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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

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Satyrische Briefe.
lichsten Hochachtung zeitlebens zu sagen, daß
ich sey,

Gnädiges Fräulein,
[Spaltenumbruch] - -
am 1. May
1750.
[Spaltenumbruch] Jhr
gehorsamster Diener.

N. S. Gegen meine Tochter, die Hofräthinn,
gedenken Sie nichts von meinem Vorschlage.
Jch weiß, daß Sie eine vertraute Freundinn
von ihr sind; aber sie möchte Jhre Vertrau-
lichkeit misbrauchen.

N. S. Mein Enkel, den Sie kennen werden,
und der ein gutes Kind ist, wird Jhnen die-
sen Brief zustellen. Jch habe ihn beredt,
es beträfe Jhre Vormundschaftsrechnungen.
Lassen Sie Sich nichts gegen ihn merken.
Ungeachtet er nur achtzehn Jahre alt ist, so
ist er doch schlau genug, mehr zu errathen,
als ich ihm noch zur Zeit will wissen lassen.

N. S. Die Juwelen von meiner seligen Frau
habe ich noch alle, und sie dürfen nur neu
gefaßt werden. Die rechtschaffne Frau!
Jn ihrem ganzen Leben hat sie mich nicht ein
einzigsmal betrübt; und wenn ich auch der
eifersüchtigste Mann von der Welt gewesen

wäre:

Satyriſche Briefe.
lichſten Hochachtung zeitlebens zu ſagen, daß
ich ſey,

Gnaͤdiges Fraͤulein,
[Spaltenumbruch] ‒ ‒
am 1. May
1750.
[Spaltenumbruch] Jhr
gehorſamſter Diener.

N. S. Gegen meine Tochter, die Hofraͤthinn,
gedenken Sie nichts von meinem Vorſchlage.
Jch weiß, daß Sie eine vertraute Freundinn
von ihr ſind; aber ſie moͤchte Jhre Vertrau-
lichkeit misbrauchen.

N. S. Mein Enkel, den Sie kennen werden,
und der ein gutes Kind iſt, wird Jhnen die-
ſen Brief zuſtellen. Jch habe ihn beredt,
es betraͤfe Jhre Vormundſchaftsrechnungen.
Laſſen Sie Sich nichts gegen ihn merken.
Ungeachtet er nur achtzehn Jahre alt iſt, ſo
iſt er doch ſchlau genug, mehr zu errathen,
als ich ihm noch zur Zeit will wiſſen laſſen.

N. S. Die Juwelen von meiner ſeligen Frau
habe ich noch alle, und ſie duͤrfen nur neu
gefaßt werden. Die rechtſchaffne Frau!
Jn ihrem ganzen Leben hat ſie mich nicht ein
einzigsmal betruͤbt; und wenn ich auch der
eiferſuͤchtigſte Mann von der Welt geweſen

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[280/0308] Satyriſche Briefe. lichſten Hochachtung zeitlebens zu ſagen, daß ich ſey, Gnaͤdiges Fraͤulein, ‒ ‒ am 1. May 1750. Jhr gehorſamſter Diener. N. S. Gegen meine Tochter, die Hofraͤthinn, gedenken Sie nichts von meinem Vorſchlage. Jch weiß, daß Sie eine vertraute Freundinn von ihr ſind; aber ſie moͤchte Jhre Vertrau- lichkeit misbrauchen. N. S. Mein Enkel, den Sie kennen werden, und der ein gutes Kind iſt, wird Jhnen die- ſen Brief zuſtellen. Jch habe ihn beredt, es betraͤfe Jhre Vormundſchaftsrechnungen. Laſſen Sie Sich nichts gegen ihn merken. Ungeachtet er nur achtzehn Jahre alt iſt, ſo iſt er doch ſchlau genug, mehr zu errathen, als ich ihm noch zur Zeit will wiſſen laſſen. N. S. Die Juwelen von meiner ſeligen Frau habe ich noch alle, und ſie duͤrfen nur neu gefaßt werden. Die rechtſchaffne Frau! Jn ihrem ganzen Leben hat ſie mich nicht ein einzigsmal betruͤbt; und wenn ich auch der eiferſuͤchtigſte Mann von der Welt geweſen waͤre:

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/308>, abgerufen am 27.11.2024.