ren, Gnädige Tante, bedenken Sie einmal! und ein so vernünftiger Mann! Aber ich vergesse, daß er mein Großvater ist, daß er mich zärtlich liebt. Jch muß abbrechen, um seine Liebe nicht zu belei- digen. Jch warte mit der größten Unruhe auf den morgenden Tag, und bin etc.
Gnädiges Fräulein,
Die Vormundschaftsrechnungen, die mein Groß- vater, der das beneidenswürdige Glück er- langt hat, mit der größten Hochachtung, die man Jhren Verdiensten schuldig ist, und mit den zärt- lichsten Empfindungen, die eine Wirkung Jhrer Schönheit sind, und von denen ich so lange zeit- her, ob ich es gleich niemals wagen dürfen, an- ders, als in stiller Ehrfurcht zu bewundern, und schon dieses für eine Verwegenheit gehalten, wenn meine Augen einen Theil derjenigen Unruhe verra- then, die ich empfinde, und welche mich, Gnädiges Fräulein, hindert, Jhnen innliegende Vormund- schaftsrechnungen nebst dem Briefe von meinem Großvater selbst zu überbringen. Jch kann also weiter nichts thun, als Sie, Gnädiges Fräulein, mit der größten Hochachtung versichern, daß ich zeitlebens seyn werde etc.
Vetter,
Satyriſche Briefe.
ren, Gnaͤdige Tante, bedenken Sie einmal! und ein ſo vernuͤnftiger Mann! Aber ich vergeſſe, daß er mein Großvater iſt, daß er mich zaͤrtlich liebt. Jch muß abbrechen, um ſeine Liebe nicht zu belei- digen. Jch warte mit der groͤßten Unruhe auf den morgenden Tag, und bin ꝛc.
Gnaͤdiges Fraͤulein,
Die Vormundſchaftsrechnungen, die mein Groß- vater, der das beneidenswuͤrdige Gluͤck er- langt hat, mit der groͤßten Hochachtung, die man Jhren Verdienſten ſchuldig iſt, und mit den zaͤrt- lichſten Empfindungen, die eine Wirkung Jhrer Schoͤnheit ſind, und von denen ich ſo lange zeit- her, ob ich es gleich niemals wagen duͤrfen, an- ders, als in ſtiller Ehrfurcht zu bewundern, und ſchon dieſes fuͤr eine Verwegenheit gehalten, wenn meine Augen einen Theil derjenigen Unruhe verra- then, die ich empfinde, und welche mich, Gnaͤdiges Fraͤulein, hindert, Jhnen innliegende Vormund- ſchaftsrechnungen nebſt dem Briefe von meinem Großvater ſelbſt zu uͤberbringen. Jch kann alſo weiter nichts thun, als Sie, Gnaͤdiges Fraͤulein, mit der groͤßten Hochachtung verſichern, daß ich zeitlebens ſeyn werde ꝛc.
Vetter,
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Satyriſche Briefe.
ren, Gnaͤdige Tante, bedenken Sie einmal! und
ein ſo vernuͤnftiger Mann! Aber ich vergeſſe, daß
er mein Großvater iſt, daß er mich zaͤrtlich liebt.
Jch muß abbrechen, um ſeine Liebe nicht zu belei-
digen. Jch warte mit der groͤßten Unruhe auf
den morgenden Tag, und bin ꝛc.
Gnaͤdiges Fraͤulein,
Die Vormundſchaftsrechnungen, die mein Groß-
vater, der das beneidenswuͤrdige Gluͤck er-
langt hat, mit der groͤßten Hochachtung, die man
Jhren Verdienſten ſchuldig iſt, und mit den zaͤrt-
lichſten Empfindungen, die eine Wirkung Jhrer
Schoͤnheit ſind, und von denen ich ſo lange zeit-
her, ob ich es gleich niemals wagen duͤrfen, an-
ders, als in ſtiller Ehrfurcht zu bewundern, und
ſchon dieſes fuͤr eine Verwegenheit gehalten, wenn
meine Augen einen Theil derjenigen Unruhe verra-
then, die ich empfinde, und welche mich, Gnaͤdiges
Fraͤulein, hindert, Jhnen innliegende Vormund-
ſchaftsrechnungen nebſt dem Briefe von meinem
Großvater ſelbſt zu uͤberbringen. Jch kann alſo
weiter nichts thun, als Sie, Gnaͤdiges Fraͤulein,
mit der groͤßten Hochachtung verſichern, daß ich
zeitlebens ſeyn werde ꝛc.
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/313>, abgerufen am 22.12.2024.
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