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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751.

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Von der Vortrefflichkeit
der, aus einem weisen Spruche eines Gelehrten,
oder aus einer Ueberschrift, oder aus einem Stücke
des Alterthums und der Historie, oder aus einer
kritischen Anmerkung. Sie dürfen nicht mit Fleiß
ausgesucht, sondern müssen von ungefähr gefunden,
mithin von einander ganz unterschieden seyn. Ein
jeder Gedanke wird auf einen besondern Zettel ge-
schrieben. Auf solche Weise bringen wir auf 52 Zet-
teln, 52 bündige Gedanken zusammen. Diese wirft
der Vorsitzende in seinen Huth, rühret sie wohl un-
ter einander, und legt sie alsdann in einer Reihe
auf den Tisch. Der, welchen die Ordnung zu re-
den trifft, steht alsdann auf. Der Vorsitzende
sagt ihm einen Satz, welcher ihm zuerst beyfällt.
Dieser muß sogleich abgehandelt werden, und in
den 52 Zetteln findet er eine unerschöpfliche Quelle
desjenigen, wodurch er, aus dem Stegreife, eine
männliche, bündige, gelehrte, sinnreiche und lebhafte
Rede, ohne Anstoß, vorbringen kann. Es ist dieses
nichts unmögliches. Ein jeder Gedanke führt
uns auf den andern. Ein zufälliges Wort ist hier-
zu genug. Will sich auch dieses nicht finden, so
suchet man ein Gleichniß, oder ein Exempel. Das
bewährteste Mittel ist die Erfindung, welche die
Redner a contrario nennen. Sind aber die aufge-
gebnen Gedanken gar zu hartnäckigt, und wollen sie
sich auf keine Weise verbinden lassen, so sagen wir
dieselben in ihrer unzertrennten Ordnung her, und
schließen mit einem verwundrungsvollen: Jedoch,
wo gerathe ich hin!
Dieses heißt auf eine unge-
fähre Art verknüpfen.

§. 9.

Von der Vortrefflichkeit
der, aus einem weiſen Spruche eines Gelehrten,
oder aus einer Ueberſchrift, oder aus einem Stuͤcke
des Alterthums und der Hiſtorie, oder aus einer
kritiſchen Anmerkung. Sie duͤrfen nicht mit Fleiß
ausgeſucht, ſondern muͤſſen von ungefaͤhr gefunden,
mithin von einander ganz unterſchieden ſeyn. Ein
jeder Gedanke wird auf einen beſondern Zettel ge-
ſchrieben. Auf ſolche Weiſe bringen wir auf 52 Zet-
teln, 52 buͤndige Gedanken zuſammen. Dieſe wirft
der Vorſitzende in ſeinen Huth, ruͤhret ſie wohl un-
ter einander, und legt ſie alsdann in einer Reihe
auf den Tiſch. Der, welchen die Ordnung zu re-
den trifft, ſteht alsdann auf. Der Vorſitzende
ſagt ihm einen Satz, welcher ihm zuerſt beyfaͤllt.
Dieſer muß ſogleich abgehandelt werden, und in
den 52 Zetteln findet er eine unerſchoͤpfliche Quelle
desjenigen, wodurch er, aus dem Stegreife, eine
maͤnnliche, buͤndige, gelehrte, ſinnreiche und lebhafte
Rede, ohne Anſtoß, vorbringen kann. Es iſt dieſes
nichts unmoͤgliches. Ein jeder Gedanke fuͤhrt
uns auf den andern. Ein zufaͤlliges Wort iſt hier-
zu genug. Will ſich auch dieſes nicht finden, ſo
ſuchet man ein Gleichniß, oder ein Exempel. Das
bewaͤhrteſte Mittel iſt die Erfindung, welche die
Redner a contrario nennen. Sind aber die aufge-
gebnen Gedanken gar zu hartnaͤckigt, und wollen ſie
ſich auf keine Weiſe verbinden laſſen, ſo ſagen wir
dieſelben in ihrer unzertrennten Ordnung her, und
ſchließen mit einem verwundrungsvollen: Jedoch,
wo gerathe ich hin!
Dieſes heißt auf eine unge-
faͤhre Art verknuͤpfen.

§. 9.
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[18/0092] Von der Vortrefflichkeit der, aus einem weiſen Spruche eines Gelehrten, oder aus einer Ueberſchrift, oder aus einem Stuͤcke des Alterthums und der Hiſtorie, oder aus einer kritiſchen Anmerkung. Sie duͤrfen nicht mit Fleiß ausgeſucht, ſondern muͤſſen von ungefaͤhr gefunden, mithin von einander ganz unterſchieden ſeyn. Ein jeder Gedanke wird auf einen beſondern Zettel ge- ſchrieben. Auf ſolche Weiſe bringen wir auf 52 Zet- teln, 52 buͤndige Gedanken zuſammen. Dieſe wirft der Vorſitzende in ſeinen Huth, ruͤhret ſie wohl un- ter einander, und legt ſie alsdann in einer Reihe auf den Tiſch. Der, welchen die Ordnung zu re- den trifft, ſteht alsdann auf. Der Vorſitzende ſagt ihm einen Satz, welcher ihm zuerſt beyfaͤllt. Dieſer muß ſogleich abgehandelt werden, und in den 52 Zetteln findet er eine unerſchoͤpfliche Quelle desjenigen, wodurch er, aus dem Stegreife, eine maͤnnliche, buͤndige, gelehrte, ſinnreiche und lebhafte Rede, ohne Anſtoß, vorbringen kann. Es iſt dieſes nichts unmoͤgliches. Ein jeder Gedanke fuͤhrt uns auf den andern. Ein zufaͤlliges Wort iſt hier- zu genug. Will ſich auch dieſes nicht finden, ſo ſuchet man ein Gleichniß, oder ein Exempel. Das bewaͤhrteſte Mittel iſt die Erfindung, welche die Redner a contrario nennen. Sind aber die aufge- gebnen Gedanken gar zu hartnaͤckigt, und wollen ſie ſich auf keine Weiſe verbinden laſſen, ſo ſagen wir dieſelben in ihrer unzertrennten Ordnung her, und ſchließen mit einem verwundrungsvollen: Jedoch, wo gerathe ich hin! Dieſes heißt auf eine unge- faͤhre Art verknuͤpfen. §. 9.

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung01_1751/92>, abgerufen am 24.11.2024.