Jhnen gleichgültig seyn, was Sie für einen Mann kriegen, wenn es nur ein Mann ist. Aber ich thue noch mehr: ich verschaffe Jhnen zugleich so viel Vermögen, daß Sie ein gegründetes Recht bekommen, Jhrem künftigen Manne es nachdrück- lich fühlen zu lassen, was das sagen wolle, eine reiche Frau zu heirathen.
Machen Sie einmal einen Ueberschlag von Jhrem künftigen Reichthume. Wir wollen se- tzen: Jn die erste Classe kommen die, so seit zehn Jahren muthwillig bankrut gemacht haben. Auf iedes Jahr rechne ich vier, solche Bankrute. Je- den Bankrut zu 25000 Reichsthalern. Sie sehn, wie billig ich bin, da es bekannt genug ist, daß vier Bankrute nicht zureichen, und daß 25000 Thaler für einen Bankrutirer gar nichts heißen. Die kleinen Schurken, welche sich die Mühe neh- men, ihren ehrlichen Namen nur für ein paar tau- send Thaler hin zu geben, verdienen nicht einmal in Ansatz gebracht zu werden. Wir wollen sie unter die übrigen mit einrechnen, welche das Handwerk besser verstehn, und die, wenn sie ih- ren guten Namen dran wagen, es doch nicht un- ter 25000 Thalern thun. Solchergestalt betra- gen die vier Bankrute auf ein Jahr 100000 Tha- ler -- --. Jch will den billigsten Accord neh- men, der seyn kann, und sehr selten geschlossen wird. Jch will setzen, daß der muthwillige Bankrutirer mit den Gläubigern theilt, und sie nur um die Hälfte
betrügt.
Satyriſche Briefe.
Jhnen gleichguͤltig ſeyn, was Sie fuͤr einen Mann kriegen, wenn es nur ein Mann iſt. Aber ich thue noch mehr: ich verſchaffe Jhnen zugleich ſo viel Vermoͤgen, daß Sie ein gegruͤndetes Recht bekommen, Jhrem kuͤnftigen Manne es nachdruͤck- lich fuͤhlen zu laſſen, was das ſagen wolle, eine reiche Frau zu heirathen.
Machen Sie einmal einen Ueberſchlag von Jhrem kuͤnftigen Reichthume. Wir wollen ſe- tzen: Jn die erſte Claſſe kommen die, ſo ſeit zehn Jahren muthwillig bankrut gemacht haben. Auf iedes Jahr rechne ich vier, ſolche Bankrute. Je- den Bankrut zu 25000 Reichsthalern. Sie ſehn, wie billig ich bin, da es bekannt genug iſt, daß vier Bankrute nicht zureichen, und daß 25000 Thaler fuͤr einen Bankrutirer gar nichts heißen. Die kleinen Schurken, welche ſich die Muͤhe neh- men, ihren ehrlichen Namen nur fuͤr ein paar tau- ſend Thaler hin zu geben, verdienen nicht einmal in Anſatz gebracht zu werden. Wir wollen ſie unter die uͤbrigen mit einrechnen, welche das Handwerk beſſer verſtehn, und die, wenn ſie ih- ren guten Namen dran wagen, es doch nicht un- ter 25000 Thalern thun. Solchergeſtalt betra- gen die vier Bankrute auf ein Jahr 100000 Tha- ler — —. Jch will den billigſten Accord neh- men, der ſeyn kann, und ſehr ſelten geſchloſſen wird. Jch will ſetzen, daß der muthwillige Bankrutirer mit den Glaͤubigern theilt, und ſie nur um die Haͤlfte
betruͤgt.
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Satyriſche Briefe.
Jhnen gleichguͤltig ſeyn, was Sie fuͤr einen Mann
kriegen, wenn es nur ein Mann iſt. Aber ich
thue noch mehr: ich verſchaffe Jhnen zugleich ſo
viel Vermoͤgen, daß Sie ein gegruͤndetes Recht
bekommen, Jhrem kuͤnftigen Manne es nachdruͤck-
lich fuͤhlen zu laſſen, was das ſagen wolle, eine
reiche Frau zu heirathen.
Machen Sie einmal einen Ueberſchlag von
Jhrem kuͤnftigen Reichthume. Wir wollen ſe-
tzen: Jn die erſte Claſſe kommen die, ſo ſeit zehn
Jahren muthwillig bankrut gemacht haben. Auf
iedes Jahr rechne ich vier, ſolche Bankrute. Je-
den Bankrut zu 25000 Reichsthalern. Sie ſehn,
wie billig ich bin, da es bekannt genug iſt, daß
vier Bankrute nicht zureichen, und daß 25000
Thaler fuͤr einen Bankrutirer gar nichts heißen.
Die kleinen Schurken, welche ſich die Muͤhe neh-
men, ihren ehrlichen Namen nur fuͤr ein paar tau-
ſend Thaler hin zu geben, verdienen nicht einmal
in Anſatz gebracht zu werden. Wir wollen ſie
unter die uͤbrigen mit einrechnen, welche das
Handwerk beſſer verſtehn, und die, wenn ſie ih-
ren guten Namen dran wagen, es doch nicht un-
ter 25000 Thalern thun. Solchergeſtalt betra-
gen die vier Bankrute auf ein Jahr 100000 Tha-
ler — —. Jch will den billigſten Accord neh-
men, der ſeyn kann, und ſehr ſelten geſchloſſen wird.
Jch will ſetzen, daß der muthwillige Bankrutirer
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/300>, abgerufen am 27.11.2024.
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