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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

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Satyrische Briefe.
Jch glaube, derjenige, der Sie erwürfelt, braucht
weiter keinen Unglücksfall, als diesen, daß er die
Ehre hat, Jhr Mann zu seyn. Er hat ein
Recht, seinen Gläubigern mit der ehrlichsten Mi-
ne von der Welt zwanzig pro Cent weniger, als
sonst, zu bieten. Ein doppelter Vortheil für ihn!
Zwanzig pro Cent mehr zu gewinnen, und doch
noch ehrlich auszusehn! Daß ich,

fünftens, nur von denen rede, die auf ei-
ne legale Art andre um das Jhrige bringen, das
geschieht, um die muthwilligen Bankrutirer von
denjenigen zu unterscheiden, welche die Reisen-
den auf der Straße plündern, oder die Uhren aus
der Tasche ziehen. Es war nöthig diesen Unter-
schied zu bestimmen, der ausserdem sehr schwer in
die Augen fällt. Räuber und Diebe gehören an
den Galgen; jene aber, wenn sie es recht zu ma-
chen wissen, in allen Gesellschaften oben an. Sie
sehn wohl, Mademoiselle, wie viel Ehre Sie in
Jhrem künftigen Ehestande zu erwarten haben.

Sechstens: Vielleicht scheint es überflüßig,
zu sagen, daß die vergangnen und künftigen Bank-
rutirer gezwungen werden sollen, um Sie zu
würfeln, da ich mir Mühe gegeben habe, zu er-
weisen, wie vortheilhaft es für dieselben seyn kön-
ne. Sie müssen wissen, Mademoiselle, daß die-
jenigen das Aeusserliche der Ehrlichkeit am sorg-
fältigsten zu erhalten suchen, welche sich die meiste

Mühe

Satyriſche Briefe.
Jch glaube, derjenige, der Sie erwuͤrfelt, braucht
weiter keinen Ungluͤcksfall, als dieſen, daß er die
Ehre hat, Jhr Mann zu ſeyn. Er hat ein
Recht, ſeinen Glaͤubigern mit der ehrlichſten Mi-
ne von der Welt zwanzig pro Cent weniger, als
ſonſt, zu bieten. Ein doppelter Vortheil fuͤr ihn!
Zwanzig pro Cent mehr zu gewinnen, und doch
noch ehrlich auszuſehn! Daß ich,

fuͤnftens, nur von denen rede, die auf ei-
ne legale Art andre um das Jhrige bringen, das
geſchieht, um die muthwilligen Bankrutirer von
denjenigen zu unterſcheiden, welche die Reiſen-
den auf der Straße pluͤndern, oder die Uhren aus
der Taſche ziehen. Es war noͤthig dieſen Unter-
ſchied zu beſtimmen, der auſſerdem ſehr ſchwer in
die Augen faͤllt. Raͤuber und Diebe gehoͤren an
den Galgen; jene aber, wenn ſie es recht zu ma-
chen wiſſen, in allen Geſellſchaften oben an. Sie
ſehn wohl, Mademoiſelle, wie viel Ehre Sie in
Jhrem kuͤnftigen Eheſtande zu erwarten haben.

Sechſtens: Vielleicht ſcheint es uͤberfluͤßig,
zu ſagen, daß die vergangnen und kuͤnftigen Bank-
rutirer gezwungen werden ſollen, um Sie zu
wuͤrfeln, da ich mir Muͤhe gegeben habe, zu er-
weiſen, wie vortheilhaft es fuͤr dieſelben ſeyn koͤn-
ne. Sie muͤſſen wiſſen, Mademoiſelle, daß die-
jenigen das Aeuſſerliche der Ehrlichkeit am ſorg-
faͤltigſten zu erhalten ſuchen, welche ſich die meiſte

Muͤhe
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[270/0298] Satyriſche Briefe. Jch glaube, derjenige, der Sie erwuͤrfelt, braucht weiter keinen Ungluͤcksfall, als dieſen, daß er die Ehre hat, Jhr Mann zu ſeyn. Er hat ein Recht, ſeinen Glaͤubigern mit der ehrlichſten Mi- ne von der Welt zwanzig pro Cent weniger, als ſonſt, zu bieten. Ein doppelter Vortheil fuͤr ihn! Zwanzig pro Cent mehr zu gewinnen, und doch noch ehrlich auszuſehn! Daß ich, fuͤnftens, nur von denen rede, die auf ei- ne legale Art andre um das Jhrige bringen, das geſchieht, um die muthwilligen Bankrutirer von denjenigen zu unterſcheiden, welche die Reiſen- den auf der Straße pluͤndern, oder die Uhren aus der Taſche ziehen. Es war noͤthig dieſen Unter- ſchied zu beſtimmen, der auſſerdem ſehr ſchwer in die Augen faͤllt. Raͤuber und Diebe gehoͤren an den Galgen; jene aber, wenn ſie es recht zu ma- chen wiſſen, in allen Geſellſchaften oben an. Sie ſehn wohl, Mademoiſelle, wie viel Ehre Sie in Jhrem kuͤnftigen Eheſtande zu erwarten haben. Sechſtens: Vielleicht ſcheint es uͤberfluͤßig, zu ſagen, daß die vergangnen und kuͤnftigen Bank- rutirer gezwungen werden ſollen, um Sie zu wuͤrfeln, da ich mir Muͤhe gegeben habe, zu er- weiſen, wie vortheilhaft es fuͤr dieſelben ſeyn koͤn- ne. Sie muͤſſen wiſſen, Mademoiſelle, daß die- jenigen das Aeuſſerliche der Ehrlichkeit am ſorg- faͤltigſten zu erhalten ſuchen, welche ſich die meiſte Muͤhe

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/298>, abgerufen am 27.11.2024.