[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751.der Glückwünschungsschreiben. man dasjenige, was auf den Titelblatte steht, dar-innen ordentlich ausführen. Dieses ist schlechter- dings wider den Charakter meiner Glückwün- schungsschreiben. Man muß etwas sagen, dessen sich der Leser nicht versieht. Das Unerwartete rührt am meisten. Zum Exempel: Man thut, als wolle man von den Regeln der Geselligkeit han- deln, und erzählt die Geschichte des Aeneas und Turnus. Man verspricht, die Mittel zu zeigen, wodurch man glücklich werden kann, und beschreibt dafür das Wesen des Schwefels und Salzes. Man stellet sich, als wolle man die Vorzüge der heutigen Poesie anführen, und rühmt die Fabeln des Crispinus 13. §. 6. Diese Abhandlungen müssen sauber ge- nen 13 Meine Leser werden es bestens entschuldigen, daß bey diesem Abschnitte keine Note ist. Es ist ein Versehen, wel- ches mir, besonders bey gegenwärtiger Abhandlung, bey- nahe nicht zu verzeihen wäre, wenn ich mich nicht hier- durch anheischig machte, es in folgenden Abschnitten wieder einzubringen. 14 Der Titel, welchen ich dieser Schrift vorgesetzt habe,
kann diesen Satz am besten beweisen. Jch hatte eine rechte Freude, als er fertig war, und mancher Dichter empfindet bey denen Versen, die er zur Welt gebracht, die kü- der Gluͤckwuͤnſchungsſchreiben. man dasjenige, was auf den Titelblatte ſteht, dar-innen ordentlich ausfuͤhren. Dieſes iſt ſchlechter- dings wider den Charakter meiner Gluͤckwuͤn- ſchungsſchreiben. Man muß etwas ſagen, deſſen ſich der Leſer nicht verſieht. Das Unerwartete ruͤhrt am meiſten. Zum Exempel: Man thut, als wolle man von den Regeln der Geſelligkeit han- deln, und erzaͤhlt die Geſchichte des Aeneas und Turnus. Man verſpricht, die Mittel zu zeigen, wodurch man gluͤcklich werden kann, und beſchreibt dafuͤr das Weſen des Schwefels und Salzes. Man ſtellet ſich, als wolle man die Vorzuͤge der heutigen Poeſie anfuͤhren, und ruͤhmt die Fabeln des Criſpinus 13. §. 6. Dieſe Abhandlungen muͤſſen ſauber ge- nen 13 Meine Leſer werden es beſtens entſchuldigen, daß bey dieſem Abſchnitte keine Note iſt. Es iſt ein Verſehen, wel- ches mir, beſonders bey gegenwaͤrtiger Abhandlung, bey- nahe nicht zu verzeihen waͤre, wenn ich mich nicht hier- durch anheiſchig machte, es in folgenden Abſchnitten wieder einzubringen. 14 Der Titel, welchen ich dieſer Schrift vorgeſetzt habe,
kann dieſen Satz am beſten beweiſen. Jch hatte eine rechte Freude, als er fertig war, und mancher Dichter empfindet bey denen Verſen, die er zur Welt gebracht, die kuͤ- <TEI> <text> <body> <p><pb facs="#f0087" n="13"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Gluͤckwuͤnſchungsſchreiben.</hi></fw><lb/> man dasjenige, was auf den Titelblatte ſteht, dar-<lb/> innen ordentlich ausfuͤhren. Dieſes iſt ſchlechter-<lb/> dings wider den Charakter meiner Gluͤckwuͤn-<lb/> ſchungsſchreiben. Man muß etwas ſagen, deſſen<lb/> ſich der Leſer nicht verſieht. Das Unerwartete<lb/> ruͤhrt am meiſten. Zum Exempel: Man thut, als<lb/> wolle man von den Regeln der Geſelligkeit han-<lb/> deln, und erzaͤhlt die Geſchichte des Aeneas und<lb/> Turnus. Man verſpricht, die Mittel zu zeigen,<lb/> wodurch man gluͤcklich werden kann, und beſchreibt<lb/> dafuͤr das Weſen des Schwefels und Salzes.<lb/> Man ſtellet ſich, als wolle man die Vorzuͤge der<lb/> heutigen Poeſie anfuͤhren, und ruͤhmt die Fabeln<lb/> des <hi rendition="#fr">Criſpinus</hi> <note place="foot" n="13">Meine Leſer werden es beſtens entſchuldigen, daß bey<lb/> dieſem Abſchnitte keine Note iſt. Es iſt ein Verſehen, wel-<lb/> ches mir, beſonders bey gegenwaͤrtiger Abhandlung, bey-<lb/> nahe nicht zu verzeihen waͤre, wenn ich mich nicht hier-<lb/> durch anheiſchig machte, es in folgenden Abſchnitten<lb/> wieder einzubringen.</note>.</p><lb/> <p>§. 6. Dieſe Abhandlungen muͤſſen <hi rendition="#fr">ſauber ge-<lb/> druckt</hi> ſeyn. Dieſes wird hauptſaͤchlich erfodert;<lb/> darum habe ich es auch zuerſt angemerket. Es<lb/> nimmt den Leſer unvermerkt ein, und indem er den<lb/> ſchoͤnen Druck bewundert, ſo uͤberſieht er manchen<lb/> Fehler. Zum Titel, bey welchem man ſich der<lb/> laͤngſten <note xml:id="seg2pn_2_1" next="#seg2pn_2_2" place="foot" n="14">Der Titel, welchen ich dieſer Schrift vorgeſetzt habe,<lb/> kann dieſen Satz am beſten beweiſen. Jch hatte eine<lb/> rechte Freude, als er fertig war, und mancher Dichter<lb/> empfindet bey denen Verſen, die er zur Welt gebracht, die<lb/> <fw place="bottom" type="catch">kuͤ-</fw></note> und fuͤrchterlichſten Woͤrter zu bedie-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">nen</fw><lb/></p> </body> </text> </TEI> [13/0087]
der Gluͤckwuͤnſchungsſchreiben.
man dasjenige, was auf den Titelblatte ſteht, dar-
innen ordentlich ausfuͤhren. Dieſes iſt ſchlechter-
dings wider den Charakter meiner Gluͤckwuͤn-
ſchungsſchreiben. Man muß etwas ſagen, deſſen
ſich der Leſer nicht verſieht. Das Unerwartete
ruͤhrt am meiſten. Zum Exempel: Man thut, als
wolle man von den Regeln der Geſelligkeit han-
deln, und erzaͤhlt die Geſchichte des Aeneas und
Turnus. Man verſpricht, die Mittel zu zeigen,
wodurch man gluͤcklich werden kann, und beſchreibt
dafuͤr das Weſen des Schwefels und Salzes.
Man ſtellet ſich, als wolle man die Vorzuͤge der
heutigen Poeſie anfuͤhren, und ruͤhmt die Fabeln
des Criſpinus 13.
§. 6. Dieſe Abhandlungen muͤſſen ſauber ge-
druckt ſeyn. Dieſes wird hauptſaͤchlich erfodert;
darum habe ich es auch zuerſt angemerket. Es
nimmt den Leſer unvermerkt ein, und indem er den
ſchoͤnen Druck bewundert, ſo uͤberſieht er manchen
Fehler. Zum Titel, bey welchem man ſich der
laͤngſten 14 und fuͤrchterlichſten Woͤrter zu bedie-
nen
13 Meine Leſer werden es beſtens entſchuldigen, daß bey
dieſem Abſchnitte keine Note iſt. Es iſt ein Verſehen, wel-
ches mir, beſonders bey gegenwaͤrtiger Abhandlung, bey-
nahe nicht zu verzeihen waͤre, wenn ich mich nicht hier-
durch anheiſchig machte, es in folgenden Abſchnitten
wieder einzubringen.
14 Der Titel, welchen ich dieſer Schrift vorgeſetzt habe,
kann dieſen Satz am beſten beweiſen. Jch hatte eine
rechte Freude, als er fertig war, und mancher Dichter
empfindet bey denen Verſen, die er zur Welt gebracht, die
kuͤ-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |