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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

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Satyrische Briefe.
Bauern zu erpressen. Ueberhaupt finde ich die-
se Art in Compagnie zu sporteln sehr billig. Den
Gerichtsverwalter muntert es auf, hungriger zu
seyn, als er sonst seyn würde, den Gerichtsherrn
aber nöthiget es, nachsehender zu seyn, weil er
ausserdem allemal die Hälfte verlieren würde,
wenn er gerechter wäre. Noch ein Vortheil
fällt mir ein, den Sie, Gnädiger Herr, durch
mich erlangen. Cavaliere von Jhrer Art und
Erziehung sind niemals witziger, als bey Tische,
und in Gesellschaft des benachbarten Landadels.
Wie nöthig ist es alsdann für Jhren Witz, daß
Jemand mit an der Tafel sitzt, den Sie ohne
Verantwortung mishandeln können. Jch ver-
stehe Spas, Gnädiger Herr. Für jede gnädige
Grobheit, die Sie mir sagen, werde ich mich mit
einer Boutellie Wein bezahlt machen, das soll
meine ganze Rache seyn. Da ich auf Jhren Be-
fehl mein Gewissen, und meinen ehrlichen Na-
men daran wage, warum sollte ich mich nicht für
eine Boutellie Wein, Jhnen zu gefallen, zum
Narren machen lassen.

Wollen Sie mir die Gnade erzeigen, und mei-
ner Bitte statt geben, so werden Sie sehen, wie
unermüdet ich mich beeifern werde, meine theure
Pflicht zu erfüllen, und zu seyn etc.

Gnä-

Satyriſche Briefe.
Bauern zu erpreſſen. Ueberhaupt finde ich die-
ſe Art in Compagnie zu ſporteln ſehr billig. Den
Gerichtsverwalter muntert es auf, hungriger zu
ſeyn, als er ſonſt ſeyn wuͤrde, den Gerichtsherrn
aber noͤthiget es, nachſehender zu ſeyn, weil er
auſſerdem allemal die Haͤlfte verlieren wuͤrde,
wenn er gerechter waͤre. Noch ein Vortheil
faͤllt mir ein, den Sie, Gnaͤdiger Herr, durch
mich erlangen. Cavaliere von Jhrer Art und
Erziehung ſind niemals witziger, als bey Tiſche,
und in Geſellſchaft des benachbarten Landadels.
Wie noͤthig iſt es alsdann fuͤr Jhren Witz, daß
Jemand mit an der Tafel ſitzt, den Sie ohne
Verantwortung mishandeln koͤnnen. Jch ver-
ſtehe Spas, Gnaͤdiger Herr. Fuͤr jede gnaͤdige
Grobheit, die Sie mir ſagen, werde ich mich mit
einer Boutellie Wein bezahlt machen, das ſoll
meine ganze Rache ſeyn. Da ich auf Jhren Be-
fehl mein Gewiſſen, und meinen ehrlichen Na-
men daran wage, warum ſollte ich mich nicht fuͤr
eine Boutellie Wein, Jhnen zu gefallen, zum
Narren machen laſſen.

Wollen Sie mir die Gnade erzeigen, und mei-
ner Bitte ſtatt geben, ſo werden Sie ſehen, wie
unermuͤdet ich mich beeifern werde, meine theure
Pflicht zu erfuͤllen, und zu ſeyn ꝛc.

Gnaͤ-
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[162/0190] Satyriſche Briefe. Bauern zu erpreſſen. Ueberhaupt finde ich die- ſe Art in Compagnie zu ſporteln ſehr billig. Den Gerichtsverwalter muntert es auf, hungriger zu ſeyn, als er ſonſt ſeyn wuͤrde, den Gerichtsherrn aber noͤthiget es, nachſehender zu ſeyn, weil er auſſerdem allemal die Haͤlfte verlieren wuͤrde, wenn er gerechter waͤre. Noch ein Vortheil faͤllt mir ein, den Sie, Gnaͤdiger Herr, durch mich erlangen. Cavaliere von Jhrer Art und Erziehung ſind niemals witziger, als bey Tiſche, und in Geſellſchaft des benachbarten Landadels. Wie noͤthig iſt es alsdann fuͤr Jhren Witz, daß Jemand mit an der Tafel ſitzt, den Sie ohne Verantwortung mishandeln koͤnnen. Jch ver- ſtehe Spas, Gnaͤdiger Herr. Fuͤr jede gnaͤdige Grobheit, die Sie mir ſagen, werde ich mich mit einer Boutellie Wein bezahlt machen, das ſoll meine ganze Rache ſeyn. Da ich auf Jhren Be- fehl mein Gewiſſen, und meinen ehrlichen Na- men daran wage, warum ſollte ich mich nicht fuͤr eine Boutellie Wein, Jhnen zu gefallen, zum Narren machen laſſen. Wollen Sie mir die Gnade erzeigen, und mei- ner Bitte ſtatt geben, ſo werden Sie ſehen, wie unermuͤdet ich mich beeifern werde, meine theure Pflicht zu erfuͤllen, und zu ſeyn ꝛc. Gnaͤ-

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/190>, abgerufen am 27.11.2024.