[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.von Swifts letztem Willen. samkeit empor zu bringen, und die Werke des Wi-tzes zu befördern: So sehe ich nicht, wie der Lord Pellbrow verlangen kann, länger unter ihnen so frey, wie bisher, herumzugehen. Das ist ihm nicht genug, daß er selbst unwissend, und weit dümmer ist, als sein Pachter. Er macht sich so gar eine Ehre daraus, in seiner Unwissenheit zu bleiben. Bey aller Gelegenheit verfolgt er die schönen Wis- senschaften, und, wenn er recht gnädig ist, so spricht er nur verächtlich von ihnen. Jn öffentli- chen Gesellschaften lärmt er wider die Gelehrten, und dennoch wird er, weil er jährlich zwanzig tau- send Pfund Einkünfte hat, und die Mylady Pall- brow sehr schön ist, auf dem Hydepark bewundert und bey Hofe geduldet. Er hält sich mit vielen Un- kosten zween Sekretäre auf seinen eignen Leib, welche weiter nichts zu thun haben, als aus vollem Halse zu lachen, so bald er den Mund aufthut, wi- der die Gelehrten zu schimpfen; ja, er steht im Be- griffe, sich noch den dritten aus Deutschland zu ver- schreiben, weil er glaubt, ein Deutscher sey zum Bewundern am geschicktesten, und zu einem Jacob Pudding, welche Leute er sehr hochhält, recht von Natur gemacht. Wann er recht groß thun will: So versichert er mit den theuersten Schwüren, daß er in seinem ganzen Leben kein gedrucktes Buch gelesen habe, als den Kalender, und den Crafts- man. Gleichwohl hält er den Milton für einen ra- senden Kopf, den Grafen Schaftsbury für einen mürrischen Schulfuchs, und die ganze großbritan- nische
von Swifts letztem Willen. ſamkeit empor zu bringen, und die Werke des Wi-tzes zu befoͤrdern: So ſehe ich nicht, wie der Lord Pellbrow verlangen kann, laͤnger unter ihnen ſo frey, wie bisher, herumzugehen. Das iſt ihm nicht genug, daß er ſelbſt unwiſſend, und weit duͤmmer iſt, als ſein Pachter. Er macht ſich ſo gar eine Ehre daraus, in ſeiner Unwiſſenheit zu bleiben. Bey aller Gelegenheit verfolgt er die ſchoͤnen Wiſ- ſenſchaften, und, wenn er recht gnaͤdig iſt, ſo ſpricht er nur veraͤchtlich von ihnen. Jn oͤffentli- chen Geſellſchaften laͤrmt er wider die Gelehrten, und dennoch wird er, weil er jaͤhrlich zwanzig tau- ſend Pfund Einkuͤnfte hat, und die Mylady Pall- brow ſehr ſchoͤn iſt, auf dem Hydepark bewundert und bey Hofe geduldet. Er haͤlt ſich mit vielen Un- koſten zween Sekretaͤre auf ſeinen eignen Leib, welche weiter nichts zu thun haben, als aus vollem Halſe zu lachen, ſo bald er den Mund aufthut, wi- der die Gelehrten zu ſchimpfen; ja, er ſteht im Be- griffe, ſich noch den dritten aus Deutſchland zu ver- ſchreiben, weil er glaubt, ein Deutſcher ſey zum Bewundern am geſchickteſten, und zu einem Jacob Pudding, welche Leute er ſehr hochhaͤlt, recht von Natur gemacht. Wann er recht groß thun will: So verſichert er mit den theuerſten Schwuͤren, daß er in ſeinem ganzen Leben kein gedrucktes Buch geleſen habe, als den Kalender, und den Crafts- man. Gleichwohl haͤlt er den Milton fuͤr einen ra- ſenden Kopf, den Grafen Schaftsbury fuͤr einen muͤrriſchen Schulfuchs, und die ganze großbritan- niſche
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div> <p><pb facs="#f0239" n="239"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von Swifts letztem Willen.</hi></fw><lb/> ſamkeit empor zu bringen, und die Werke des Wi-<lb/> tzes zu befoͤrdern: So ſehe ich nicht, wie der Lord<lb/><hi rendition="#fr">Pellbrow</hi> verlangen kann, laͤnger unter ihnen ſo<lb/> frey, wie bisher, herumzugehen. Das iſt ihm<lb/> nicht genug, daß er ſelbſt unwiſſend, und weit<lb/> duͤmmer iſt, als ſein Pachter. Er macht ſich ſo gar<lb/> eine Ehre daraus, in ſeiner Unwiſſenheit zu bleiben.<lb/> Bey aller Gelegenheit verfolgt er die ſchoͤnen Wiſ-<lb/> ſenſchaften, und, wenn er recht gnaͤdig iſt, ſo<lb/> ſpricht er nur veraͤchtlich von ihnen. Jn oͤffentli-<lb/> chen Geſellſchaften laͤrmt er wider die Gelehrten,<lb/> und dennoch wird er, weil er jaͤhrlich zwanzig tau-<lb/> ſend Pfund Einkuͤnfte hat, und die <hi rendition="#fr">Mylady Pall-<lb/> brow</hi> ſehr ſchoͤn iſt, auf dem Hydepark bewundert<lb/> und bey Hofe geduldet. Er haͤlt ſich mit vielen Un-<lb/> koſten zween Sekretaͤre auf ſeinen eignen Leib,<lb/> welche weiter nichts zu thun haben, als aus vollem<lb/> Halſe zu lachen, ſo bald er den Mund aufthut, wi-<lb/> der die Gelehrten zu ſchimpfen; ja, er ſteht im Be-<lb/> griffe, ſich noch den dritten aus Deutſchland zu ver-<lb/> ſchreiben, weil er glaubt, ein Deutſcher ſey zum<lb/> Bewundern am geſchickteſten, und zu einem <hi rendition="#fr">Jacob<lb/> Pudding,</hi> welche Leute er ſehr hochhaͤlt, recht<lb/> von Natur gemacht. Wann er recht groß thun<lb/> will: So verſichert er mit den theuerſten Schwuͤren,<lb/> daß er in ſeinem ganzen Leben kein gedrucktes Buch<lb/> geleſen habe, als den Kalender, und den Crafts-<lb/> man. Gleichwohl haͤlt er den <hi rendition="#fr">Milton</hi> fuͤr einen ra-<lb/> ſenden Kopf, den Grafen <hi rendition="#fr">Schaftsbury</hi> fuͤr einen<lb/> muͤrriſchen Schulfuchs, und die ganze großbritan-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">niſche</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [239/0239]
von Swifts letztem Willen.
ſamkeit empor zu bringen, und die Werke des Wi-
tzes zu befoͤrdern: So ſehe ich nicht, wie der Lord
Pellbrow verlangen kann, laͤnger unter ihnen ſo
frey, wie bisher, herumzugehen. Das iſt ihm
nicht genug, daß er ſelbſt unwiſſend, und weit
duͤmmer iſt, als ſein Pachter. Er macht ſich ſo gar
eine Ehre daraus, in ſeiner Unwiſſenheit zu bleiben.
Bey aller Gelegenheit verfolgt er die ſchoͤnen Wiſ-
ſenſchaften, und, wenn er recht gnaͤdig iſt, ſo
ſpricht er nur veraͤchtlich von ihnen. Jn oͤffentli-
chen Geſellſchaften laͤrmt er wider die Gelehrten,
und dennoch wird er, weil er jaͤhrlich zwanzig tau-
ſend Pfund Einkuͤnfte hat, und die Mylady Pall-
brow ſehr ſchoͤn iſt, auf dem Hydepark bewundert
und bey Hofe geduldet. Er haͤlt ſich mit vielen Un-
koſten zween Sekretaͤre auf ſeinen eignen Leib,
welche weiter nichts zu thun haben, als aus vollem
Halſe zu lachen, ſo bald er den Mund aufthut, wi-
der die Gelehrten zu ſchimpfen; ja, er ſteht im Be-
griffe, ſich noch den dritten aus Deutſchland zu ver-
ſchreiben, weil er glaubt, ein Deutſcher ſey zum
Bewundern am geſchickteſten, und zu einem Jacob
Pudding, welche Leute er ſehr hochhaͤlt, recht
von Natur gemacht. Wann er recht groß thun
will: So verſichert er mit den theuerſten Schwuͤren,
daß er in ſeinem ganzen Leben kein gedrucktes Buch
geleſen habe, als den Kalender, und den Crafts-
man. Gleichwohl haͤlt er den Milton fuͤr einen ra-
ſenden Kopf, den Grafen Schaftsbury fuͤr einen
muͤrriſchen Schulfuchs, und die ganze großbritan-
niſche
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |