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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

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Satyrische Briefe.
Vermögen bringen will, soll gezwungen seyn,
um Sie zu würfeln. Der Einsatz ist der
zehnte Theil von demjenigen, was er von seinem
Gläubiger gewonnen hat, oder zu gewinnen ge-
denkt. Die Einlage geschieht binnen dato, und
dem letzten des Wintermonats künftigen Jahrs.
Mit dem ersten des Christmonats werden die Bü-
cher geschlossen, und den letzten desselben, als am
Tage Sylvester, wird auf öffentlichem Markte, im
Beyseyn eines alten Notarien, und sieben alter
Zeugen, allerseits Junggesellen, gewürfelt. Jch
habe einen freyen Wurf. Mich deucht es ist bil-
lig. Wer die meisten Augen wirft, hat die Ehre,
Jhr Bräutigam zu seyn. Hat er schon eine Frau,
so behalten Sie die erste Hypothek auf sein Herz;
und er ist schuldig, Jhnen die gesammte Einlage,
als die Sie zur Mitgabe bekommen, mit sechs pro
Cent so lange zu verinteressiren, bis entweder sei-
ne Frau stirbt, oder er Gelegenheit gefunden hat,
Sie vom neuen auszuspielen. Jn diesem Falle
bleibt Jhnen die erste Einlage; die neue, die nur
halb so stark seyn soll, als die erste, wird zum Ca-
pital geschlagen, und derjenige, der Sie ausspielt,
bekömmt drey Quart Provision, behält aber kei-
nen freyen Wurf. So geht es immer fort, bis
Sie an einen Mann kommen, der keine Frau hat,
und dieser ist schuldig, Sie zu heirathen.

Erlauben Sie, Mademoiselle, daß ich Jh-
nen die Billigkeit meines Plans ein wenig deutli-
cher zeige.

Viel-

Satyriſche Briefe.
Vermoͤgen bringen will, ſoll gezwungen ſeyn,
um Sie zu wuͤrfeln. Der Einſatz iſt der
zehnte Theil von demjenigen, was er von ſeinem
Glaͤubiger gewonnen hat, oder zu gewinnen ge-
denkt. Die Einlage geſchieht binnen dato, und
dem letzten des Wintermonats kuͤnftigen Jahrs.
Mit dem erſten des Chriſtmonats werden die Buͤ-
cher geſchloſſen, und den letzten deſſelben, als am
Tage Sylveſter, wird auf oͤffentlichem Markte, im
Beyſeyn eines alten Notarien, und ſieben alter
Zeugen, allerſeits Junggeſellen, gewuͤrfelt. Jch
habe einen freyen Wurf. Mich deucht es iſt bil-
lig. Wer die meiſten Augen wirft, hat die Ehre,
Jhr Braͤutigam zu ſeyn. Hat er ſchon eine Frau,
ſo behalten Sie die erſte Hypothek auf ſein Herz;
und er iſt ſchuldig, Jhnen die geſammte Einlage,
als die Sie zur Mitgabe bekommen, mit ſechs pro
Cent ſo lange zu verintereſſiren, bis entweder ſei-
ne Frau ſtirbt, oder er Gelegenheit gefunden hat,
Sie vom neuen auszuſpielen. Jn dieſem Falle
bleibt Jhnen die erſte Einlage; die neue, die nur
halb ſo ſtark ſeyn ſoll, als die erſte, wird zum Ca-
pital geſchlagen, und derjenige, der Sie ausſpielt,
bekoͤmmt drey Quart Proviſion, behaͤlt aber kei-
nen freyen Wurf. So geht es immer fort, bis
Sie an einen Mann kommen, der keine Frau hat,
und dieſer iſt ſchuldig, Sie zu heirathen.

Erlauben Sie, Mademoiſelle, daß ich Jh-
nen die Billigkeit meines Plans ein wenig deutli-
cher zeige.

Viel-
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[266/0294] Satyriſche Briefe. Vermoͤgen bringen will, ſoll gezwungen ſeyn, um Sie zu wuͤrfeln. Der Einſatz iſt der zehnte Theil von demjenigen, was er von ſeinem Glaͤubiger gewonnen hat, oder zu gewinnen ge- denkt. Die Einlage geſchieht binnen dato, und dem letzten des Wintermonats kuͤnftigen Jahrs. Mit dem erſten des Chriſtmonats werden die Buͤ- cher geſchloſſen, und den letzten deſſelben, als am Tage Sylveſter, wird auf oͤffentlichem Markte, im Beyſeyn eines alten Notarien, und ſieben alter Zeugen, allerſeits Junggeſellen, gewuͤrfelt. Jch habe einen freyen Wurf. Mich deucht es iſt bil- lig. Wer die meiſten Augen wirft, hat die Ehre, Jhr Braͤutigam zu ſeyn. Hat er ſchon eine Frau, ſo behalten Sie die erſte Hypothek auf ſein Herz; und er iſt ſchuldig, Jhnen die geſammte Einlage, als die Sie zur Mitgabe bekommen, mit ſechs pro Cent ſo lange zu verintereſſiren, bis entweder ſei- ne Frau ſtirbt, oder er Gelegenheit gefunden hat, Sie vom neuen auszuſpielen. Jn dieſem Falle bleibt Jhnen die erſte Einlage; die neue, die nur halb ſo ſtark ſeyn ſoll, als die erſte, wird zum Ca- pital geſchlagen, und derjenige, der Sie ausſpielt, bekoͤmmt drey Quart Proviſion, behaͤlt aber kei- nen freyen Wurf. So geht es immer fort, bis Sie an einen Mann kommen, der keine Frau hat, und dieſer iſt ſchuldig, Sie zu heirathen. Erlauben Sie, Mademoiſelle, daß ich Jh- nen die Billigkeit meines Plans ein wenig deutli- cher zeige. Viel-

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/294>, abgerufen am 27.11.2024.