wenn Sie mir eine abschlägliche Antwort geben; aber ich schätze Sie zu hoch, als daß ich Jhnen den geringsten Zwang anthun sollte. Erklären Sie Sich frey. Bin ich unglücklich genug, Sie nicht zur Frau zu bekommen: so lassen Sie mir wenig- stens die Hoffnung, daß Sie mich für Jhren Freund annehmen wollen. Jch werde das ewig seyn, und mich aufrichtig freuen, wenn es Jhnen allezeit so wohl geht, als es Jhre Tugend verdient. Jch bin
der Jhrige, R - - -
Mein Herr,
Vielleicht würde ich Jhnen geschwinder geant- wortet haben, wenn ich nicht so viel Hochach- tung für Sie hätte. Jch habe Zeit gebraucht, um zu überlegen, ob ich das Zutrauen verdiene, welches Sie gegen mich äussern. Der Rath meiner näch- sten Anverwandten schien mir in einer so wichtigen Sache nöthig zu seyn. Eine unvorsichtige Ent- schließung würde vielleicht der erste Fehler gewesen seyn, den Sie an mir billig zu tadeln gefunden hät- ten. Diejenigen von meinen Freunden, auf deren Einsicht ich mich verlassen kann, versichern mir so so viel gutes von Jhnen, mein Herr, daß ich mich nicht länger bedenken darf, Jhnen meine Hand an- zubieten. Jch thue es mit der Empfindung einer Person, welche wünscht, durch Jhre Liebe glücklich, und Jhrer Zuneigung immer würdiger zu werden.
Jch bin etc.
Jch
Satyriſche Briefe.
wenn Sie mir eine abſchlaͤgliche Antwort geben; aber ich ſchaͤtze Sie zu hoch, als daß ich Jhnen den geringſten Zwang anthun ſollte. Erklaͤren Sie Sich frey. Bin ich ungluͤcklich genug, Sie nicht zur Frau zu bekommen: ſo laſſen Sie mir wenig- ſtens die Hoffnung, daß Sie mich fuͤr Jhren Freund annehmen wollen. Jch werde das ewig ſeyn, und mich aufrichtig freuen, wenn es Jhnen allezeit ſo wohl geht, als es Jhre Tugend verdient. Jch bin
der Jhrige, R ‒ ‒ ‒
Mein Herr,
Vielleicht wuͤrde ich Jhnen geſchwinder geant- wortet haben, wenn ich nicht ſo viel Hochach- tung fuͤr Sie haͤtte. Jch habe Zeit gebraucht, um zu uͤberlegen, ob ich das Zutrauen verdiene, welches Sie gegen mich aͤuſſern. Der Rath meiner naͤch- ſten Anverwandten ſchien mir in einer ſo wichtigen Sache noͤthig zu ſeyn. Eine unvorſichtige Ent- ſchließung wuͤrde vielleicht der erſte Fehler geweſen ſeyn, den Sie an mir billig zu tadeln gefunden haͤt- ten. Diejenigen von meinen Freunden, auf deren Einſicht ich mich verlaſſen kann, verſichern mir ſo ſo viel gutes von Jhnen, mein Herr, daß ich mich nicht laͤnger bedenken darf, Jhnen meine Hand an- zubieten. Jch thue es mit der Empfindung einer Perſon, welche wuͤnſcht, durch Jhre Liebe gluͤcklich, und Jhrer Zuneigung immer wuͤrdiger zu werden.
Jch bin ꝛc.
Jch
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Satyriſche Briefe.
wenn Sie mir eine abſchlaͤgliche Antwort geben;
aber ich ſchaͤtze Sie zu hoch, als daß ich Jhnen den
geringſten Zwang anthun ſollte. Erklaͤren Sie
Sich frey. Bin ich ungluͤcklich genug, Sie nicht
zur Frau zu bekommen: ſo laſſen Sie mir wenig-
ſtens die Hoffnung, daß Sie mich fuͤr Jhren Freund
annehmen wollen. Jch werde das ewig ſeyn, und
mich aufrichtig freuen, wenn es Jhnen allezeit ſo
wohl geht, als es Jhre Tugend verdient. Jch bin
der Jhrige,
R ‒ ‒ ‒
Mein Herr,
Vielleicht wuͤrde ich Jhnen geſchwinder geant-
wortet haben, wenn ich nicht ſo viel Hochach-
tung fuͤr Sie haͤtte. Jch habe Zeit gebraucht, um
zu uͤberlegen, ob ich das Zutrauen verdiene, welches
Sie gegen mich aͤuſſern. Der Rath meiner naͤch-
ſten Anverwandten ſchien mir in einer ſo wichtigen
Sache noͤthig zu ſeyn. Eine unvorſichtige Ent-
ſchließung wuͤrde vielleicht der erſte Fehler geweſen
ſeyn, den Sie an mir billig zu tadeln gefunden haͤt-
ten. Diejenigen von meinen Freunden, auf deren
Einſicht ich mich verlaſſen kann, verſichern mir ſo
ſo viel gutes von Jhnen, mein Herr, daß ich mich
nicht laͤnger bedenken darf, Jhnen meine Hand an-
zubieten. Jch thue es mit der Empfindung einer
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und Jhrer Zuneigung immer wuͤrdiger zu werden.
Jch bin ꝛc.
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/376>, abgerufen am 22.02.2025.
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