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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.

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Geheime Nachricht
keit machen soll, und weil er das nicht weis, so
schließt er nach seiner natürlichsten Art zu denken, daß
die Lehre von jenem Leben, mit unter die Mährchen
von der weißen Frau, und dem Mönchen ohne Kopf
gehören, mit welchen man zwar Kinder, aber kei-
ne Esquires zu fürchten macht. Nach dieser Beschrei-
bung könnte man glauben, daß ich gar nicht Ursa-
che hätte, ihn ins Tollhaus zu bringen, sondern ihn
ganz sicher in seiner Freyheit dürfte herumgehen las-
sen, ohne zu befürchten, daß er den geringsten
Schaden in der menschlichen Gesellschaft anrichten
würde. Allein, er hat den Fehler, daß er reich ist,
und diesen Fehler misbraucht eine Menge hungri-
ger kleiner Geister, welche ihrem Verstande entsa-
gen, um ihren Magen zu befriedigen. Sie besitzen
etwas mehr Geschicklichkeit, als ihr Wirth, den sie
dadurch sich verbindlich zu machen wissen, wenn sie
seinen Gedanken eine Form geben, und sie drucken
lassen, daß sie aussehen, wie ein Buch. Dieses ist
der wahre Ursprung von allen denen Schrif-
ten, die seit dreyzehen Jahren wider die Reli-
gion herausgekommen sind. Man hat immer nicht ge-
wußt, wie es doch zugehe, daß in allen diesen Schrif-
ten so wenig Zusammenhang, und Verstand sey;
Aber nun wird man es wohl begreifen können, wenn
man bedenkt, daß es des unwissenden und trunk-
nen Ritters Dewlapps Tischreden sind, welche von
seinen hungrigen Kostgängern zum Drucke befördert
worden. Damit dieser Schwärmerey gesteuert wer-
de, so verlange ich, daß Herr Dewlapp Esq.

unver-

Geheime Nachricht
keit machen ſoll, und weil er das nicht weis, ſo
ſchließt er nach ſeiner natuͤrlichſten Art zu denken, daß
die Lehre von jenem Leben, mit unter die Maͤhrchen
von der weißen Frau, und dem Moͤnchen ohne Kopf
gehoͤren, mit welchen man zwar Kinder, aber kei-
ne Eſquires zu fuͤrchten macht. Nach dieſer Beſchrei-
bung koͤnnte man glauben, daß ich gar nicht Urſa-
che haͤtte, ihn ins Tollhaus zu bringen, ſondern ihn
ganz ſicher in ſeiner Freyheit duͤrfte herumgehen laſ-
ſen, ohne zu befuͤrchten, daß er den geringſten
Schaden in der menſchlichen Geſellſchaft anrichten
wuͤrde. Allein, er hat den Fehler, daß er reich iſt,
und dieſen Fehler misbraucht eine Menge hungri-
ger kleiner Geiſter, welche ihrem Verſtande entſa-
gen, um ihren Magen zu befriedigen. Sie beſitzen
etwas mehr Geſchicklichkeit, als ihr Wirth, den ſie
dadurch ſich verbindlich zu machen wiſſen, wenn ſie
ſeinen Gedanken eine Form geben, und ſie drucken
laſſen, daß ſie ausſehen, wie ein Buch. Dieſes iſt
der wahre Urſprung von allen denen Schrif-
ten, die ſeit dreyzehen Jahren wider die Reli-
gion herausgekommen ſind. Man hat immer nicht ge-
wußt, wie es doch zugehe, daß in allen dieſen Schrif-
ten ſo wenig Zuſammenhang, und Verſtand ſey;
Aber nun wird man es wohl begreifen koͤnnen, wenn
man bedenkt, daß es des unwiſſenden und trunk-
nen Ritters Dewlapps Tiſchreden ſind, welche von
ſeinen hungrigen Koſtgaͤngern zum Drucke befoͤrdert
worden. Damit dieſer Schwaͤrmerey geſteuert wer-
de, ſo verlange ich, daß Herr Dewlapp Eſq.

unver-
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[248/0248] Geheime Nachricht keit machen ſoll, und weil er das nicht weis, ſo ſchließt er nach ſeiner natuͤrlichſten Art zu denken, daß die Lehre von jenem Leben, mit unter die Maͤhrchen von der weißen Frau, und dem Moͤnchen ohne Kopf gehoͤren, mit welchen man zwar Kinder, aber kei- ne Eſquires zu fuͤrchten macht. Nach dieſer Beſchrei- bung koͤnnte man glauben, daß ich gar nicht Urſa- che haͤtte, ihn ins Tollhaus zu bringen, ſondern ihn ganz ſicher in ſeiner Freyheit duͤrfte herumgehen laſ- ſen, ohne zu befuͤrchten, daß er den geringſten Schaden in der menſchlichen Geſellſchaft anrichten wuͤrde. Allein, er hat den Fehler, daß er reich iſt, und dieſen Fehler misbraucht eine Menge hungri- ger kleiner Geiſter, welche ihrem Verſtande entſa- gen, um ihren Magen zu befriedigen. Sie beſitzen etwas mehr Geſchicklichkeit, als ihr Wirth, den ſie dadurch ſich verbindlich zu machen wiſſen, wenn ſie ſeinen Gedanken eine Form geben, und ſie drucken laſſen, daß ſie ausſehen, wie ein Buch. Dieſes iſt der wahre Urſprung von allen denen Schrif- ten, die ſeit dreyzehen Jahren wider die Reli- gion herausgekommen ſind. Man hat immer nicht ge- wußt, wie es doch zugehe, daß in allen dieſen Schrif- ten ſo wenig Zuſammenhang, und Verſtand ſey; Aber nun wird man es wohl begreifen koͤnnen, wenn man bedenkt, daß es des unwiſſenden und trunk- nen Ritters Dewlapps Tiſchreden ſind, welche von ſeinen hungrigen Koſtgaͤngern zum Drucke befoͤrdert worden. Damit dieſer Schwaͤrmerey geſteuert wer- de, ſo verlange ich, daß Herr Dewlapp Eſq. unver-

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/248>, abgerufen am 22.11.2024.