Ew. Excellenz gnädigst mir ertheiltem Befehle un- terthänigst nachzuleben, habe ich mir Mühe gegeben, alle diejenigen subjecta quovis modo zu sondiren, von denen ich geglaubt, daß sie der hohen Gnade nicht ganz unwürdig wären, welche Ew. Hochwohlgebohrne Excellenz, als ein wahrer Mäcenat, und Beschützer der schönen Kün- ste und Wissenschaften, so großmüthig zu offeri- ren geruht haben. Es fehlt nicht an Leuten, wel- che conditiones suchen, aber es ist zu beklagen, daß heut zu Tage junge Leute zu zeitig vornehm seyn, und sich nicht gefallen lassen wollen, durch einen kleinen Anfang den gewissen Grund zu ihrem größern Glücke zu legen. Die wenigen Wissen- schaften so sie etwan besitzen, machen sie so stolz, daß sie unverschämt genug sind, für ihre kleinen Bemü- hungen, die doch in weiter nichts bestehen, als Kinder zu informiren, so viel zu fordern, daß man dafür gar reichlich drey Bediente in Livrey halten könnte. Jch habe einen jungen Mensch bey mir gehabt, welcher in der That alle diejenigen Fä-
higkei-
Satyriſche Briefe.
Hochwohlgebohrner Herr, Gnaͤdiger Herr,
Ew. Excellenz gnaͤdigſt mir ertheiltem Befehle un- terthaͤnigſt nachzuleben, habe ich mir Muͤhe gegeben, alle diejenigen ſubjecta quovis modo zu ſondiren, von denen ich geglaubt, daß ſie der hohen Gnade nicht ganz unwuͤrdig waͤren, welche Ew. Hochwohlgebohrne Excellenz, als ein wahrer Maͤcenat, und Beſchuͤtzer der ſchoͤnen Kuͤn- ſte und Wiſſenſchaften, ſo großmuͤthig zu offeri- ren geruht haben. Es fehlt nicht an Leuten, wel- che conditiones ſuchen, aber es iſt zu beklagen, daß heut zu Tage junge Leute zu zeitig vornehm ſeyn, und ſich nicht gefallen laſſen wollen, durch einen kleinen Anfang den gewiſſen Grund zu ihrem groͤßern Gluͤcke zu legen. Die wenigen Wiſſen- ſchaften ſo ſie etwan beſitzen, machen ſie ſo ſtolz, daß ſie unverſchaͤmt genug ſind, fuͤr ihre kleinen Bemuͤ- hungen, die doch in weiter nichts beſtehen, als Kinder zu informiren, ſo viel zu fordern, daß man dafuͤr gar reichlich drey Bediente in Livrey halten koͤnnte. Jch habe einen jungen Menſch bey mir gehabt, welcher in der That alle diejenigen Faͤ-
higkei-
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Satyriſche Briefe.
Hochwohlgebohrner Herr,
Gnaͤdiger Herr,
Ew. Excellenz gnaͤdigſt mir ertheiltem Befehle un-
terthaͤnigſt nachzuleben, habe ich mir Muͤhe
gegeben, alle diejenigen ſubjecta quovis modo
zu ſondiren, von denen ich geglaubt, daß ſie der
hohen Gnade nicht ganz unwuͤrdig waͤren,
welche Ew. Hochwohlgebohrne Excellenz, als ein
wahrer Maͤcenat, und Beſchuͤtzer der ſchoͤnen Kuͤn-
ſte und Wiſſenſchaften, ſo großmuͤthig zu offeri-
ren geruht haben. Es fehlt nicht an Leuten, wel-
che conditiones ſuchen, aber es iſt zu beklagen,
daß heut zu Tage junge Leute zu zeitig vornehm
ſeyn, und ſich nicht gefallen laſſen wollen, durch
einen kleinen Anfang den gewiſſen Grund zu ihrem
groͤßern Gluͤcke zu legen. Die wenigen Wiſſen-
ſchaften ſo ſie etwan beſitzen, machen ſie ſo ſtolz, daß
ſie unverſchaͤmt genug ſind, fuͤr ihre kleinen Bemuͤ-
hungen, die doch in weiter nichts beſtehen, als
Kinder zu informiren, ſo viel zu fordern, daß man
dafuͤr gar reichlich drey Bediente in Livrey halten
koͤnnte. Jch habe einen jungen Menſch bey mir
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/41>, abgerufen am 22.12.2024.
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