Der Bischoff O-Carry wollte Feuer vom Himmel lassen, weil das Parlament so ruchlos wä- re, und einen Mann des Herrn antastete. Aber eben hieraus sahe man, daß Swift recht gehabt hatte, und Jhro Hochwürden mit Leib und Seele ins Tollhaus gehörten. Der Küster, Herr Nico- laus, machte nicht viel Umstände, so bald er nur vernahm, daß er den Rang über den Bischoff ha- ben sollte.
Herr Something, so sehr er auch anfangs er- schrack, faßte sich doch, da man ihm versprach, daß er der Polizey im Hause vorstehen, und mit der Frau Nowtell wechselsweise das Regiment führen sollte. Diese Frau spie Feuer, als man sie ab- holen wollte. Zu ihrer Beruhigung ist ihr verspro- chen worden, daß sie die Erlaubniß haben sollte, nach Ableben des Küsters und Bischoffs zween andre Candidaten zu vociren.
Des Dewlapp Esq. konnte man sich leicht be- mächtigen, denn man gieng nach Tische zu ihm, da er besoffen war, und schlief. Man will für gewiß sagen, daß er seitdem beständig geschlafen, wenig- stens thut er so träumend, wie ein Mensch, der im ersten Schlafe gestört wird, und daran mag wohl seine gute natürliche Dummheit Schuld seyn. Seine Kostgänger scheinen sich zu beruhigen, da sie hören, daß sie von dem dritten Theile seines Ver- mögens unterhalten werden sollen. Es ist große
Hoff-
Geheime Nachricht
Der Biſchoff O-Carry wollte Feuer vom Himmel laſſen, weil das Parlament ſo ruchlos waͤ- re, und einen Mann des Herrn antaſtete. Aber eben hieraus ſahe man, daß Swift recht gehabt hatte, und Jhro Hochwuͤrden mit Leib und Seele ins Tollhaus gehoͤrten. Der Kuͤſter, Herr Nico- laus, machte nicht viel Umſtaͤnde, ſo bald er nur vernahm, daß er den Rang uͤber den Biſchoff ha- ben ſollte.
Herr Something, ſo ſehr er auch anfangs er- ſchrack, faßte ſich doch, da man ihm verſprach, daß er der Polizey im Hauſe vorſtehen, und mit der Frau Nowtell wechſelsweiſe das Regiment fuͤhren ſollte. Dieſe Frau ſpie Feuer, als man ſie ab- holen wollte. Zu ihrer Beruhigung iſt ihr verſpro- chen worden, daß ſie die Erlaubniß haben ſollte, nach Ableben des Kuͤſters und Biſchoffs zween andre Candidaten zu vociren.
Des Dewlapp Eſq. konnte man ſich leicht be- maͤchtigen, denn man gieng nach Tiſche zu ihm, da er beſoffen war, und ſchlief. Man will fuͤr gewiß ſagen, daß er ſeitdem beſtaͤndig geſchlafen, wenig- ſtens thut er ſo traͤumend, wie ein Menſch, der im erſten Schlafe geſtoͤrt wird, und daran mag wohl ſeine gute natuͤrliche Dummheit Schuld ſeyn. Seine Koſtgaͤnger ſcheinen ſich zu beruhigen, da ſie hoͤren, daß ſie von dem dritten Theile ſeines Ver- moͤgens unterhalten werden ſollen. Es iſt große
Hoff-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><div><pbfacs="#f0262"n="262"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Geheime Nachricht</hi></fw><lb/><p>Der Biſchoff <hirendition="#fr">O-Carry</hi> wollte Feuer vom<lb/>
Himmel laſſen, weil das Parlament ſo ruchlos waͤ-<lb/>
re, und einen Mann des Herrn antaſtete. Aber<lb/>
eben hieraus ſahe man, daß Swift recht gehabt<lb/>
hatte, und Jhro Hochwuͤrden mit Leib und Seele<lb/>
ins Tollhaus gehoͤrten. Der Kuͤſter, Herr <hirendition="#fr">Nico-<lb/>
laus,</hi> machte nicht viel Umſtaͤnde, ſo bald er nur<lb/>
vernahm, daß er den Rang uͤber den Biſchoff ha-<lb/>
ben ſollte.</p><lb/><p>Herr <hirendition="#fr">Something,</hi>ſo ſehr er auch anfangs er-<lb/>ſchrack, faßte ſich doch, da man ihm verſprach, daß<lb/>
er der Polizey im Hauſe vorſtehen, und mit der<lb/>
Frau <hirendition="#fr">Nowtell</hi> wechſelsweiſe das Regiment fuͤhren<lb/>ſollte. Dieſe Frau ſpie Feuer, als man ſie ab-<lb/>
holen wollte. Zu ihrer Beruhigung iſt ihr verſpro-<lb/>
chen worden, daß ſie die Erlaubniß haben ſollte,<lb/>
nach Ableben des Kuͤſters und Biſchoffs zween<lb/>
andre Candidaten zu vociren.</p><lb/><p>Des <hirendition="#fr">Dewlapp Eſq.</hi> konnte man ſich leicht be-<lb/>
maͤchtigen, denn man gieng nach Tiſche zu ihm, da<lb/>
er beſoffen war, und ſchlief. Man will fuͤr gewiß<lb/>ſagen, daß er ſeitdem beſtaͤndig geſchlafen, wenig-<lb/>ſtens thut er ſo traͤumend, wie ein Menſch, der<lb/>
im erſten Schlafe geſtoͤrt wird, und daran mag<lb/>
wohl ſeine gute natuͤrliche Dummheit Schuld ſeyn.<lb/>
Seine Koſtgaͤnger ſcheinen ſich zu beruhigen, da ſie<lb/>
hoͤren, daß ſie von dem dritten Theile ſeines Ver-<lb/>
moͤgens unterhalten werden ſollen. Es iſt große<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Hoff-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[262/0262]
Geheime Nachricht
Der Biſchoff O-Carry wollte Feuer vom
Himmel laſſen, weil das Parlament ſo ruchlos waͤ-
re, und einen Mann des Herrn antaſtete. Aber
eben hieraus ſahe man, daß Swift recht gehabt
hatte, und Jhro Hochwuͤrden mit Leib und Seele
ins Tollhaus gehoͤrten. Der Kuͤſter, Herr Nico-
laus, machte nicht viel Umſtaͤnde, ſo bald er nur
vernahm, daß er den Rang uͤber den Biſchoff ha-
ben ſollte.
Herr Something, ſo ſehr er auch anfangs er-
ſchrack, faßte ſich doch, da man ihm verſprach, daß
er der Polizey im Hauſe vorſtehen, und mit der
Frau Nowtell wechſelsweiſe das Regiment fuͤhren
ſollte. Dieſe Frau ſpie Feuer, als man ſie ab-
holen wollte. Zu ihrer Beruhigung iſt ihr verſpro-
chen worden, daß ſie die Erlaubniß haben ſollte,
nach Ableben des Kuͤſters und Biſchoffs zween
andre Candidaten zu vociren.
Des Dewlapp Eſq. konnte man ſich leicht be-
maͤchtigen, denn man gieng nach Tiſche zu ihm, da
er beſoffen war, und ſchlief. Man will fuͤr gewiß
ſagen, daß er ſeitdem beſtaͤndig geſchlafen, wenig-
ſtens thut er ſo traͤumend, wie ein Menſch, der
im erſten Schlafe geſtoͤrt wird, und daran mag
wohl ſeine gute natuͤrliche Dummheit Schuld ſeyn.
Seine Koſtgaͤnger ſcheinen ſich zu beruhigen, da ſie
hoͤren, daß ſie von dem dritten Theile ſeines Ver-
moͤgens unterhalten werden ſollen. Es iſt große
Hoff-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/262>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.