[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.von Swifts letztem Willen. würde. Die armen Mitgefangnen sollten michdauern, denn ich traue ihm zu, daß er die Allmo- senbüchse sehr ungleich theilen, und allemal wenig- stens den zehenten Theil für sich, als Bischoff, behal- ten würde. Man schaffe also diesen Wuchrer ins Tollhaus, und wenn es möglich ist, auch denjenigen, welcher ihn zum Bischoffe geweiht hat. Am dritten September waren es gleich drey Jah- durch Zweyter Theil. Q
von Swifts letztem Willen. wuͤrde. Die armen Mitgefangnen ſollten michdauern, denn ich traue ihm zu, daß er die Allmo- ſenbuͤchſe ſehr ungleich theilen, und allemal wenig- ſtens den zehenten Theil fuͤr ſich, als Biſchoff, behal- ten wuͤrde. Man ſchaffe alſo dieſen Wuchrer ins Tollhaus, und wenn es moͤglich iſt, auch denjenigen, welcher ihn zum Biſchoffe geweiht hat. Am dritten September waren es gleich drey Jah- durch Zweyter Theil. Q
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div> <p><pb facs="#f0241" n="241"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von Swifts letztem Willen.</hi></fw><lb/> wuͤrde. Die armen Mitgefangnen ſollten mich<lb/> dauern, denn ich traue ihm zu, daß er die Allmo-<lb/> ſenbuͤchſe ſehr ungleich theilen, und allemal wenig-<lb/> ſtens den zehenten Theil fuͤr ſich, als Biſchoff, behal-<lb/> ten wuͤrde. Man ſchaffe alſo dieſen Wuchrer ins<lb/> Tollhaus, und wenn es moͤglich iſt, auch denjenigen,<lb/> welcher ihn zum Biſchoffe geweiht hat.</p><lb/> <p>Am dritten September waren es gleich drey Jah-<lb/> re, daß ſich der junge Herr <hi rendition="#fr">Something</hi> erhenken<lb/> wollte, weil er befuͤrchtete, daß man ihn bey der<lb/> Rathswahl uͤbergehen wuͤrde. Jch bin ſehr uͤbel<lb/> damit zufrieden, daß man ihn geſtoͤrt hat. Er<lb/> haͤtte ſich bey dem damaligen ſtarken Oſtwinde im-<lb/> mer, als ein braver Britte, haͤngen koͤnnen; ſo wuͤrde<lb/> das Land einen Phantaſten weniger, und ich keine<lb/> Sorge haben, wie ich ihn in meinem Tollhauſe un-<lb/> terbringen moͤchte. Dieſer unmuͤndige Knabe iſt,<lb/> trotz der geſunden Vernunft und ſeines keimenden<lb/> Barts, ein Vater der Stadt geworden; und nicht<lb/> die Stadt allein, ſondern auch ſein eigner Koͤrper<lb/> muß gewaltig darunter leiden; denn er hatte dieſe<lb/> ehrwuͤrdige Stelle kaum vier und zwanzig Stunden<lb/> lang bekleidet, da ſich auf einmal alle ſeine Glieder<lb/> mit der groͤßten Ernſthaftigkeit aus einander renk-<lb/> ten. Der Kopf preßte ſich zuruͤck, und blieb un-<lb/> beweglich auf dem Halſe ſtehen. Eine Unterkehle,<lb/> noch majeſtaͤtiſcher von Anſehen, als die Unterkehle<lb/> des laͤcherlichen Lords <hi rendition="#fr">Plackney,</hi> unterſtuͤtzte die-<lb/> ſes Haupt, und die weiſe Natur erzeigte ſich da-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">Zweyter Theil. Q</fw><fw place="bottom" type="catch">durch</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [241/0241]
von Swifts letztem Willen.
wuͤrde. Die armen Mitgefangnen ſollten mich
dauern, denn ich traue ihm zu, daß er die Allmo-
ſenbuͤchſe ſehr ungleich theilen, und allemal wenig-
ſtens den zehenten Theil fuͤr ſich, als Biſchoff, behal-
ten wuͤrde. Man ſchaffe alſo dieſen Wuchrer ins
Tollhaus, und wenn es moͤglich iſt, auch denjenigen,
welcher ihn zum Biſchoffe geweiht hat.
Am dritten September waren es gleich drey Jah-
re, daß ſich der junge Herr Something erhenken
wollte, weil er befuͤrchtete, daß man ihn bey der
Rathswahl uͤbergehen wuͤrde. Jch bin ſehr uͤbel
damit zufrieden, daß man ihn geſtoͤrt hat. Er
haͤtte ſich bey dem damaligen ſtarken Oſtwinde im-
mer, als ein braver Britte, haͤngen koͤnnen; ſo wuͤrde
das Land einen Phantaſten weniger, und ich keine
Sorge haben, wie ich ihn in meinem Tollhauſe un-
terbringen moͤchte. Dieſer unmuͤndige Knabe iſt,
trotz der geſunden Vernunft und ſeines keimenden
Barts, ein Vater der Stadt geworden; und nicht
die Stadt allein, ſondern auch ſein eigner Koͤrper
muß gewaltig darunter leiden; denn er hatte dieſe
ehrwuͤrdige Stelle kaum vier und zwanzig Stunden
lang bekleidet, da ſich auf einmal alle ſeine Glieder
mit der groͤßten Ernſthaftigkeit aus einander renk-
ten. Der Kopf preßte ſich zuruͤck, und blieb un-
beweglich auf dem Halſe ſtehen. Eine Unterkehle,
noch majeſtaͤtiſcher von Anſehen, als die Unterkehle
des laͤcherlichen Lords Plackney, unterſtuͤtzte die-
ſes Haupt, und die weiſe Natur erzeigte ſich da-
durch
Zweyter Theil. Q
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |