. Lerchennetze ſtrickt er als ein Meiſter, und
in der ganzen Gegend iſt keiner, der den Vogelheerd
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Zitationshilfe: | [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/49>, abgerufen am 16.07.2024. |