Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorbericht.
ließ diese Stelle, nebst andern, in eben diesem ironi-
schen Charakter, unter dem Titel: Versuch eines
deutschen Wörterbuchs
* in die Monatschrift der
neuen Beyträge, zum Vergnügen des Verstandes
und Witzes, einrücken, und ich war so glücklich, daß
dieser Aufsatz bey vernünftigen Lesern Beyfall fand.

Jch weis aber nicht, durch welchen unglückli-
chen Zufall diese Monatschrift den Bauern eines
Dorfs im Voigtlande in die Hände gespielt wird.
Sie finden in dem Artikel von Complimenten,
in dem von Eidschwüren und sonst einige Stellen,
die ihnen auch als Bauern gefallen. Der Geistli-
che des Orts hört etwas davon, und weil er nichts
als einzelne Stellen hört, so ist es ihm zu gute zu
halten, daß er solche, außer ihrem Zusammenhange,
für verdächtig hält. Auch dieses will ich bey ihm
noch entschuldigen, daß er auf der Kanzel sowohl,
als bey dem Kindtaufessen, ängstlich wider diese
Schrift eifert; wider diese gefährliche böse Schrift,
die er noch nicht gesehen hat. Kurz; er macht
Lärmen, und der Gerichtsverwalter tritt ins Gewehr.
Nun hebt sich das Schreiben an! Richter und Schöp-
pen, Müller, Bauern und Einnehmer werden vor-
gefodert; man will das böse Buch heraus haben,

es
* Siehe diese Sammlung satyrischer Schriften, den 2 Theil.

Vorbericht.
ließ dieſe Stelle, nebſt andern, in eben dieſem ironi-
ſchen Charakter, unter dem Titel: Verſuch eines
deutſchen Woͤrterbuchs
* in die Monatſchrift der
neuen Beytraͤge, zum Vergnuͤgen des Verſtandes
und Witzes, einruͤcken, und ich war ſo gluͤcklich, daß
dieſer Aufſatz bey vernuͤnftigen Leſern Beyfall fand.

Jch weis aber nicht, durch welchen ungluͤckli-
chen Zufall dieſe Monatſchrift den Bauern eines
Dorfs im Voigtlande in die Haͤnde geſpielt wird.
Sie finden in dem Artikel von Complimenten,
in dem von Eidſchwuͤren und ſonſt einige Stellen,
die ihnen auch als Bauern gefallen. Der Geiſtli-
che des Orts hoͤrt etwas davon, und weil er nichts
als einzelne Stellen hoͤrt, ſo iſt es ihm zu gute zu
halten, daß er ſolche, außer ihrem Zuſammenhange,
fuͤr verdaͤchtig haͤlt. Auch dieſes will ich bey ihm
noch entſchuldigen, daß er auf der Kanzel ſowohl,
als bey dem Kindtaufeſſen, aͤngſtlich wider dieſe
Schrift eifert; wider dieſe gefaͤhrliche boͤſe Schrift,
die er noch nicht geſehen hat. Kurz; er macht
Laͤrmen, und der Gerichtsverwalter tritt ins Gewehr.
Nun hebt ſich das Schreiben an! Richter und Schoͤp-
pen, Muͤller, Bauern und Einnehmer werden vor-
gefodert; man will das boͤſe Buch heraus haben,

es
* Siehe dieſe Sammlung ſatyriſcher Schriften, den 2 Theil.
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div>
        <p><pb facs="#f0034" n="34"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Vorbericht.</hi></hi></fw><lb/>
ließ die&#x017F;e Stelle, neb&#x017F;t andern, in eben die&#x017F;em ironi-<lb/>
&#x017F;chen Charakter, unter dem Titel: <hi rendition="#fr">Ver&#x017F;uch eines<lb/>
deut&#x017F;chen Wo&#x0364;rterbuchs</hi> <note place="foot" n="*">Siehe die&#x017F;e Sammlung &#x017F;atyri&#x017F;cher Schriften, den 2 Theil.</note> in die Monat&#x017F;chrift der<lb/>
neuen Beytra&#x0364;ge, zum Vergnu&#x0364;gen des Ver&#x017F;tandes<lb/>
und Witzes, einru&#x0364;cken, und ich war &#x017F;o glu&#x0364;cklich, daß<lb/>
die&#x017F;er Auf&#x017F;atz bey vernu&#x0364;nftigen Le&#x017F;ern Beyfall fand.</p><lb/>
        <p>Jch weis aber nicht, durch welchen unglu&#x0364;ckli-<lb/>
chen Zufall die&#x017F;e Monat&#x017F;chrift den Bauern eines<lb/>
Dorfs im Voigtlande in die Ha&#x0364;nde ge&#x017F;pielt wird.<lb/>
Sie finden in dem Artikel von <hi rendition="#fr">Complimenten,</hi><lb/>
in dem von <hi rendition="#fr">Eid&#x017F;chwu&#x0364;ren</hi> und &#x017F;on&#x017F;t einige Stellen,<lb/>
die ihnen auch als Bauern gefallen. Der Gei&#x017F;tli-<lb/>
che des Orts ho&#x0364;rt etwas davon, und weil er nichts<lb/>
als einzelne Stellen ho&#x0364;rt, &#x017F;o i&#x017F;t es ihm zu gute zu<lb/>
halten, daß er &#x017F;olche, außer ihrem Zu&#x017F;ammenhange,<lb/>
fu&#x0364;r verda&#x0364;chtig ha&#x0364;lt. Auch die&#x017F;es will ich bey ihm<lb/>
noch ent&#x017F;chuldigen, daß er auf der Kanzel &#x017F;owohl,<lb/>
als bey dem Kindtaufe&#x017F;&#x017F;en, a&#x0364;ng&#x017F;tlich wider die&#x017F;e<lb/>
Schrift eifert; wider die&#x017F;e gefa&#x0364;hrliche bo&#x0364;&#x017F;e Schrift,<lb/>
die er noch nicht ge&#x017F;ehen hat. Kurz; er macht<lb/>
La&#x0364;rmen, und der Gerichtsverwalter tritt ins Gewehr.<lb/>
Nun hebt &#x017F;ich das Schreiben an! Richter und Scho&#x0364;p-<lb/>
pen, Mu&#x0364;ller, Bauern und Einnehmer werden vor-<lb/>
gefodert; man will das bo&#x0364;&#x017F;e Buch heraus haben,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">es</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[34/0034] Vorbericht. ließ dieſe Stelle, nebſt andern, in eben dieſem ironi- ſchen Charakter, unter dem Titel: Verſuch eines deutſchen Woͤrterbuchs * in die Monatſchrift der neuen Beytraͤge, zum Vergnuͤgen des Verſtandes und Witzes, einruͤcken, und ich war ſo gluͤcklich, daß dieſer Aufſatz bey vernuͤnftigen Leſern Beyfall fand. Jch weis aber nicht, durch welchen ungluͤckli- chen Zufall dieſe Monatſchrift den Bauern eines Dorfs im Voigtlande in die Haͤnde geſpielt wird. Sie finden in dem Artikel von Complimenten, in dem von Eidſchwuͤren und ſonſt einige Stellen, die ihnen auch als Bauern gefallen. Der Geiſtli- che des Orts hoͤrt etwas davon, und weil er nichts als einzelne Stellen hoͤrt, ſo iſt es ihm zu gute zu halten, daß er ſolche, außer ihrem Zuſammenhange, fuͤr verdaͤchtig haͤlt. Auch dieſes will ich bey ihm noch entſchuldigen, daß er auf der Kanzel ſowohl, als bey dem Kindtaufeſſen, aͤngſtlich wider dieſe Schrift eifert; wider dieſe gefaͤhrliche boͤſe Schrift, die er noch nicht geſehen hat. Kurz; er macht Laͤrmen, und der Gerichtsverwalter tritt ins Gewehr. Nun hebt ſich das Schreiben an! Richter und Schoͤp- pen, Muͤller, Bauern und Einnehmer werden vor- gefodert; man will das boͤſe Buch heraus haben, es * Siehe dieſe Sammlung ſatyriſcher Schriften, den 2 Theil.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung01_1751
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung01_1751/34
Zitationshilfe: [Rabener, Gottlieb Wilhelm]: Sammlung satyrischer Schriften. Bd. 1. Leipzig, 1751, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rabener_sammlung01_1751/34>, abgerufen am 25.11.2024.