[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.Abhandlung Unglück zu befördern. Es wird einem solchen stark-denkenden Geiste ein leichtes seyn, die Existenz Got- tes auf eine so spielende und lustige Art zu beweisen, daß auch der Setzer seiner Schrift vor hertzlicher Ueberzeugung sich des Lachens nicht enthalten kann, so bald er die Demonstration in die Hände bekömmt. Könnte wohl ein vortrefflicher Mittel, als dieses, ausgesonnen werden, auch den Pöbel von den wichtigsten Wahrheiten der höchsten Philosophie und der natürlichen Gottesgelahrheit zu überzeu- gen? Gewiß keines! Und wer so unverschämt seyn, und mir darinnen widersprechen wollte, der müßte - - ich weis beynahe nicht, was ich von ihm den- ken solte! Mit einem Worte; der müßte so eigen- sinnig, als Wolf, seyn. Wenn ich meine philoso- phischen Helden mit einem Blicke übersehe; so finde ich bey allen eine grosse Aehnlichkeit, die sie unter einander haben. Der Körper von ihren Abhand- lungen ist ernsthaft, und ansehnlich; Die Ein- kleidung ist lustig und poßierlich. Jch werde also für alle nur einen Buchdruckerstock vorschlagen. Vielleicht schickte sich dieser am besten, wenn sie sich wollten gefallen lassen, über ihre Schriften ein Bild zu setzen, welches einen griechischen Philoso- phen in seiner ehrwürdigsten Kleidung vorstellte; jedoch mit dem Unterschiede, daß er den Mantel, den Huth, und die komische Stellung eines Scapins an sich hätte. Wem der Scapin nicht gefällt, der mag sich den Pantalon wählen, und wem die Kleidung des Pantalons auch noch zu ernsthaft ist, dem lasse ich die freye Wahl, die dritte Art von dergleichen Trachten
Abhandlung Ungluͤck zu befoͤrdern. Es wird einem ſolchen ſtark-denkenden Geiſte ein leichtes ſeyn, die Exiſtenz Got- tes auf eine ſo ſpielende und luſtige Art zu beweiſen, daß auch der Setzer ſeiner Schrift vor hertzlicher Ueberzeugung ſich des Lachens nicht enthalten kann, ſo bald er die Demonſtration in die Haͤnde bekoͤmmt. Koͤnnte wohl ein vortrefflicher Mittel, als dieſes, ausgeſonnen werden, auch den Poͤbel von den wichtigſten Wahrheiten der hoͤchſten Philoſophie und der natuͤrlichen Gottesgelahrheit zu uͤberzeu- gen? Gewiß keines! Und wer ſo unverſchaͤmt ſeyn, und mir darinnen widerſprechen wollte, der muͤßte ‒ ‒ ich weis beynahe nicht, was ich von ihm den- ken ſolte! Mit einem Worte; der muͤßte ſo eigen- ſinnig, als Wolf, ſeyn. Wenn ich meine philoſo- phiſchen Helden mit einem Blicke uͤberſehe; ſo finde ich bey allen eine groſſe Aehnlichkeit, die ſie unter einander haben. Der Koͤrper von ihren Abhand- lungen iſt ernſthaft, und anſehnlich; Die Ein- kleidung iſt luſtig und poßierlich. Jch werde alſo fuͤr alle nur einen Buchdruckerſtock vorſchlagen. Vielleicht ſchickte ſich dieſer am beſten, wenn ſie ſich wollten gefallen laſſen, uͤber ihre Schriften ein Bild zu ſetzen, welches einen griechiſchen Philoſo- phen in ſeiner ehrwuͤrdigſten Kleidung vorſtellte; jedoch mit dem Unterſchiede, daß er den Mantel, den Huth, und die komiſche Stellung eines Scapins an ſich haͤtte. Wem der Scapin nicht gefaͤllt, der mag ſich den Pantalon waͤhlen, und wem die Kleidung des Pantalons auch noch zu ernſthaft iſt, dem laſſe ich die freye Wahl, die dritte Art von dergleichen Trachten
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0096" n="96"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Abhandlung</hi></fw><lb/> Ungluͤck zu befoͤrdern. Es wird einem ſolchen ſtark-<lb/> denkenden Geiſte ein leichtes ſeyn, die Exiſtenz Got-<lb/> tes auf eine ſo ſpielende und luſtige Art zu beweiſen,<lb/> daß auch der Setzer ſeiner Schrift vor hertzlicher<lb/> Ueberzeugung ſich des Lachens nicht enthalten kann,<lb/> ſo bald er die Demonſtration in die Haͤnde bekoͤmmt.<lb/> Koͤnnte wohl ein vortrefflicher Mittel, als dieſes,<lb/> ausgeſonnen werden, auch den Poͤbel von den<lb/> wichtigſten Wahrheiten der hoͤchſten Philoſophie<lb/> und der natuͤrlichen Gottesgelahrheit zu uͤberzeu-<lb/> gen? Gewiß keines! Und wer ſo unverſchaͤmt ſeyn,<lb/> und mir darinnen widerſprechen wollte, der muͤßte<lb/> ‒ ‒ ich weis beynahe nicht, was ich von ihm den-<lb/> ken ſolte! Mit einem Worte; der muͤßte ſo eigen-<lb/> ſinnig, als Wolf, ſeyn. Wenn ich meine philoſo-<lb/> phiſchen Helden mit einem Blicke uͤberſehe; ſo finde<lb/> ich bey allen eine groſſe Aehnlichkeit, die ſie unter<lb/> einander haben. Der Koͤrper von ihren Abhand-<lb/> lungen iſt ernſthaft, und anſehnlich; Die Ein-<lb/> kleidung iſt luſtig und poßierlich. Jch werde alſo<lb/> fuͤr alle nur einen Buchdruckerſtock vorſchlagen.<lb/> Vielleicht ſchickte ſich dieſer am beſten, wenn ſie ſich<lb/> wollten gefallen laſſen, uͤber ihre Schriften ein<lb/> Bild zu ſetzen, welches einen griechiſchen Philoſo-<lb/> phen in ſeiner ehrwuͤrdigſten Kleidung vorſtellte;<lb/> jedoch mit dem Unterſchiede, daß er den Mantel, den<lb/> Huth, und die komiſche Stellung eines Scapins an<lb/> ſich haͤtte. Wem der Scapin nicht gefaͤllt, der mag<lb/> ſich den Pantalon waͤhlen, und wem die Kleidung<lb/> des Pantalons auch noch zu ernſthaft iſt, dem laſſe<lb/> ich die freye Wahl, die dritte Art von dergleichen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Trachten</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [96/0096]
Abhandlung
Ungluͤck zu befoͤrdern. Es wird einem ſolchen ſtark-
denkenden Geiſte ein leichtes ſeyn, die Exiſtenz Got-
tes auf eine ſo ſpielende und luſtige Art zu beweiſen,
daß auch der Setzer ſeiner Schrift vor hertzlicher
Ueberzeugung ſich des Lachens nicht enthalten kann,
ſo bald er die Demonſtration in die Haͤnde bekoͤmmt.
Koͤnnte wohl ein vortrefflicher Mittel, als dieſes,
ausgeſonnen werden, auch den Poͤbel von den
wichtigſten Wahrheiten der hoͤchſten Philoſophie
und der natuͤrlichen Gottesgelahrheit zu uͤberzeu-
gen? Gewiß keines! Und wer ſo unverſchaͤmt ſeyn,
und mir darinnen widerſprechen wollte, der muͤßte
‒ ‒ ich weis beynahe nicht, was ich von ihm den-
ken ſolte! Mit einem Worte; der muͤßte ſo eigen-
ſinnig, als Wolf, ſeyn. Wenn ich meine philoſo-
phiſchen Helden mit einem Blicke uͤberſehe; ſo finde
ich bey allen eine groſſe Aehnlichkeit, die ſie unter
einander haben. Der Koͤrper von ihren Abhand-
lungen iſt ernſthaft, und anſehnlich; Die Ein-
kleidung iſt luſtig und poßierlich. Jch werde alſo
fuͤr alle nur einen Buchdruckerſtock vorſchlagen.
Vielleicht ſchickte ſich dieſer am beſten, wenn ſie ſich
wollten gefallen laſſen, uͤber ihre Schriften ein
Bild zu ſetzen, welches einen griechiſchen Philoſo-
phen in ſeiner ehrwuͤrdigſten Kleidung vorſtellte;
jedoch mit dem Unterſchiede, daß er den Mantel, den
Huth, und die komiſche Stellung eines Scapins an
ſich haͤtte. Wem der Scapin nicht gefaͤllt, der mag
ſich den Pantalon waͤhlen, und wem die Kleidung
des Pantalons auch noch zu ernſthaft iſt, dem laſſe
ich die freye Wahl, die dritte Art von dergleichen
Trachten
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |