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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.

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von Swifts letztem Willen.
Somethings Abschilderung nach dem Leben, und
wer dabey noch zweifelhaft bleibt, ob er ein Narr
sey, dem will ich rathen, eine Gesellschaft zu su-
chen. Was er spricht, das spricht er nur zweydeu-
tig mit halben Worten. Bey den Reden andrer
hört er aufmerksam und argwöhnisch zu, ob nicht
vielleicht etwas wider die Polizey und den Staat
geredet werden möchte. Künftiges Jahr kömmt
er an das Regiment, und alsdann will er allen Un-
ordnungen abhelfen. Er kennt die Stärke und
die Schwäche des Vaterlands. Von Privilegien,
alten Gerechtigkeiten, von Exempeln, wie in glei-
chen Fällen gesprochen worden, weis er beynahe
noch mehr zu erzählen, als unsre jungen Ritter,
wenn sie zum erstenmale in dem Hause der Gemei-
nen gewesen, und Subsidien bewilligt haben. Wer
ihm zu schmeicheln weis, den versichert er seines
Schutzes, und seiner väterlichen Vorsorge, und
wer sich vor seinem Bauche recht tief und kindlich
bückt, den würdigt er, ihm die Hand zu drücken, wel-
ches aber mit eben der zuversichtlichen Miene ge-
schieht, mit welcher die alten Könige die Kröpfe an-
rührten. Dieses wird genug seyn, zu zeigen, war-
um ich ordne, daß Herr Something in das Toll-
haus soll, und, aus Liebe zum Vaterlande, will ich,
daß es noch in diesem Jahre geschehe, ehe er zum
Stadtregimente kömmt.

Anfänglich war ich Willens, Herrn Somet-
hings
Collegen, den guten alten Nowtell auch in mein

Toll-
Q 2

von Swifts letztem Willen.
Somethings Abſchilderung nach dem Leben, und
wer dabey noch zweifelhaft bleibt, ob er ein Narr
ſey, dem will ich rathen, eine Geſellſchaft zu ſu-
chen. Was er ſpricht, das ſpricht er nur zweydeu-
tig mit halben Worten. Bey den Reden andrer
hoͤrt er aufmerkſam und argwoͤhniſch zu, ob nicht
vielleicht etwas wider die Polizey und den Staat
geredet werden moͤchte. Kuͤnftiges Jahr koͤmmt
er an das Regiment, und alsdann will er allen Un-
ordnungen abhelfen. Er kennt die Staͤrke und
die Schwaͤche des Vaterlands. Von Privilegien,
alten Gerechtigkeiten, von Exempeln, wie in glei-
chen Faͤllen geſprochen worden, weis er beynahe
noch mehr zu erzaͤhlen, als unſre jungen Ritter,
wenn ſie zum erſtenmale in dem Hauſe der Gemei-
nen geweſen, und Subſidien bewilligt haben. Wer
ihm zu ſchmeicheln weis, den verſichert er ſeines
Schutzes, und ſeiner vaͤterlichen Vorſorge, und
wer ſich vor ſeinem Bauche recht tief und kindlich
buͤckt, den wuͤrdigt er, ihm die Hand zu druͤcken, wel-
ches aber mit eben der zuverſichtlichen Miene ge-
ſchieht, mit welcher die alten Koͤnige die Kroͤpfe an-
ruͤhrten. Dieſes wird genug ſeyn, zu zeigen, war-
um ich ordne, daß Herr Something in das Toll-
haus ſoll, und, aus Liebe zum Vaterlande, will ich,
daß es noch in dieſem Jahre geſchehe, ehe er zum
Stadtregimente koͤmmt.

Anfaͤnglich war ich Willens, Herrn Somet-
hings
Collegen, den guten alten Nowtell auch in mein

Toll-
Q 2
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[243/0243] von Swifts letztem Willen. Somethings Abſchilderung nach dem Leben, und wer dabey noch zweifelhaft bleibt, ob er ein Narr ſey, dem will ich rathen, eine Geſellſchaft zu ſu- chen. Was er ſpricht, das ſpricht er nur zweydeu- tig mit halben Worten. Bey den Reden andrer hoͤrt er aufmerkſam und argwoͤhniſch zu, ob nicht vielleicht etwas wider die Polizey und den Staat geredet werden moͤchte. Kuͤnftiges Jahr koͤmmt er an das Regiment, und alsdann will er allen Un- ordnungen abhelfen. Er kennt die Staͤrke und die Schwaͤche des Vaterlands. Von Privilegien, alten Gerechtigkeiten, von Exempeln, wie in glei- chen Faͤllen geſprochen worden, weis er beynahe noch mehr zu erzaͤhlen, als unſre jungen Ritter, wenn ſie zum erſtenmale in dem Hauſe der Gemei- nen geweſen, und Subſidien bewilligt haben. Wer ihm zu ſchmeicheln weis, den verſichert er ſeines Schutzes, und ſeiner vaͤterlichen Vorſorge, und wer ſich vor ſeinem Bauche recht tief und kindlich buͤckt, den wuͤrdigt er, ihm die Hand zu druͤcken, wel- ches aber mit eben der zuverſichtlichen Miene ge- ſchieht, mit welcher die alten Koͤnige die Kroͤpfe an- ruͤhrten. Dieſes wird genug ſeyn, zu zeigen, war- um ich ordne, daß Herr Something in das Toll- haus ſoll, und, aus Liebe zum Vaterlande, will ich, daß es noch in dieſem Jahre geſchehe, ehe er zum Stadtregimente koͤmmt. Anfaͤnglich war ich Willens, Herrn Somet- hings Collegen, den guten alten Nowtell auch in mein Toll- Q 2

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 243. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/243>, abgerufen am 23.11.2024.