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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.

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Geheime Nachricht
nicht närrischer mache. Wäre einer von diesen
Narren gar nicht zu bändigen: So soll er zur Stra-
fe vier und zwanzig Stunden zu ihr in die Zelle ge-
sperrt werden. Es ist eine grausame Strafe, ich
gestehe es; aber sie soll auch nur in schweren Ver-
brechen statt haben. Man wird Achtung geben, daß
ein solcher Verbrecher niemals mit ihr allein gelas-
sen werde. Ein Zuchtmeister soll in der Thüre ste-
hen bleiben. Denn ich weis, daß sie bey aller ihrer
Andacht sehr viel irrdische Wünsche hat, und niemals
leichter zu überwinden ist, als wenn sie über die
Schwachheit der andern seufzt. Man bedenke nur,
was für ein Unglück daraus entstehen könnte, wenn
der Freygeist, Herr Dewlapp Esq. und die andäch-
tige Sara Knidly zusammen gesperrt würden, und
durch die Einsamkeit in Versuchung geriethen, ihr
Geschlecht zu vermehren. Ersäufen müßte man die
junge Brut! Den Augenblick müßte man sie ersäufen!
Denn ich kann mir nicht vorstellen, daß etwas ab-
scheulicher und gefährlicher wäre, als ein Kind, des-
sen Vater ein dummköpfiger Freygeist, und die Mut-
ter eine verläumderische Betschwester ist. Man
hüte sich also ja wohl, und verwahrlose das arme
Land nicht mit einer so widernatürlichen Mis-
geburt.

Jch weis nicht, woher der muthwillige Knabe,
Jacob Halley, von meinem Vorhaben, ein Toll-
haus für lächerliche Narren zu stiften, etwas erfah-
ren haben mag. Vor einiger Zeit, als ich eben im

Begrif-

Geheime Nachricht
nicht naͤrriſcher mache. Waͤre einer von dieſen
Narren gar nicht zu baͤndigen: So ſoll er zur Stra-
fe vier und zwanzig Stunden zu ihr in die Zelle ge-
ſperrt werden. Es iſt eine grauſame Strafe, ich
geſtehe es; aber ſie ſoll auch nur in ſchweren Ver-
brechen ſtatt haben. Man wird Achtung geben, daß
ein ſolcher Verbrecher niemals mit ihr allein gelaſ-
ſen werde. Ein Zuchtmeiſter ſoll in der Thuͤre ſte-
hen bleiben. Denn ich weis, daß ſie bey aller ihrer
Andacht ſehr viel irrdiſche Wuͤnſche hat, und niemals
leichter zu uͤberwinden iſt, als wenn ſie uͤber die
Schwachheit der andern ſeufzt. Man bedenke nur,
was fuͤr ein Ungluͤck daraus entſtehen koͤnnte, wenn
der Freygeiſt, Herr Dewlapp Eſq. und die andaͤch-
tige Sara Knidly zuſammen geſperrt wuͤrden, und
durch die Einſamkeit in Verſuchung geriethen, ihr
Geſchlecht zu vermehren. Erſaͤufen muͤßte man die
junge Brut! Den Augenblick muͤßte man ſie erſaͤufen!
Denn ich kann mir nicht vorſtellen, daß etwas ab-
ſcheulicher und gefaͤhrlicher waͤre, als ein Kind, deſ-
ſen Vater ein dummkoͤpfiger Freygeiſt, und die Mut-
ter eine verlaͤumderiſche Betſchweſter iſt. Man
huͤte ſich alſo ja wohl, und verwahrloſe das arme
Land nicht mit einer ſo widernatuͤrlichen Mis-
geburt.

Jch weis nicht, woher der muthwillige Knabe,
Jacob Halley, von meinem Vorhaben, ein Toll-
haus fuͤr laͤcherliche Narren zu ſtiften, etwas erfah-
ren haben mag. Vor einiger Zeit, als ich eben im

Begrif-
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[256/0256] Geheime Nachricht nicht naͤrriſcher mache. Waͤre einer von dieſen Narren gar nicht zu baͤndigen: So ſoll er zur Stra- fe vier und zwanzig Stunden zu ihr in die Zelle ge- ſperrt werden. Es iſt eine grauſame Strafe, ich geſtehe es; aber ſie ſoll auch nur in ſchweren Ver- brechen ſtatt haben. Man wird Achtung geben, daß ein ſolcher Verbrecher niemals mit ihr allein gelaſ- ſen werde. Ein Zuchtmeiſter ſoll in der Thuͤre ſte- hen bleiben. Denn ich weis, daß ſie bey aller ihrer Andacht ſehr viel irrdiſche Wuͤnſche hat, und niemals leichter zu uͤberwinden iſt, als wenn ſie uͤber die Schwachheit der andern ſeufzt. Man bedenke nur, was fuͤr ein Ungluͤck daraus entſtehen koͤnnte, wenn der Freygeiſt, Herr Dewlapp Eſq. und die andaͤch- tige Sara Knidly zuſammen geſperrt wuͤrden, und durch die Einſamkeit in Verſuchung geriethen, ihr Geſchlecht zu vermehren. Erſaͤufen muͤßte man die junge Brut! Den Augenblick muͤßte man ſie erſaͤufen! Denn ich kann mir nicht vorſtellen, daß etwas ab- ſcheulicher und gefaͤhrlicher waͤre, als ein Kind, deſ- ſen Vater ein dummkoͤpfiger Freygeiſt, und die Mut- ter eine verlaͤumderiſche Betſchweſter iſt. Man huͤte ſich alſo ja wohl, und verwahrloſe das arme Land nicht mit einer ſo widernatuͤrlichen Mis- geburt. Jch weis nicht, woher der muthwillige Knabe, Jacob Halley, von meinem Vorhaben, ein Toll- haus fuͤr laͤcherliche Narren zu ſtiften, etwas erfah- ren haben mag. Vor einiger Zeit, als ich eben im Begrif-

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/256>, abgerufen am 28.11.2024.