[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.Hinkmars von Repkow beständig zu unterhalten; so wird er es demselbenauch nicht verargen können, wenn ihm seine Schrift ekelhaft wird. Jch habe heute Nachmittags ein Frauenzimmer besucht, welche zwar nicht schön, aber doch noch ganz leidlich häßlich ist. Sie hatte den Fehler begangen, verschiedne andre Frauenzim- mer zu sich zu bitten, welche so schön waren, daß sie meine Aufmerksamkeit, und die Bewunderung aller andern Mannspersonen, erweckten. Wir vergaßen uns so weit, daß wir uns nur mit diesen Schönen beschäfftigten, und an unsre nicht so schöne Wirthinn beynahe gar nicht dachten. Gegen diese bezeugten wir nichts als nur die allgemeinen und nöthigsten Höflichkeiten, deren wir ohne Beleidigung des Wohl- standes nicht überhoben seyn konnten. Es war ein Fehler von uns, ich will es nicht läugnen; aber, es war auch ein großer Fehler von unserer Wirthinn, daß sie uns in eine Gesellschaft brachte, welche an- genehmer, und reizender war, als ihre Person. Die Anmerkung, die ich hier gemacht habe, ge- die
Hinkmars von Repkow beſtaͤndig zu unterhalten; ſo wird er es demſelbenauch nicht verargen koͤnnen, wenn ihm ſeine Schrift ekelhaft wird. Jch habe heute Nachmittags ein Frauenzimmer beſucht, welche zwar nicht ſchoͤn, aber doch noch ganz leidlich haͤßlich iſt. Sie hatte den Fehler begangen, verſchiedne andre Frauenzim- mer zu ſich zu bitten, welche ſo ſchoͤn waren, daß ſie meine Aufmerkſamkeit, und die Bewunderung aller andern Mannsperſonen, erweckten. Wir vergaßen uns ſo weit, daß wir uns nur mit dieſen Schoͤnen beſchaͤfftigten, und an unſre nicht ſo ſchoͤne Wirthinn beynahe gar nicht dachten. Gegen dieſe bezeugten wir nichts als nur die allgemeinen und noͤthigſten Hoͤflichkeiten, deren wir ohne Beleidigung des Wohl- ſtandes nicht uͤberhoben ſeyn konnten. Es war ein Fehler von uns, ich will es nicht laͤugnen; aber, es war auch ein großer Fehler von unſerer Wirthinn, daß ſie uns in eine Geſellſchaft brachte, welche an- genehmer, und reizender war, als ihre Perſon. Die Anmerkung, die ich hier gemacht habe, ge- die
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Hinkmars von Repkow
beſtaͤndig zu unterhalten; ſo wird er es demſelben
auch nicht verargen koͤnnen, wenn ihm ſeine Schrift
ekelhaft wird. Jch habe heute Nachmittags ein
Frauenzimmer beſucht, welche zwar nicht ſchoͤn,
aber doch noch ganz leidlich haͤßlich iſt. Sie hatte
den Fehler begangen, verſchiedne andre Frauenzim-
mer zu ſich zu bitten, welche ſo ſchoͤn waren, daß ſie
meine Aufmerkſamkeit, und die Bewunderung aller
andern Mannsperſonen, erweckten. Wir vergaßen
uns ſo weit, daß wir uns nur mit dieſen Schoͤnen
beſchaͤfftigten, und an unſre nicht ſo ſchoͤne Wirthinn
beynahe gar nicht dachten. Gegen dieſe bezeugten
wir nichts als nur die allgemeinen und noͤthigſten
Hoͤflichkeiten, deren wir ohne Beleidigung des Wohl-
ſtandes nicht uͤberhoben ſeyn konnten. Es war ein
Fehler von uns, ich will es nicht laͤugnen; aber,
es war auch ein großer Fehler von unſerer Wirthinn,
daß ſie uns in eine Geſellſchaft brachte, welche an-
genehmer, und reizender war, als ihre Perſon.
Die Anmerkung, die ich hier gemacht habe, ge-
hoͤrt nur fuͤr diejenigen Scribenten, welche gut, oder
doch noch ziemlich gut ſind. Es wuͤrde mir ſehr leid
ſeyn, wenn ſich die elenden Scribenten darnach rich-
ten wollten. Aus Liebe zu mir und zu allen Le-
ſern, will ich ihnen von ganzem Herzen anrathen, daß
ſie allemal uͤber die dritte Zeile den Homer, den Ho-
raz, den Boileau, den Hagedorn, und alle Schrift-
ſteller, die anders ſind, als ſie, anfuͤhren. Sie wer-
den ihre Werke dadurch noch ertraͤglich machen, und
die
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