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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

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Satyrische Briefe.
"danken habe, für die Sie Sich so wohl bezahlt
"zu machen suchen. Jch werde ihm Jhre große
"Aufmerksamkeit auf einen kranken Vater und
"seine gesunde Tochter zu rühmen wissen, damit
"er erfährt, warum er etliche Wochen länger
"das Bette hat hüten müssen. So gelehrt Sie
"seyn mögen, so wenig bin ich im Stande, sie zu
"leiden. Ein Liebhaber, der nach Mosch, und
"Ambra riecht, ist mir lächerlich. Aber Seufzer,
"die nach Rhabarber, und Essenzen riechen, sind
"mir gar unerträglich. Sind Sie böse, im Ernst
"böse? Geschwind nehmen Sie Cremor Tartari,
"oder sonst so was niederschlagendes ein; Sie
"werden am besten wissen, was wider den Zorn
"hilft. Jch weiß, was wider die aufwallende Lie-
"be gut ist. Nichts besser, als ein Brief, wie die-
"ser. Recipe, mein Herr; frisch hinunter ge-
"schluckt, und ein Glas Wasser darauf! Wohl
"bekomme es dem Herrn! Jch bin

- - -
am 8ten Februar
1738.
Jhre Dienerinn,
F - - -

Hätten Sie wohl geglaubt, mein Herr, daß
ein Frauenzimmer, welches sich schmeichelt, Erzie-

hung
N 2

Satyriſche Briefe.
„danken habe, fuͤr die Sie Sich ſo wohl bezahlt
„zu machen ſuchen. Jch werde ihm Jhre große
„Aufmerkſamkeit auf einen kranken Vater und
„ſeine geſunde Tochter zu ruͤhmen wiſſen, damit
„er erfaͤhrt, warum er etliche Wochen laͤnger
„das Bette hat huͤten muͤſſen. So gelehrt Sie
„ſeyn moͤgen, ſo wenig bin ich im Stande, ſie zu
„leiden. Ein Liebhaber, der nach Moſch, und
„Ambra riecht, iſt mir laͤcherlich. Aber Seufzer,
„die nach Rhabarber, und Eſſenzen riechen, ſind
„mir gar unertraͤglich. Sind Sie boͤſe, im Ernſt
„boͤſe? Geſchwind nehmen Sie Cremor Tartari,
„oder ſonſt ſo was niederſchlagendes ein; Sie
„werden am beſten wiſſen, was wider den Zorn
„hilft. Jch weiß, was wider die aufwallende Lie-
„be gut iſt. Nichts beſſer, als ein Brief, wie die-
„ſer. Recipe, mein Herr; friſch hinunter ge-
„ſchluckt, und ein Glas Waſſer darauf! Wohl
„bekomme es dem Herrn! Jch bin

‒ ‒ ‒
am 8ten Februar
1738.
Jhre Dienerinn,
F ‒ ‒ ‒

Haͤtten Sie wohl geglaubt, mein Herr, daß
ein Frauenzimmer, welches ſich ſchmeichelt, Erzie-

hung
N 2
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[195/0223] Satyriſche Briefe. „danken habe, fuͤr die Sie Sich ſo wohl bezahlt „zu machen ſuchen. Jch werde ihm Jhre große „Aufmerkſamkeit auf einen kranken Vater und „ſeine geſunde Tochter zu ruͤhmen wiſſen, damit „er erfaͤhrt, warum er etliche Wochen laͤnger „das Bette hat huͤten muͤſſen. So gelehrt Sie „ſeyn moͤgen, ſo wenig bin ich im Stande, ſie zu „leiden. Ein Liebhaber, der nach Moſch, und „Ambra riecht, iſt mir laͤcherlich. Aber Seufzer, „die nach Rhabarber, und Eſſenzen riechen, ſind „mir gar unertraͤglich. Sind Sie boͤſe, im Ernſt „boͤſe? Geſchwind nehmen Sie Cremor Tartari, „oder ſonſt ſo was niederſchlagendes ein; Sie „werden am beſten wiſſen, was wider den Zorn „hilft. Jch weiß, was wider die aufwallende Lie- „be gut iſt. Nichts beſſer, als ein Brief, wie die- „ſer. Recipe, mein Herr; friſch hinunter ge- „ſchluckt, und ein Glas Waſſer darauf! Wohl „bekomme es dem Herrn! Jch bin ‒ ‒ ‒ am 8ten Februar 1738. Jhre Dienerinn, F ‒ ‒ ‒ Haͤtten Sie wohl geglaubt, mein Herr, daß ein Frauenzimmer, welches ſich ſchmeichelt, Erzie- hung N 2

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/223>, abgerufen am 27.11.2024.