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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

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Satyrische Briefe.
Mühe geben, nicht mehr ehrlich zu seyn. Jch
will es lieber wagen, den ehrlichsten Mann einen
Schelm zu heißen, er wird es nicht so hoch em-
pfinden, als ein muthwilliger Bankrutirer. Um
deßwillen wird es nöthig seyn, Zwang zu brau-
chen. Die Richterstuben müssen angewiesen wer-
den, ein zuverlässiges Verzeichniß dererjenigen ein-
zusenden, die seit zehn Jahren muthwilligen
Bankrut gemacht haben, wobey ich voraus setze,
daß der Richter weder Vetter noch Schwager von
dem Bankrutirer ist, und während des Concurses
kein Geschenke von ihm bekommen hat. Die
künftigen Bankrutirer aber kann man dadurch
zwingen, daß, wofern sie sich itzt nicht zur Einla-
ge bequemen, sie aller heilsamen Beneficien der
Bankrutirer auf ewig verlustig und gewärtig seyn
sollen, nach der Gerechtigkeit der Gesetze gestraft
zu werden. Sie haben gar nicht Ursache, diesen
Zwang für eine Grausamkeit zu halten, da sie es
so billig befinden, durch vielerley Mittel ihre Gläu-
biger zu zwingen, daß sie ihre Einwilligung dazu
geben müssen, sich von ihnen bevortheilen zu lassen.
Jch glaube endlich,

siebentens, nicht, daß Sie, Mademoiselle,
dabey eine Schwierigkeit finden werden, wenn ich
Sie auf diese Art der ganzen bankruten Welt
Preis gebe, und Sie dem Glücke der Würfel
überlassen will. Wenn ich Sie anders aus Jh-
ren Briefen recht habe kennen lernen: so muß es

Jhnen

Satyriſche Briefe.
Muͤhe geben, nicht mehr ehrlich zu ſeyn. Jch
will es lieber wagen, den ehrlichſten Mann einen
Schelm zu heißen, er wird es nicht ſo hoch em-
pfinden, als ein muthwilliger Bankrutirer. Um
deßwillen wird es noͤthig ſeyn, Zwang zu brau-
chen. Die Richterſtuben muͤſſen angewieſen wer-
den, ein zuverlaͤſſiges Verzeichniß dererjenigen ein-
zuſenden, die ſeit zehn Jahren muthwilligen
Bankrut gemacht haben, wobey ich voraus ſetze,
daß der Richter weder Vetter noch Schwager von
dem Bankrutirer iſt, und waͤhrend des Concurſes
kein Geſchenke von ihm bekommen hat. Die
kuͤnftigen Bankrutirer aber kann man dadurch
zwingen, daß, wofern ſie ſich itzt nicht zur Einla-
ge bequemen, ſie aller heilſamen Beneficien der
Bankrutirer auf ewig verluſtig und gewaͤrtig ſeyn
ſollen, nach der Gerechtigkeit der Geſetze geſtraft
zu werden. Sie haben gar nicht Urſache, dieſen
Zwang fuͤr eine Grauſamkeit zu halten, da ſie es
ſo billig befinden, durch vielerley Mittel ihre Glaͤu-
biger zu zwingen, daß ſie ihre Einwilligung dazu
geben muͤſſen, ſich von ihnen bevortheilen zu laſſen.
Jch glaube endlich,

ſiebentens, nicht, daß Sie, Mademoiſelle,
dabey eine Schwierigkeit finden werden, wenn ich
Sie auf dieſe Art der ganzen bankruten Welt
Preis gebe, und Sie dem Gluͤcke der Wuͤrfel
uͤberlaſſen will. Wenn ich Sie anders aus Jh-
ren Briefen recht habe kennen lernen: ſo muß es

Jhnen
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[271/0299] Satyriſche Briefe. Muͤhe geben, nicht mehr ehrlich zu ſeyn. Jch will es lieber wagen, den ehrlichſten Mann einen Schelm zu heißen, er wird es nicht ſo hoch em- pfinden, als ein muthwilliger Bankrutirer. Um deßwillen wird es noͤthig ſeyn, Zwang zu brau- chen. Die Richterſtuben muͤſſen angewieſen wer- den, ein zuverlaͤſſiges Verzeichniß dererjenigen ein- zuſenden, die ſeit zehn Jahren muthwilligen Bankrut gemacht haben, wobey ich voraus ſetze, daß der Richter weder Vetter noch Schwager von dem Bankrutirer iſt, und waͤhrend des Concurſes kein Geſchenke von ihm bekommen hat. Die kuͤnftigen Bankrutirer aber kann man dadurch zwingen, daß, wofern ſie ſich itzt nicht zur Einla- ge bequemen, ſie aller heilſamen Beneficien der Bankrutirer auf ewig verluſtig und gewaͤrtig ſeyn ſollen, nach der Gerechtigkeit der Geſetze geſtraft zu werden. Sie haben gar nicht Urſache, dieſen Zwang fuͤr eine Grauſamkeit zu halten, da ſie es ſo billig befinden, durch vielerley Mittel ihre Glaͤu- biger zu zwingen, daß ſie ihre Einwilligung dazu geben muͤſſen, ſich von ihnen bevortheilen zu laſſen. Jch glaube endlich, ſiebentens, nicht, daß Sie, Mademoiſelle, dabey eine Schwierigkeit finden werden, wenn ich Sie auf dieſe Art der ganzen bankruten Welt Preis gebe, und Sie dem Gluͤcke der Wuͤrfel uͤberlaſſen will. Wenn ich Sie anders aus Jh- ren Briefen recht habe kennen lernen: ſo muß es Jhnen

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/299>, abgerufen am 27.11.2024.