[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.Versuch Diese Bedeutung fängt auch schon an, in kleinenOrten bekannt zu werden, denn unsre Deutsche wer- den alle Tage witziger, und in kurzem werden wir es den Franzosen beynahe gleich thun. Ewig; Jst ein Wort, welches ein jeder nach seinem Ewig lieben, ist noch vergänglicher, und eigent- Wie
Verſuch Dieſe Bedeutung faͤngt auch ſchon an, in kleinenOrten bekannt zu werden, denn unſre Deutſche wer- den alle Tage witziger, und in kurzem werden wir es den Franzoſen beynahe gleich thun. Ewig; Jſt ein Wort, welches ein jeder nach ſeinem Ewig lieben, iſt noch vergaͤnglicher, und eigent- Wie
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Verſuch
Dieſe Bedeutung faͤngt auch ſchon an, in kleinen
Orten bekannt zu werden, denn unſre Deutſche wer-
den alle Tage witziger, und in kurzem werden wir es
den Franzoſen beynahe gleich thun.
Ewig;
Jſt ein Wort, welches ein jeder nach ſeinem
Gutbefinden, und ſo braucht, wie er es fuͤr ſeine Um-
ſtaͤnde am zutraͤglichſten haͤlt. Eine ewige Treue
zuſchwoͤren, wird gemeiniglich bey Neuverlobten
vier Wochen vor der Hochzeit gehoͤrt; allein dieſe
Ewigkeit dauert gemeiniglich nicht laͤnger, als hoͤch-
ſtens vier Wochen darnach, und in letztverwichnem
Herbſte habe ich einen jungen Ehemann gekannt,
deſſen ewige Treue nicht voͤllig vier und zwanzig
Stunden gewaͤhrt hat.
Ewig lieben, iſt noch vergaͤnglicher, und eigent-
lich nur eine poetiſche Figur. Zuweilen findet
man dergleichen noch unter unverheiratheten Perſo-
nen, und es koͤmmt hierbey auf das Frauenzimmer
ſehr viel an, wie lange eine dergleichen ewige Liebe
dauren ſoll. Denn man will Exempel wiſſen, daß
eine ſolche verliebte Ewigkeit auf einmal aus ge-
weſen ſey, ſo bald ein Frauenzimmer aufgehoͤrt habe,
unempfindlich zu ſeyn, und angefangen, eine ewige
Gegenliebe zu fuͤhlen.
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