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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751.

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Noten ohne Text.
nicht sehen. Diejenige unumschränkte Gewalt,
welche wir dem Frauenzimmer aus Höflichkeit und
Hochachtung an ihrem Nachttische zugestehen; diese
hört gleich auf, so bald wir einander in dem Buch-
laden antreffen. Sie sey witzig, sie suche ihren Ge-
schmack auszubessern, sie schreibe, um ihren Verstand
zu schärfen; aber sie schreibe nur für sich, nicht für
die Welt, ohne ihre Kräfte vorher wohl zu prüfen.
Thut sie es aber doch, so behalte ich mir vor, mit
nächstem ein Kochbuch zu schreiben, und wollte das
Frauenzimmer anfangen über mein Kochbuch zu
spotten, da ich wirklich ein sehr schlechter Koch bin,
so hoffe ich, die gesitteten Völker werden diese Ver-
letzung der Herrschaft, welche dem Mannsvolke zu
allen Zeiten eigen gewesen ist, und die Beleidigung
einer Person, die solches auf keinerley Weise ver-
dient hat, nicht mit gleichgültigen Augen ansehen.

Ein Frauenzimmer, welches vor ihre Schriften
ihr Kupferbild setzt, oder in der Vorrede deswegen
um Pardon ruft, weil sie ein Frauenzimmer ist,
verräth entweder ihr böses Gewissen und die Unge-
rechtigkeit ihrer Sache, oder glaubt, daß die Kunst-
richter voll Leidenschaften, und eben so wohl zu blen-
den sind, als die Richter der Phryne, welche ihren
Rechtshandel verspielt haben würde, wenn sie nicht
den Schleyer zurückgeschlagen hätte.

Aus dem, was ich bisher angeführt habe, wird
man urtheilen können, wie billig es sey, einem Frau-

enzim-
L 2

Noten ohne Text.
nicht ſehen. Diejenige unumſchraͤnkte Gewalt,
welche wir dem Frauenzimmer aus Hoͤflichkeit und
Hochachtung an ihrem Nachttiſche zugeſtehen; dieſe
hoͤrt gleich auf, ſo bald wir einander in dem Buch-
laden antreffen. Sie ſey witzig, ſie ſuche ihren Ge-
ſchmack auszubeſſern, ſie ſchreibe, um ihren Verſtand
zu ſchaͤrfen; aber ſie ſchreibe nur fuͤr ſich, nicht fuͤr
die Welt, ohne ihre Kraͤfte vorher wohl zu pruͤfen.
Thut ſie es aber doch, ſo behalte ich mir vor, mit
naͤchſtem ein Kochbuch zu ſchreiben, und wollte das
Frauenzimmer anfangen uͤber mein Kochbuch zu
ſpotten, da ich wirklich ein ſehr ſchlechter Koch bin,
ſo hoffe ich, die geſitteten Voͤlker werden dieſe Ver-
letzung der Herrſchaft, welche dem Mannsvolke zu
allen Zeiten eigen geweſen iſt, und die Beleidigung
einer Perſon, die ſolches auf keinerley Weiſe ver-
dient hat, nicht mit gleichguͤltigen Augen anſehen.

Ein Frauenzimmer, welches vor ihre Schriften
ihr Kupferbild ſetzt, oder in der Vorrede deswegen
um Pardon ruft, weil ſie ein Frauenzimmer iſt,
verraͤth entweder ihr boͤſes Gewiſſen und die Unge-
rechtigkeit ihrer Sache, oder glaubt, daß die Kunſt-
richter voll Leidenſchaften, und eben ſo wohl zu blen-
den ſind, als die Richter der Phryne, welche ihren
Rechtshandel verſpielt haben wuͤrde, wenn ſie nicht
den Schleyer zuruͤckgeſchlagen haͤtte.

Aus dem, was ich bisher angefuͤhrt habe, wird
man urtheilen koͤnnen, wie billig es ſey, einem Frau-

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[163/0163] Noten ohne Text. nicht ſehen. Diejenige unumſchraͤnkte Gewalt, welche wir dem Frauenzimmer aus Hoͤflichkeit und Hochachtung an ihrem Nachttiſche zugeſtehen; dieſe hoͤrt gleich auf, ſo bald wir einander in dem Buch- laden antreffen. Sie ſey witzig, ſie ſuche ihren Ge- ſchmack auszubeſſern, ſie ſchreibe, um ihren Verſtand zu ſchaͤrfen; aber ſie ſchreibe nur fuͤr ſich, nicht fuͤr die Welt, ohne ihre Kraͤfte vorher wohl zu pruͤfen. Thut ſie es aber doch, ſo behalte ich mir vor, mit naͤchſtem ein Kochbuch zu ſchreiben, und wollte das Frauenzimmer anfangen uͤber mein Kochbuch zu ſpotten, da ich wirklich ein ſehr ſchlechter Koch bin, ſo hoffe ich, die geſitteten Voͤlker werden dieſe Ver- letzung der Herrſchaft, welche dem Mannsvolke zu allen Zeiten eigen geweſen iſt, und die Beleidigung einer Perſon, die ſolches auf keinerley Weiſe ver- dient hat, nicht mit gleichguͤltigen Augen anſehen. Ein Frauenzimmer, welches vor ihre Schriften ihr Kupferbild ſetzt, oder in der Vorrede deswegen um Pardon ruft, weil ſie ein Frauenzimmer iſt, verraͤth entweder ihr boͤſes Gewiſſen und die Unge- rechtigkeit ihrer Sache, oder glaubt, daß die Kunſt- richter voll Leidenſchaften, und eben ſo wohl zu blen- den ſind, als die Richter der Phryne, welche ihren Rechtshandel verſpielt haben wuͤrde, wenn ſie nicht den Schleyer zuruͤckgeſchlagen haͤtte. Aus dem, was ich bisher angefuͤhrt habe, wird man urtheilen koͤnnen, wie billig es ſey, einem Frau- enzim- L 2

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 2. Leipzig, 1751, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung02_1751/163>, abgerufen am 22.11.2024.