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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.

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von den abgeschiednen Seelen.
Spiegel selbst mit einem Knittel, den er gemeinig-
lich seinen Beweis zu nennen pflegte, zerschlagen,
und auf diejenigen losgeprügelt, welche es mit ihm
so redlich gemeynt, und ihm seine Häßlichkeit zeigen
wollen. Seine Kleidung sah natürlich so aus,
wie das fürstliche Gewand eines von denen thea-
tralischen Prinzen, welche in kleinen Städten die
Jahrmärkte besuchen, und ihre ganze Monarchie auf
dem Schubkarren herumführen. Sie war an
verschiednen Orten dergestalt zerrissen, daß sie
nicht einmal seine Blöße völlig bedeckte, welchem
Uebel er dadurch abzuhelfen suchte, daß er über die
Löcher verschiedne Sinngedichte und Heldenoden
klebte, welche seine Anhänger ihm zu Ehren verfer-
tigt hatten. Bey den gemeinen Marktschreyern
habe ich gefunden, daß sie ihr Theater durch Ankle-
bung verschiedner Zeddel ansehnlich machen, wel-
che dem Pöbel von ihren verrichteten Wunderwer-
ken Nachricht geben, und daß sie ihre Geschicklich-
keit durch die erdichteten Privilegien von Allerun-
überwindlichsten, Allerdurchlauchtigsten, und Groß-
mächtigsten Häuptern glaubwürdig machen wollen.
Jn diesem Stücke war es hier ganz anders be-
schaffen. Sein Theater war über und über mit
Dedicationen und Vorreden beklebt, und an denen
Orten, welche am meisten in die Augen fielen, war
sein Bildniß unter vielerley Gestalten zu sehen,
welche jedoch wenigstens darinnen einander ähnlich
sahen, daß sie allerseits entweder mit Lorbeerzwei-
gen oder mit einem gewissen Glanze ausgeziert waren,
der die Unsterblichkeit vorstellen sollte. An statt

der

von den abgeſchiednen Seelen.
Spiegel ſelbſt mit einem Knittel, den er gemeinig-
lich ſeinen Beweis zu nennen pflegte, zerſchlagen,
und auf diejenigen losgepruͤgelt, welche es mit ihm
ſo redlich gemeynt, und ihm ſeine Haͤßlichkeit zeigen
wollen. Seine Kleidung ſah natuͤrlich ſo aus,
wie das fuͤrſtliche Gewand eines von denen thea-
traliſchen Prinzen, welche in kleinen Staͤdten die
Jahrmaͤrkte beſuchen, und ihre ganze Monarchie auf
dem Schubkarren herumfuͤhren. Sie war an
verſchiednen Orten dergeſtalt zerriſſen, daß ſie
nicht einmal ſeine Bloͤße voͤllig bedeckte, welchem
Uebel er dadurch abzuhelfen ſuchte, daß er uͤber die
Loͤcher verſchiedne Sinngedichte und Heldenoden
klebte, welche ſeine Anhaͤnger ihm zu Ehren verfer-
tigt hatten. Bey den gemeinen Marktſchreyern
habe ich gefunden, daß ſie ihr Theater durch Ankle-
bung verſchiedner Zeddel anſehnlich machen, wel-
che dem Poͤbel von ihren verrichteten Wunderwer-
ken Nachricht geben, und daß ſie ihre Geſchicklich-
keit durch die erdichteten Privilegien von Allerun-
uͤberwindlichſten, Allerdurchlauchtigſten, und Groß-
maͤchtigſten Haͤuptern glaubwuͤrdig machen wollen.
Jn dieſem Stuͤcke war es hier ganz anders be-
ſchaffen. Sein Theater war uͤber und uͤber mit
Dedicationen und Vorreden beklebt, und an denen
Orten, welche am meiſten in die Augen fielen, war
ſein Bildniß unter vielerley Geſtalten zu ſehen,
welche jedoch wenigſtens darinnen einander aͤhnlich
ſahen, daß ſie allerſeits entweder mit Lorbeerzwei-
gen oder mit einem gewiſſen Glanze ausgeziert waren,
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[31/0031] von den abgeſchiednen Seelen. Spiegel ſelbſt mit einem Knittel, den er gemeinig- lich ſeinen Beweis zu nennen pflegte, zerſchlagen, und auf diejenigen losgepruͤgelt, welche es mit ihm ſo redlich gemeynt, und ihm ſeine Haͤßlichkeit zeigen wollen. Seine Kleidung ſah natuͤrlich ſo aus, wie das fuͤrſtliche Gewand eines von denen thea- traliſchen Prinzen, welche in kleinen Staͤdten die Jahrmaͤrkte beſuchen, und ihre ganze Monarchie auf dem Schubkarren herumfuͤhren. Sie war an verſchiednen Orten dergeſtalt zerriſſen, daß ſie nicht einmal ſeine Bloͤße voͤllig bedeckte, welchem Uebel er dadurch abzuhelfen ſuchte, daß er uͤber die Loͤcher verſchiedne Sinngedichte und Heldenoden klebte, welche ſeine Anhaͤnger ihm zu Ehren verfer- tigt hatten. Bey den gemeinen Marktſchreyern habe ich gefunden, daß ſie ihr Theater durch Ankle- bung verſchiedner Zeddel anſehnlich machen, wel- che dem Poͤbel von ihren verrichteten Wunderwer- ken Nachricht geben, und daß ſie ihre Geſchicklich- keit durch die erdichteten Privilegien von Allerun- uͤberwindlichſten, Allerdurchlauchtigſten, und Groß- maͤchtigſten Haͤuptern glaubwuͤrdig machen wollen. Jn dieſem Stuͤcke war es hier ganz anders be- ſchaffen. Sein Theater war uͤber und uͤber mit Dedicationen und Vorreden beklebt, und an denen Orten, welche am meiſten in die Augen fielen, war ſein Bildniß unter vielerley Geſtalten zu ſehen, welche jedoch wenigſtens darinnen einander aͤhnlich ſahen, daß ſie allerſeits entweder mit Lorbeerzwei- gen oder mit einem gewiſſen Glanze ausgeziert waren, der die Unſterblichkeit vorſtellen ſollte. An ſtatt der

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/31>, abgerufen am 24.11.2024.