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[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751.

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Von der Vortrefflichkeit

Nur etwas bedaure ich. Dein Abschied kömmt
mir zu unvermuthet 1. Nur vor wenig Tagen
habe ich diesen Deinen Entschluß erfahren. Jch
bin also nicht im Stande gewesen, auf gegenwär-
tige Arbeit den gehörigen Fleiß zu wenden. Sie
ist eine unreife Frucht 2 weniger Stunden, und
die häufig darinnen vorkommenden Fehler wird
nichts, als Dein Wohlwollen, und meine beynahe
ganz unglaubliche Eilfertigkeit entschuldigen müssen.
Von der wenigen Muße 3 die ich habe, und der

über-
1 Dieses ist die erste Spur in gegenwärtiger Abhandlung,
welche von der Stärke zeuget, die ich in Verferti-
gung eines Glückwünschungsschreiben, nach der neusten
Mode, besitze. Dein Abschied ist mir gar nicht unvermu-
thet gekommen. Jch habe ihn vor vielen Wochen gewußt.
Schon seit dem Tode des Kaisers bin ich mit dieser Schrift
fertig gewesen. Jch habe mit innigstem Schmerzen auf
eine Gelegenheit gewartet, sie unter die Presse zu bringen.
Es würde aber ein wesentliches Stück weggefallen seyn,
wenn ich nicht so bestürzt und eilfertig gethan hätte.
Meine werthesten Mitbrüder, die wünschende Gesellschaft,
sieht die Schönheit davon vortrefflich ein. Und es wür-
de sehr altväterisch geklungen haben, wenn ich gesagt hätte,
daß dieses Werkchen mit gründlichem Vorbedachte, und
reifer Ueberlegung geschrieben sey.
2 Dieses Urtheil fälle ich von mir, aus einer gelehrten und
allen Autoren gewöhnlichen Schamhaftigkeit; will es
aber bey dem geneigten Leser möglichst verbitten. Es
widerleget sich auch aus obigem von selbst, und ist nur
eine Figur.
3 Jch beziehe mich hier auf obige Anmerkungen. Wenn
ich spräche, daß ich nichts zu thun hätte, auch allem Anse-
hen nach so bald nicht mit einem Amte oder überhäufter
Arbeit beschweret werden dürfte, so redete ich zwar die
Wahrheit; aber ich sagte etwas, quod indignum esset no-
stris temporibus, indignum autore, indignum gratulante,
& fausta quaeuis appreeante.
Von der Vortrefflichkeit

Nur etwas bedaure ich. Dein Abſchied koͤmmt
mir zu unvermuthet 1. Nur vor wenig Tagen
habe ich dieſen Deinen Entſchluß erfahren. Jch
bin alſo nicht im Stande geweſen, auf gegenwaͤr-
tige Arbeit den gehoͤrigen Fleiß zu wenden. Sie
iſt eine unreife Frucht 2 weniger Stunden, und
die haͤufig darinnen vorkommenden Fehler wird
nichts, als Dein Wohlwollen, und meine beynahe
ganz unglaubliche Eilfertigkeit entſchuldigen muͤſſen.
Von der wenigen Muße 3 die ich habe, und der

uͤber-
1 Dieſes iſt die erſte Spur in gegenwaͤrtiger Abhandlung,
welche von der Staͤrke zeuget, die ich in Verferti-
gung eines Gluͤckwuͤnſchungsſchreiben, nach der neuſten
Mode, beſitze. Dein Abſchied iſt mir gar nicht unvermu-
thet gekommen. Jch habe ihn vor vielen Wochen gewußt.
Schon ſeit dem Tode des Kaiſers bin ich mit dieſer Schrift
fertig geweſen. Jch habe mit innigſtem Schmerzen auf
eine Gelegenheit gewartet, ſie unter die Preſſe zu bringen.
Es wuͤrde aber ein weſentliches Stuͤck weggefallen ſeyn,
wenn ich nicht ſo beſtuͤrzt und eilfertig gethan haͤtte.
Meine wertheſten Mitbruͤder, die wuͤnſchende Geſellſchaft,
ſieht die Schoͤnheit davon vortrefflich ein. Und es wuͤr-
de ſehr altvaͤteriſch geklungen haben, wenn ich geſagt haͤtte,
daß dieſes Werkchen mit gruͤndlichem Vorbedachte, und
reifer Ueberlegung geſchrieben ſey.
2 Dieſes Urtheil faͤlle ich von mir, aus einer gelehrten und
allen Autoren gewoͤhnlichen Schamhaftigkeit; will es
aber bey dem geneigten Leſer moͤglichſt verbitten. Es
widerleget ſich auch aus obigem von ſelbſt, und iſt nur
eine Figur.
3 Jch beziehe mich hier auf obige Anmerkungen. Wenn
ich ſpraͤche, daß ich nichts zu thun haͤtte, auch allem Anſe-
hen nach ſo bald nicht mit einem Amte oder uͤberhaͤufter
Arbeit beſchweret werden duͤrfte, ſo redete ich zwar die
Wahrheit; aber ich ſagte etwas, quod indignum eſſet no-
ſtris temporibus, indignum autore, indignum gratulante,
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[6/0080] Von der Vortrefflichkeit Nur etwas bedaure ich. Dein Abſchied koͤmmt mir zu unvermuthet 1. Nur vor wenig Tagen habe ich dieſen Deinen Entſchluß erfahren. Jch bin alſo nicht im Stande geweſen, auf gegenwaͤr- tige Arbeit den gehoͤrigen Fleiß zu wenden. Sie iſt eine unreife Frucht 2 weniger Stunden, und die haͤufig darinnen vorkommenden Fehler wird nichts, als Dein Wohlwollen, und meine beynahe ganz unglaubliche Eilfertigkeit entſchuldigen muͤſſen. Von der wenigen Muße 3 die ich habe, und der uͤber- 1 Dieſes iſt die erſte Spur in gegenwaͤrtiger Abhandlung, welche von der Staͤrke zeuget, die ich in Verferti- gung eines Gluͤckwuͤnſchungsſchreiben, nach der neuſten Mode, beſitze. Dein Abſchied iſt mir gar nicht unvermu- thet gekommen. Jch habe ihn vor vielen Wochen gewußt. Schon ſeit dem Tode des Kaiſers bin ich mit dieſer Schrift fertig geweſen. Jch habe mit innigſtem Schmerzen auf eine Gelegenheit gewartet, ſie unter die Preſſe zu bringen. Es wuͤrde aber ein weſentliches Stuͤck weggefallen ſeyn, wenn ich nicht ſo beſtuͤrzt und eilfertig gethan haͤtte. Meine wertheſten Mitbruͤder, die wuͤnſchende Geſellſchaft, ſieht die Schoͤnheit davon vortrefflich ein. Und es wuͤr- de ſehr altvaͤteriſch geklungen haben, wenn ich geſagt haͤtte, daß dieſes Werkchen mit gruͤndlichem Vorbedachte, und reifer Ueberlegung geſchrieben ſey. 2 Dieſes Urtheil faͤlle ich von mir, aus einer gelehrten und allen Autoren gewoͤhnlichen Schamhaftigkeit; will es aber bey dem geneigten Leſer moͤglichſt verbitten. Es widerleget ſich auch aus obigem von ſelbſt, und iſt nur eine Figur. 3 Jch beziehe mich hier auf obige Anmerkungen. Wenn ich ſpraͤche, daß ich nichts zu thun haͤtte, auch allem Anſe- hen nach ſo bald nicht mit einem Amte oder uͤberhaͤufter Arbeit beſchweret werden duͤrfte, ſo redete ich zwar die Wahrheit; aber ich ſagte etwas, quod indignum eſſet no- ſtris temporibus, indignum autore, indignum gratulante, & fauſta quaeuis appreeante.

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Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung01_1751/80>, abgerufen am 27.11.2024.