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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.

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Ein Traum
seiner Dieberey zu überführen gewußt, und ihm so
gar die Oerter genannt, wo er sie herbekommen habe.
Diese Nachricht schien mir sehr glaublich, denn ich
sah, daß diese gekaperten Zierrathen kaum den
vierten Theil seines Theaters ausmachten, die
übrigen drey Theile aber aus Klötzern, und ungeho-
belten Bretern, zum Theile aber aus Puppenwerke und
solchem Geräthe bestunden, welches man den Kindern
zum Spielen giebt. Alles dieses war sehr unordent-
lich zusammen genagelt, und es schien so baufällig zu
seyn, daß es alle Augenblicke einzufallen drohte. Es
würde vermuthlich auch geschehen seyn, wenn nicht
verschiedne Personen, welche seine Liverey trugen, sol-
ches mit vieler Sorgfalt unterstützt hätten.
Gleichwohl schien bey diesen mißlichen Umständen
ihr Principal ganz unbesorgt zu seyn. Er gieng mit
starken Schritten auf diesem Gerüste hin und wie-
der, und so oft er seine Medicamente anpries, so re-
dete er mit einer solchen zuversichtlichen Stimme,
daß das ganze Gebäude davon erschütterte. Nie-
mals habe ich etwas übermüthigers gesehen, als
diesen Charlatan. Jn seinem Gesichte war er sehr
häßlich und ungestalt; gleichwohl konnte man es
ihm von weitem ansehen, daß er sich geschminkt hatte,
und dem ungeachtet war er so eitel, zu glauben,
daß er der schönste Charlatan seiner Zeit sey. Man
hat es, wie mir mein Führer erzählt, vielmals ver-
sucht, ihm aus seinem Jrrthume zu helfen, und ihm
um deswillen Spiegel vorgehalten; Allein dadurch
ist er jedesmal so erbittert geworden, daß er nicht
allein die Augen fest zugedrückt, sondern auch den

Spiegel

Ein Traum
ſeiner Dieberey zu uͤberfuͤhren gewußt, und ihm ſo
gar die Oerter genannt, wo er ſie herbekommen habe.
Dieſe Nachricht ſchien mir ſehr glaublich, denn ich
ſah, daß dieſe gekaperten Zierrathen kaum den
vierten Theil ſeines Theaters ausmachten, die
uͤbrigen drey Theile aber aus Kloͤtzern, und ungeho-
beltẽ Bretern, zum Theile aber aus Puppenwerke und
ſolchem Geraͤthe beſtunden, welches man den Kindern
zum Spielen giebt. Alles dieſes war ſehr unordent-
lich zuſammen genagelt, und es ſchien ſo baufaͤllig zu
ſeyn, daß es alle Augenblicke einzufallen drohte. Es
wuͤrde vermuthlich auch geſchehen ſeyn, wenn nicht
verſchiedne Perſonen, welche ſeine Liverey trugen, ſol-
ches mit vieler Sorgfalt unterſtuͤtzt haͤtten.
Gleichwohl ſchien bey dieſen mißlichen Umſtaͤnden
ihr Principal ganz unbeſorgt zu ſeyn. Er gieng mit
ſtarken Schritten auf dieſem Geruͤſte hin und wie-
der, und ſo oft er ſeine Medicamente anpries, ſo re-
dete er mit einer ſolchen zuverſichtlichen Stimme,
daß das ganze Gebaͤude davon erſchuͤtterte. Nie-
mals habe ich etwas uͤbermuͤthigers geſehen, als
dieſen Charlatan. Jn ſeinem Geſichte war er ſehr
haͤßlich und ungeſtalt; gleichwohl konnte man es
ihm von weitem anſehen, daß er ſich geſchminkt hatte,
und dem ungeachtet war er ſo eitel, zu glauben,
daß er der ſchoͤnſte Charlatan ſeiner Zeit ſey. Man
hat es, wie mir mein Fuͤhrer erzaͤhlt, vielmals ver-
ſucht, ihm aus ſeinem Jrrthume zu helfen, und ihm
um deswillen Spiegel vorgehalten; Allein dadurch
iſt er jedesmal ſo erbittert geworden, daß er nicht
allein die Augen feſt zugedruͤckt, ſondern auch den

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[30/0030] Ein Traum ſeiner Dieberey zu uͤberfuͤhren gewußt, und ihm ſo gar die Oerter genannt, wo er ſie herbekommen habe. Dieſe Nachricht ſchien mir ſehr glaublich, denn ich ſah, daß dieſe gekaperten Zierrathen kaum den vierten Theil ſeines Theaters ausmachten, die uͤbrigen drey Theile aber aus Kloͤtzern, und ungeho- beltẽ Bretern, zum Theile aber aus Puppenwerke und ſolchem Geraͤthe beſtunden, welches man den Kindern zum Spielen giebt. Alles dieſes war ſehr unordent- lich zuſammen genagelt, und es ſchien ſo baufaͤllig zu ſeyn, daß es alle Augenblicke einzufallen drohte. Es wuͤrde vermuthlich auch geſchehen ſeyn, wenn nicht verſchiedne Perſonen, welche ſeine Liverey trugen, ſol- ches mit vieler Sorgfalt unterſtuͤtzt haͤtten. Gleichwohl ſchien bey dieſen mißlichen Umſtaͤnden ihr Principal ganz unbeſorgt zu ſeyn. Er gieng mit ſtarken Schritten auf dieſem Geruͤſte hin und wie- der, und ſo oft er ſeine Medicamente anpries, ſo re- dete er mit einer ſolchen zuverſichtlichen Stimme, daß das ganze Gebaͤude davon erſchuͤtterte. Nie- mals habe ich etwas uͤbermuͤthigers geſehen, als dieſen Charlatan. Jn ſeinem Geſichte war er ſehr haͤßlich und ungeſtalt; gleichwohl konnte man es ihm von weitem anſehen, daß er ſich geſchminkt hatte, und dem ungeachtet war er ſo eitel, zu glauben, daß er der ſchoͤnſte Charlatan ſeiner Zeit ſey. Man hat es, wie mir mein Fuͤhrer erzaͤhlt, vielmals ver- ſucht, ihm aus ſeinem Jrrthume zu helfen, und ihm um deswillen Spiegel vorgehalten; Allein dadurch iſt er jedesmal ſo erbittert geworden, daß er nicht allein die Augen feſt zugedruͤckt, ſondern auch den Spiegel

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/30>, abgerufen am 24.11.2024.