Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite

Zueignungsschrift.
Ruhmredigkeit verzeihen, wenn ich Euch, Madame,
gestehe, daß ich mir kein größres Glück vorstellen
könnte, als wenn meine Leser in gegenwärtiger Ab-
handlung einen so feinen Geist fänden, daß sie an-
fiengen, zu zweifeln, ob sie auch wirklich ein deut-
sches Original, und nicht vielmehr aus dem Franzö-
sischen übersetzt wäre. Allen meinen Gerechtsamen
auf die Nachwelt wollte ich entsagen, wenn ich dieses
Glück erlebte. Niemals kann ich ohne eine kleine
Eifersucht an den deutschen Verfasser gewisser be-
kannter Briefe gedenken, dem der glaubwürdige Vor-
redner dieses schmeichelhafte Zeugniß giebt: Es ha-
be diese Briefe zwar freylich nur ein Deutscher ge-
schrieben, aber gleichwohl wären sie so vortrefflich ab-
gefaßt, daß sie verdienten, von einem Franzosen ge-
schrieben zu seyn. Auf Euch allein, Madame, wird,
es ankommen, ob ich in meiner Hoffnung glücklich,
oder unglücklich seyn soll. Gewinne ich nur Euern
Beyfall, so weis ich gewiß, kein Abt in Paris wird
es wagen, mir den Ruhm eines großen Gelehrten
und die Ewigkeit abzusprechen. Jch verdiene es,
weil ich die Ehre habe zu seyn,

Madame,
der Eurige,
Woldamar von Tzschaschlau.

N. S.

Aus großer Begierde, ein witziger Kopf, ein Fran-
zose, und unsterblich zu seyn, habe ich vergessen,
mich bey Euch, Madame, zu entschuldigen, daß ich

Euch

Zueignungsſchrift.
Ruhmredigkeit verzeihen, wenn ich Euch, Madame,
geſtehe, daß ich mir kein groͤßres Gluͤck vorſtellen
koͤnnte, als wenn meine Leſer in gegenwaͤrtiger Ab-
handlung einen ſo feinen Geiſt faͤnden, daß ſie an-
fiengen, zu zweifeln, ob ſie auch wirklich ein deut-
ſches Original, und nicht vielmehr aus dem Franzoͤ-
ſiſchen uͤberſetzt waͤre. Allen meinen Gerechtſamen
auf die Nachwelt wollte ich entſagen, wenn ich dieſes
Gluͤck erlebte. Niemals kann ich ohne eine kleine
Eiferſucht an den deutſchen Verfaſſer gewiſſer be-
kannter Briefe gedenken, dem der glaubwuͤrdige Vor-
redner dieſes ſchmeichelhafte Zeugniß giebt: Es ha-
be dieſe Briefe zwar freylich nur ein Deutſcher ge-
ſchrieben, aber gleichwohl waͤren ſie ſo vortrefflich ab-
gefaßt, daß ſie verdienten, von einem Franzoſen ge-
ſchrieben zu ſeyn. Auf Euch allein, Madame, wird,
es ankommen, ob ich in meiner Hoffnung gluͤcklich,
oder ungluͤcklich ſeyn ſoll. Gewinne ich nur Euern
Beyfall, ſo weis ich gewiß, kein Abt in Paris wird
es wagen, mir den Ruhm eines großen Gelehrten
und die Ewigkeit abzuſprechen. Jch verdiene es,
weil ich die Ehre habe zu ſeyn,

Madame,
der Eurige,
Woldamar von Tzſchaſchlau.

N. S.

Aus großer Begierde, ein witziger Kopf, ein Fran-
zoſe, und unſterblich zu ſeyn, habe ich vergeſſen,
mich bey Euch, Madame, zu entſchuldigen, daß ich

Euch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0077" n="77"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Zueignungs&#x017F;chrift.</hi></fw><lb/>
Ruhmredigkeit verzeihen, wenn ich Euch, Madame,<lb/>
ge&#x017F;tehe, daß ich mir kein gro&#x0364;ßres Glu&#x0364;ck vor&#x017F;tellen<lb/>
ko&#x0364;nnte, als wenn meine Le&#x017F;er in gegenwa&#x0364;rtiger Ab-<lb/>
handlung einen &#x017F;o feinen Gei&#x017F;t fa&#x0364;nden, daß &#x017F;ie an-<lb/>
fiengen, zu zweifeln, ob &#x017F;ie auch wirklich ein deut-<lb/>
&#x017F;ches Original, und nicht vielmehr aus dem Franzo&#x0364;-<lb/>
&#x017F;i&#x017F;chen u&#x0364;ber&#x017F;etzt wa&#x0364;re. Allen meinen Gerecht&#x017F;amen<lb/>
auf die Nachwelt wollte ich ent&#x017F;agen, wenn ich die&#x017F;es<lb/>
Glu&#x0364;ck erlebte. Niemals kann ich ohne eine kleine<lb/>
Eifer&#x017F;ucht an den deut&#x017F;chen Verfa&#x017F;&#x017F;er gewi&#x017F;&#x017F;er be-<lb/>
kannter Briefe gedenken, dem der glaubwu&#x0364;rdige Vor-<lb/>
redner die&#x017F;es &#x017F;chmeichelhafte Zeugniß giebt: Es ha-<lb/>
be die&#x017F;e Briefe zwar freylich nur ein Deut&#x017F;cher ge-<lb/>
&#x017F;chrieben, aber gleichwohl wa&#x0364;ren &#x017F;ie &#x017F;o vortrefflich ab-<lb/>
gefaßt, daß &#x017F;ie verdienten, von einem Franzo&#x017F;en ge-<lb/>
&#x017F;chrieben zu &#x017F;eyn. Auf Euch allein, Madame, wird,<lb/>
es ankommen, ob ich in meiner Hoffnung glu&#x0364;cklich,<lb/>
oder unglu&#x0364;cklich &#x017F;eyn &#x017F;oll. Gewinne ich nur Euern<lb/>
Beyfall, &#x017F;o weis ich gewiß, kein Abt in Paris wird<lb/>
es wagen, mir den Ruhm eines großen Gelehrten<lb/>
und die Ewigkeit abzu&#x017F;prechen. Jch verdiene es,<lb/>
weil ich die Ehre habe zu &#x017F;eyn,</p><lb/>
          <closer>
            <salute> <hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Madame,</hi><lb/>
der Eurige,<lb/><hi rendition="#fr">Woldamar von Tz&#x017F;cha&#x017F;chlau.</hi></hi> </salute>
          </closer><lb/>
          <postscript>
            <p> <hi rendition="#et">N. S.</hi> </p><lb/>
            <p>Aus großer Begierde, ein witziger Kopf, ein Fran-<lb/>
zo&#x017F;e, und un&#x017F;terblich zu &#x017F;eyn, habe ich verge&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
mich bey Euch, Madame, zu ent&#x017F;chuldigen, daß ich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Euch</fw><lb/></p>
          </postscript>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[77/0077] Zueignungsſchrift. Ruhmredigkeit verzeihen, wenn ich Euch, Madame, geſtehe, daß ich mir kein groͤßres Gluͤck vorſtellen koͤnnte, als wenn meine Leſer in gegenwaͤrtiger Ab- handlung einen ſo feinen Geiſt faͤnden, daß ſie an- fiengen, zu zweifeln, ob ſie auch wirklich ein deut- ſches Original, und nicht vielmehr aus dem Franzoͤ- ſiſchen uͤberſetzt waͤre. Allen meinen Gerechtſamen auf die Nachwelt wollte ich entſagen, wenn ich dieſes Gluͤck erlebte. Niemals kann ich ohne eine kleine Eiferſucht an den deutſchen Verfaſſer gewiſſer be- kannter Briefe gedenken, dem der glaubwuͤrdige Vor- redner dieſes ſchmeichelhafte Zeugniß giebt: Es ha- be dieſe Briefe zwar freylich nur ein Deutſcher ge- ſchrieben, aber gleichwohl waͤren ſie ſo vortrefflich ab- gefaßt, daß ſie verdienten, von einem Franzoſen ge- ſchrieben zu ſeyn. Auf Euch allein, Madame, wird, es ankommen, ob ich in meiner Hoffnung gluͤcklich, oder ungluͤcklich ſeyn ſoll. Gewinne ich nur Euern Beyfall, ſo weis ich gewiß, kein Abt in Paris wird es wagen, mir den Ruhm eines großen Gelehrten und die Ewigkeit abzuſprechen. Jch verdiene es, weil ich die Ehre habe zu ſeyn, Madame, der Eurige, Woldamar von Tzſchaſchlau. N. S. Aus großer Begierde, ein witziger Kopf, ein Fran- zoſe, und unſterblich zu ſeyn, habe ich vergeſſen, mich bey Euch, Madame, zu entſchuldigen, daß ich Euch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/77
Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/77>, abgerufen am 25.11.2024.