Arten der Feinde, welche die deutsche Sprache hat, genug seyn.
Er ist ein ehrlicher alter Deutscher; dieß würde ein Anfänger in der deutschen Spra- che so erklären: Er ist so ehrlich, wie ein alter Deutscher. Aber das wäre ein großer Sprach- schnitzer; sondern es wird gemeiniglich von Leuten gebraucht, welche in ihrem Umgange alle diejeni- gen Eitelkeiten mit Sorgfalt vermeiden, die man sonst Höflichkeiten, und, in gewissem Verstande, auch Complimente nennt. Denn hierdurch, und durch die Gabe, zu trinken, können wir es unsern Vorfahren, den alten Deutschen, noch so ziemlich gleich thun.
Altdeutsch heißt daher in einigen Gesellschaf- ten so viel, als grob.
Deutsche Redlichkeit; ist ein verbum obso- letum, oder höchstens nur ein Provincialwort. Siehe hiervon mit mehrern des Panzirollus Ab- handlung von denen Sachen, welche bey uns verlo- ren gegangen sind.
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[Abbildung]
Fabel.
O 4
zum deutſchen Woͤrterbuche.
Arten der Feinde, welche die deutſche Sprache hat, genug ſeyn.
Er iſt ein ehrlicher alter Deutſcher; dieß wuͤrde ein Anfaͤnger in der deutſchen Spra- che ſo erklaͤren: Er iſt ſo ehrlich, wie ein alter Deutſcher. Aber das waͤre ein großer Sprach- ſchnitzer; ſondern es wird gemeiniglich von Leuten gebraucht, welche in ihrem Umgange alle diejeni- gen Eitelkeiten mit Sorgfalt vermeiden, die man ſonſt Hoͤflichkeiten, und, in gewiſſem Verſtande, auch Complimente nennt. Denn hierdurch, und durch die Gabe, zu trinken, koͤnnen wir es unſern Vorfahren, den alten Deutſchen, noch ſo ziemlich gleich thun.
Altdeutſch heißt daher in einigen Geſellſchaf- ten ſo viel, als grob.
Deutſche Redlichkeit; iſt ein verbum obſo- letum, oder hoͤchſtens nur ein Provincialwort. Siehe hiervon mit mehrern des Panzirollus Ab- handlung von denen Sachen, welche bey uns verlo- ren gegangen ſind.
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Fabel.
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zum deutſchen Woͤrterbuche.
Arten der Feinde, welche die deutſche Sprache hat,
genug ſeyn.
Er iſt ein ehrlicher alter Deutſcher;
dieß wuͤrde ein Anfaͤnger in der deutſchen Spra-
che ſo erklaͤren: Er iſt ſo ehrlich, wie ein alter
Deutſcher. Aber das waͤre ein großer Sprach-
ſchnitzer; ſondern es wird gemeiniglich von Leuten
gebraucht, welche in ihrem Umgange alle diejeni-
gen Eitelkeiten mit Sorgfalt vermeiden, die man
ſonſt Hoͤflichkeiten, und, in gewiſſem Verſtande,
auch Complimente nennt. Denn hierdurch, und
durch die Gabe, zu trinken, koͤnnen wir es unſern
Vorfahren, den alten Deutſchen, noch ſo ziemlich
gleich thun.
Altdeutſch heißt daher in einigen Geſellſchaf-
ten ſo viel, als grob.
Deutſche Redlichkeit; iſt ein verbum obſo-
letum, oder hoͤchſtens nur ein Provincialwort.
Siehe hiervon mit mehrern des Panzirollus Ab-
handlung von denen Sachen, welche bey uns verlo-
ren gegangen ſind.
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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/215>, abgerufen am 17.02.2025.
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