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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752.

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Satyrische Briefe.

"Dieses wären also einige Formulare, die
"man brauchen kann, wenn ein Richter die Ma-
"schine der Gerechtigkeit ist, durch welche seine
"Frau die Processe der Partheyen nach ihrem
"Gutbefinden lenkt.

"Jn den Fällen, wo ein Richter dieses Di-
"rectorium seinen Kindern aufgetragen hat, ver-
"fährt man auf eben diese Weise. Jst die Toch-
"ter an der Regierung; desto besser! Jch bin in
"einem Hause bekannt, wo die Tochter die Amts-
"stube, und der Vater die Küche besorgt; wo der
"Vater von den gangbaren Rechtshändeln, und
"den bey dem Amte vorfallenden Sachen nicht
"die mindeste Kenntniß, und die Tochter eben so
"wenig Erfahrung von der Küche hat; wo der Va-
"ter über der Mahlzeit entweder gar nichts spricht,
"oder es doch nur zu entschuldigen sucht, daß das
"Essen versalzen ist, die Tochter aber den Gästen
"erzählt, was sie seit fünf Jahren in ihrem Amte
"für casus in terminis erlebt hat. Mit einem
"Worte, die gütige Natur hat der Tochter den
"Verstand in ziemlich reichem Maaße gegeben, den
"sie, gewiß aus weisen Ursachen, dem Vater ent-
"zogen. Alles dieses desto besser zu erläutern,
"will ich ein paar Briefe einrücken, die ich vor ei-
"niger Zeit an den Vater, und an die Tochter
"geschrieben habe.

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Satyriſche Briefe.

„Dieſes waͤren alſo einige Formulare, die
„man brauchen kann, wenn ein Richter die Ma-
„ſchine der Gerechtigkeit iſt, durch welche ſeine
„Frau die Proceſſe der Partheyen nach ihrem
„Gutbefinden lenkt.

„Jn den Faͤllen, wo ein Richter dieſes Di-
„rectorium ſeinen Kindern aufgetragen hat, ver-
„faͤhrt man auf eben dieſe Weiſe. Jſt die Toch-
„ter an der Regierung; deſto beſſer! Jch bin in
„einem Hauſe bekannt, wo die Tochter die Amts-
„ſtube, und der Vater die Kuͤche beſorgt; wo der
„Vater von den gangbaren Rechtshaͤndeln, und
„den bey dem Amte vorfallenden Sachen nicht
„die mindeſte Kenntniß, und die Tochter eben ſo
„wenig Erfahrung von der Kuͤche hat; wo der Va-
„ter uͤber der Mahlzeit entweder gar nichts ſpricht,
„oder es doch nur zu entſchuldigen ſucht, daß das
„Eſſen verſalzen iſt, die Tochter aber den Gaͤſten
„erzaͤhlt, was ſie ſeit fuͤnf Jahren in ihrem Amte
„fuͤr caſus in terminis erlebt hat. Mit einem
„Worte, die guͤtige Natur hat der Tochter den
„Verſtand in ziemlich reichem Maaße gegeben, den
„ſie, gewiß aus weiſen Urſachen, dem Vater ent-
„zogen. Alles dieſes deſto beſſer zu erlaͤutern,
„will ich ein paar Briefe einruͤcken, die ich vor ei-
„niger Zeit an den Vater, und an die Tochter
„geſchrieben habe.

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[117/0145] Satyriſche Briefe. „Dieſes waͤren alſo einige Formulare, die „man brauchen kann, wenn ein Richter die Ma- „ſchine der Gerechtigkeit iſt, durch welche ſeine „Frau die Proceſſe der Partheyen nach ihrem „Gutbefinden lenkt. „Jn den Faͤllen, wo ein Richter dieſes Di- „rectorium ſeinen Kindern aufgetragen hat, ver- „faͤhrt man auf eben dieſe Weiſe. Jſt die Toch- „ter an der Regierung; deſto beſſer! Jch bin in „einem Hauſe bekannt, wo die Tochter die Amts- „ſtube, und der Vater die Kuͤche beſorgt; wo der „Vater von den gangbaren Rechtshaͤndeln, und „den bey dem Amte vorfallenden Sachen nicht „die mindeſte Kenntniß, und die Tochter eben ſo „wenig Erfahrung von der Kuͤche hat; wo der Va- „ter uͤber der Mahlzeit entweder gar nichts ſpricht, „oder es doch nur zu entſchuldigen ſucht, daß das „Eſſen verſalzen iſt, die Tochter aber den Gaͤſten „erzaͤhlt, was ſie ſeit fuͤnf Jahren in ihrem Amte „fuͤr caſus in terminis erlebt hat. Mit einem „Worte, die guͤtige Natur hat der Tochter den „Verſtand in ziemlich reichem Maaße gegeben, den „ſie, gewiß aus weiſen Urſachen, dem Vater ent- „zogen. Alles dieſes deſto beſſer zu erlaͤutern, „will ich ein paar Briefe einruͤcken, die ich vor ei- „niger Zeit an den Vater, und an die Tochter „geſchrieben habe. Hoch- H 3

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 3. Leipzig, 1752, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung03_1752/145>, abgerufen am 23.11.2024.