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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

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Satyrische Briefe.
ber derselben prächtiger ausgeputzt zu sehen, und
ihren größern Aufwand zu bemerken, ohne eine
gleiche Pracht, und eben so viel Aufwand zu ver-
langen? Gewiß, Mademoiselle, ich würde es
Jhnen abschlagen, und alsdann würden mich we-
der Bitten noch Thränen erweichen. Nur aus
Liebe zu Jhnen würde ich nein sagen. Es ist
keine Thorheit kostbarer, als die Thorheit, es de-
nen gleich zu thun, welche vornehmer, und reicher
sind, als wir. Wenn man sein ganzes Vermö-
gen daran gewendet hat, um Vernünftigen zehn
Jahre lächerlich zu werden: so ist man die übrige
Zeit des Lebens Vernünftigen und Unvernünfti-
gen verächtlich, wenn sie sehen, daß uns die Ar-
muth hindert, länger thöricht zu seyn. Wenn
Sie meine Frau sind, so verlange ich, daß Sie
Sich eben so viel Mühe geben, mir durch einen
reinlichen Anzug zu gefallen, als Sie Sich in den
ersten Tagen unsers Ehestandes geben werden.
Eine Frau, welche sich mehr für die Welt, als
für ihren Mann putzt, verräth eine Sorglosigkeit,
welche ihrem Manne empfindlich, und der Welt
verdächtig seyn muß. Eifersüchtig bin ich nicht;
aber ich werde es gern sehen, wenn Sie Jhre Auf-
führung so vorsichtig einrichten, als wenn Sie
den eifersüchtigsten Mann von der Welt hätten.
Meine Bedienten sind gewohnt, von mir als freye
Menschen, und nicht als Sklaven gehalten zu wer-
den. Es scheint mir unrecht, ihnen ihre Armuth
empfinden zu lassen, da sie gemeiniglich keinen Feh-

ler

Satyriſche Briefe.
ber derſelben praͤchtiger ausgeputzt zu ſehen, und
ihren groͤßern Aufwand zu bemerken, ohne eine
gleiche Pracht, und eben ſo viel Aufwand zu ver-
langen? Gewiß, Mademoiſelle, ich wuͤrde es
Jhnen abſchlagen, und alsdann wuͤrden mich we-
der Bitten noch Thraͤnen erweichen. Nur aus
Liebe zu Jhnen wuͤrde ich nein ſagen. Es iſt
keine Thorheit koſtbarer, als die Thorheit, es de-
nen gleich zu thun, welche vornehmer, und reicher
ſind, als wir. Wenn man ſein ganzes Vermoͤ-
gen daran gewendet hat, um Vernuͤnftigen zehn
Jahre laͤcherlich zu werden: ſo iſt man die uͤbrige
Zeit des Lebens Vernuͤnftigen und Unvernuͤnfti-
gen veraͤchtlich, wenn ſie ſehen, daß uns die Ar-
muth hindert, laͤnger thoͤricht zu ſeyn. Wenn
Sie meine Frau ſind, ſo verlange ich, daß Sie
Sich eben ſo viel Muͤhe geben, mir durch einen
reinlichen Anzug zu gefallen, als Sie Sich in den
erſten Tagen unſers Eheſtandes geben werden.
Eine Frau, welche ſich mehr fuͤr die Welt, als
fuͤr ihren Mann putzt, verraͤth eine Sorgloſigkeit,
welche ihrem Manne empfindlich, und der Welt
verdaͤchtig ſeyn muß. Eiferſuͤchtig bin ich nicht;
aber ich werde es gern ſehen, wenn Sie Jhre Auf-
fuͤhrung ſo vorſichtig einrichten, als wenn Sie
den eiferſuͤchtigſten Mann von der Welt haͤtten.
Meine Bedienten ſind gewohnt, von mir als freye
Menſchen, und nicht als Sklaven gehalten zu wer-
den. Es ſcheint mir unrecht, ihnen ihre Armuth
empfinden zu laſſen, da ſie gemeiniglich keinen Feh-

ler
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[328/0356] Satyriſche Briefe. ber derſelben praͤchtiger ausgeputzt zu ſehen, und ihren groͤßern Aufwand zu bemerken, ohne eine gleiche Pracht, und eben ſo viel Aufwand zu ver- langen? Gewiß, Mademoiſelle, ich wuͤrde es Jhnen abſchlagen, und alsdann wuͤrden mich we- der Bitten noch Thraͤnen erweichen. Nur aus Liebe zu Jhnen wuͤrde ich nein ſagen. Es iſt keine Thorheit koſtbarer, als die Thorheit, es de- nen gleich zu thun, welche vornehmer, und reicher ſind, als wir. Wenn man ſein ganzes Vermoͤ- gen daran gewendet hat, um Vernuͤnftigen zehn Jahre laͤcherlich zu werden: ſo iſt man die uͤbrige Zeit des Lebens Vernuͤnftigen und Unvernuͤnfti- gen veraͤchtlich, wenn ſie ſehen, daß uns die Ar- muth hindert, laͤnger thoͤricht zu ſeyn. Wenn Sie meine Frau ſind, ſo verlange ich, daß Sie Sich eben ſo viel Muͤhe geben, mir durch einen reinlichen Anzug zu gefallen, als Sie Sich in den erſten Tagen unſers Eheſtandes geben werden. Eine Frau, welche ſich mehr fuͤr die Welt, als fuͤr ihren Mann putzt, verraͤth eine Sorgloſigkeit, welche ihrem Manne empfindlich, und der Welt verdaͤchtig ſeyn muß. Eiferſuͤchtig bin ich nicht; aber ich werde es gern ſehen, wenn Sie Jhre Auf- fuͤhrung ſo vorſichtig einrichten, als wenn Sie den eiferſuͤchtigſten Mann von der Welt haͤtten. Meine Bedienten ſind gewohnt, von mir als freye Menſchen, und nicht als Sklaven gehalten zu wer- den. Es ſcheint mir unrecht, ihnen ihre Armuth empfinden zu laſſen, da ſie gemeiniglich keinen Feh- ler

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/356>, abgerufen am 23.11.2024.