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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

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Satyrische Briefe.
tausend Thaler Renten und funfzehnhundert Tha-
ler Besoldung machen, daß ich bey einer vernünf-
tigen Wirthschaft sehr gemächlich leben kann.
Meine Kinder sind alle versorgt, und haben ihr
Brod. Jch bin noch munter genug, daß ich das
Herz habe, Jhnen meine Hand anzubieten. Jh-
re eingezogne Lebensart, und Jhr tugendhafter
Charakter vermehren diese Hochachtung, die ich
gegen Sie hege, und ich vergesse dabey, daß Sie
nur sechzehn Jahr alt sind. Vielleicht würde ich
behutsamer seyn, Jhnen meine Neigung zu eröffnen,
wenn ich Sie nicht für zu vernünftig hielte, als
daß Sie durch den kleinen Unterschied der Jahre,
der zwischen uns beiden ist, sich sollten abschrecken
lassen, Jhr Glück zu befestigen, und mich zugleich
zu dem glücklichsten Ehemanne zu machen. Seit
dem Altrannstädtischen Frieden habe ich die Lebhaf-
tigkeit nicht empfunden, die ich itzt empfinde, da
ich Jhnen sage, daß ich Sie liebe. Entschließen
Sie Sich bald, und wo möglich, zu meinem Vor-
theile. Jch werde künftige Woche ins Carlsbad
reisen, eine kleine Krankheit zu heben, die sich oh-
nedem bald verlieren muß, da sie mir schon zwan-
zig Jahr beschwerlich gewesen ist, und die in der
That weiter nichts ist, als eine Folge meines flüch-
tigen, und feurigen Geblütes, ungeachtet mein
ungeschickter Medicus es für eine fliegende Gicht
halten will. Lassen Sie mich nicht ohne die Hoff-
nung wegreisen, daß ich bey meiner Rückkunft
die Erlaubniß haben werde, Jhnen mit der zärt-

lich-
S 4

Satyriſche Briefe.
tauſend Thaler Renten und funfzehnhundert Tha-
ler Beſoldung machen, daß ich bey einer vernuͤnf-
tigen Wirthſchaft ſehr gemaͤchlich leben kann.
Meine Kinder ſind alle verſorgt, und haben ihr
Brod. Jch bin noch munter genug, daß ich das
Herz habe, Jhnen meine Hand anzubieten. Jh-
re eingezogne Lebensart, und Jhr tugendhafter
Charakter vermehren dieſe Hochachtung, die ich
gegen Sie hege, und ich vergeſſe dabey, daß Sie
nur ſechzehn Jahr alt ſind. Vielleicht wuͤrde ich
behutſamer ſeyn, Jhnen meine Neigung zu eroͤffnen,
wenn ich Sie nicht fuͤr zu vernuͤnftig hielte, als
daß Sie durch den kleinen Unterſchied der Jahre,
der zwiſchen uns beiden iſt, ſich ſollten abſchrecken
laſſen, Jhr Gluͤck zu befeſtigen, und mich zugleich
zu dem gluͤcklichſten Ehemanne zu machen. Seit
dem Altrannſtaͤdtiſchen Frieden habe ich die Lebhaf-
tigkeit nicht empfunden, die ich itzt empfinde, da
ich Jhnen ſage, daß ich Sie liebe. Entſchließen
Sie Sich bald, und wo moͤglich, zu meinem Vor-
theile. Jch werde kuͤnftige Woche ins Carlsbad
reiſen, eine kleine Krankheit zu heben, die ſich oh-
nedem bald verlieren muß, da ſie mir ſchon zwan-
zig Jahr beſchwerlich geweſen iſt, und die in der
That weiter nichts iſt, als eine Folge meines fluͤch-
tigen, und feurigen Gebluͤtes, ungeachtet mein
ungeſchickter Medicus es fuͤr eine fliegende Gicht
halten will. Laſſen Sie mich nicht ohne die Hoff-
nung wegreiſen, daß ich bey meiner Ruͤckkunft
die Erlaubniß haben werde, Jhnen mit der zaͤrt-

lich-
S 4
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[279/0307] Satyriſche Briefe. tauſend Thaler Renten und funfzehnhundert Tha- ler Beſoldung machen, daß ich bey einer vernuͤnf- tigen Wirthſchaft ſehr gemaͤchlich leben kann. Meine Kinder ſind alle verſorgt, und haben ihr Brod. Jch bin noch munter genug, daß ich das Herz habe, Jhnen meine Hand anzubieten. Jh- re eingezogne Lebensart, und Jhr tugendhafter Charakter vermehren dieſe Hochachtung, die ich gegen Sie hege, und ich vergeſſe dabey, daß Sie nur ſechzehn Jahr alt ſind. Vielleicht wuͤrde ich behutſamer ſeyn, Jhnen meine Neigung zu eroͤffnen, wenn ich Sie nicht fuͤr zu vernuͤnftig hielte, als daß Sie durch den kleinen Unterſchied der Jahre, der zwiſchen uns beiden iſt, ſich ſollten abſchrecken laſſen, Jhr Gluͤck zu befeſtigen, und mich zugleich zu dem gluͤcklichſten Ehemanne zu machen. Seit dem Altrannſtaͤdtiſchen Frieden habe ich die Lebhaf- tigkeit nicht empfunden, die ich itzt empfinde, da ich Jhnen ſage, daß ich Sie liebe. Entſchließen Sie Sich bald, und wo moͤglich, zu meinem Vor- theile. Jch werde kuͤnftige Woche ins Carlsbad reiſen, eine kleine Krankheit zu heben, die ſich oh- nedem bald verlieren muß, da ſie mir ſchon zwan- zig Jahr beſchwerlich geweſen iſt, und die in der That weiter nichts iſt, als eine Folge meines fluͤch- tigen, und feurigen Gebluͤtes, ungeachtet mein ungeſchickter Medicus es fuͤr eine fliegende Gicht halten will. Laſſen Sie mich nicht ohne die Hoff- nung wegreiſen, daß ich bey meiner Ruͤckkunft die Erlaubniß haben werde, Jhnen mit der zaͤrt- lich- S 4

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/307>, abgerufen am 27.11.2024.