[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.Satyrische Briefe. Gelde können Sie allemal wählen, wie Sie wol-len. Der junge Herr P - - - wird außer sich seyn, wenn er es erfährt. Sie können es nicht verantworten, daß Sie dem armen P. - - - be- ständig so spröde begegnet haben. Verstand hat er freylich nicht, aber desto besser für seine künftige Frau. Hat er doch Geld, und wenn der Vater stirbt, so will er Baron werden, und den Pfeffer- kram aufgeben. Denken Sie einmal! Frau Ba- ronessinn! Gnädige Frau Baronessinn! Wie das klingt! Und wenn Sie den Herrn R - - - hei- rathen, so heißt es Frau R - - - schlechtweg, und wenn es hoch kömmt, so kömmt eine Frau Commerzräthinn heraus. Wie gesagt, übereilen Sie Sich nicht. Es wäre ewig Schade um Sie. Jch bin etc. N. S. Wissen Sie denn auch, daß Jhr Herr Mademoiselle, Jch habe neulich vergessen, Jhnen noch einen wenn
Satyriſche Briefe. Gelde koͤnnen Sie allemal waͤhlen, wie Sie wol-len. Der junge Herr P ‒ ‒ ‒ wird außer ſich ſeyn, wenn er es erfaͤhrt. Sie koͤnnen es nicht verantworten, daß Sie dem armen P. ‒ ‒ ‒ be- ſtaͤndig ſo ſproͤde begegnet haben. Verſtand hat er freylich nicht, aber deſto beſſer fuͤr ſeine kuͤnftige Frau. Hat er doch Geld, und wenn der Vater ſtirbt, ſo will er Baron werden, und den Pfeffer- kram aufgeben. Denken Sie einmal! Frau Ba- roneſſinn! Gnaͤdige Frau Baroneſſinn! Wie das klingt! Und wenn Sie den Herrn R ‒ ‒ ‒ hei- rathen, ſo heißt es Frau R ‒ ‒ ‒ ſchlechtweg, und wenn es hoch koͤmmt, ſo koͤmmt eine Frau Commerzraͤthinn heraus. Wie geſagt, uͤbereilen Sie Sich nicht. Es waͤre ewig Schade um Sie. Jch bin ꝛc. N. S. Wiſſen Sie denn auch, daß Jhr Herr Mademoiſelle, Jch habe neulich vergeſſen, Jhnen noch einen wenn
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Satyriſche Briefe.
Gelde koͤnnen Sie allemal waͤhlen, wie Sie wol-
len. Der junge Herr P ‒ ‒ ‒ wird außer ſich
ſeyn, wenn er es erfaͤhrt. Sie koͤnnen es nicht
verantworten, daß Sie dem armen P. ‒ ‒ ‒ be-
ſtaͤndig ſo ſproͤde begegnet haben. Verſtand hat
er freylich nicht, aber deſto beſſer fuͤr ſeine kuͤnftige
Frau. Hat er doch Geld, und wenn der Vater
ſtirbt, ſo will er Baron werden, und den Pfeffer-
kram aufgeben. Denken Sie einmal! Frau Ba-
roneſſinn! Gnaͤdige Frau Baroneſſinn! Wie das
klingt! Und wenn Sie den Herrn R ‒ ‒ ‒ hei-
rathen, ſo heißt es Frau R ‒ ‒ ‒ ſchlechtweg,
und wenn es hoch koͤmmt, ſo koͤmmt eine Frau
Commerzraͤthinn heraus. Wie geſagt, uͤbereilen
Sie Sich nicht. Es waͤre ewig Schade um Sie.
Jch bin ꝛc.
N. S. Wiſſen Sie denn auch, daß Jhr Herr
R ‒ ‒ ‒ ſchon vierzig Jahre alt iſt?
Mademoiſelle,
Jch habe neulich vergeſſen, Jhnen noch einen
Fehler von mir zu ſagen. Es iſt dieſer, daß
ich ſehr ungeduldig liebe, wenn ich liebe; und daß
ich ſehr unruhig bin, wenn ich in vierzehn Tagen
die Erklaͤrung noch nicht erhalten kann, die ich mir
binnen acht Tagen ausgebeten. Haben Sie die
Guͤte, melden Sie mir Jhre Entſchließung. Auf
der Welt wuͤnſche ich mir nichts ſo ſehr, als Jhre
Gegenliebe. Jch werde vielleicht untroͤſtbar ſeyn,
wenn
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